Blickanalyse in Garagen
Pilotprojekt von ÖAMTC und WIPARK.
Blickanalysen zeigen Optimierungsbedarf bei Ausstattung und Gestaltung von Parkgaragen.Mitgliederbefragung und Infrastrukturtest durch ÖAMTC-Testexpert:innen ergänzen dreiteiliges Kooperationsprojekt mit WIPARK.
Orientierung in Parkgaragen
Wohin schauen Autofahrer:innen, wenn sie in eine Garage fahren? Welche Hinweisschilder und Verkehrszeichen beachten sie, was lenkt ab? Der ÖAMTC hat in Zusammenarbeit mit dem Garagenbetreiber WIPARK in Wien erstmals Blickanalysen mit Eyetracking-Brillen beim Befahren einer Parkgarage durchgeführt. Dabei wurde das Blickverhalten von Lenker:innen objektiv analysiert – von der Einfahrt in die Garage über die Suche nach einem Abstellplatz, beim Bezahlvorgang am Kassenautomat bis hin zur Ausfahrt.
Marion Seidenberger, ÖAMTC-Psychologin
"Das Blickverhalten, das wir erstmals live beim Befahren einer Garage analysiert haben, zeigt Fahrunsicherheiten und lässt so Rückschlüsse auf mögliche Verbesserungen zu."
Ergänzt werden die Erkenntnisse aus der Blickanalyse mit den Ergebnissen einer umfassenden Mitgliederbefragung des Mobilitätsclubs zu Nutzungsmotiven und Sicherheit in Parkgaragen sowie einem Infrastrukturtest von ÖAMTC-Testexpert:innen in ausgewählten Anlagen. "Insgesamt zeigt das dreiteilige Kooperationsprojekt zwischen ÖAMTC und WIPARK Optimierungsbedarf in älteren Garagen und gibt wichtige Hinweise zur Gestaltung und Ausstattung neuer Anlagen. Wichtig sind dabei vor allem ausreichend breite Stellplätze, Helligkeit, Übersichtlichkeit, gute Beleuchtung und Beschilderung, ausgewiesene Fußwege sowie die Ausstattung mit Toiletten und E-Ladestationen", fasst Seidenberger zusammen.
Blickanalyse zeigt Orientierungsprobleme bei spärlicher Beschilderung, WIPARK reagierte umgehend – weitere Verbesserungen in Umsetzung
Die Blickanalysen wurden im Echtfahrsetting im Februar 2022 mit neun Proband:innen in der WIPARK Votivpark-Garage in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse der Blickverläufe zeigen, dass mangelhafte Beschilderung sowie unerwartete Ablenkungen zu Fehlverhalten führen. "Im ersten Untergeschoss mit ideal beleuchteten Anzeigen haben sich alle gut und rasch zurechtgefunden. Im zweiten Untergeschoss belegen vermehrte Blick-Suchvorgänge Orientierungsprobleme. Mangels leicht auffindbarer Beschriftungen fuhren fünf Personen vorschriftswidrig gegen die Einbahn", berichtet die ÖAMTC-Expertin. Beim Bezahlen an Ticketautomaten hatte ein Drittel Probleme – sie versuchten, das Ticket fälschlicherweise beim Geldschlitz oder beim Lichtbalken zuzuführen.
Erfreulicherweise wurden einige Verbesserungstipps der Proband:innen und seitens der ÖAMTC-Testexpert:innen bereits von der Firma WIPARK umgesetzt – beispielsweise die Erhöhung der Helligkeit der Beleuchtungskörper, die Anbringung von zusätzlichen Ausgangsschildern und die Erneuerung der Bodenmarkierungen. "Diese wertvollen Ergebnisse werden wir jedenfalls berücksichtigen. Zukünftig wird seitens WIPARK auch in älteren Parkgaragen das Hauptaugenmerk auf einheitlich helle Beleuchtung, gut sichtbare Beschilderung und aufgefrischte Bodenmarkierungen, eine einfache Bezahlmöglichkeit sowie eine rasche Ein- und Ausfahrt durch Kennzeichenerfassung gelegt", bekräftigt WIPARK-Geschäftsführer Roman Fuchs.
Zeitersparnis und Nichtbeachten von Parkverboten sind Hauptmotive für Garagennutzung, Sicherheit ist wichtiger als der Preis
Im Rahmen der Kooperation mit WIPARK hat der Mobilitätsclub bereits im Herbst 2021 bei der AM.PULS-Studie "Sicherheit in Parkgaragen" fast 2.000 Mitglieder befragt. Als Hauptgründe für die Nutzung einer Garage wurden Zeitersparnis (63 Prozent) und das Nichtkümmern um zeitlich limitierte Parkzeiten und -verbote (53 Prozent) genannt. "Interessanterweise sind den Nutzer:innen eine gute Sicherheits- und Infrastrukturausstattung wichtiger als günstige Tarife", kommentiert ÖAMTC-Expertin Seidenberger das Ergebnis. So stimmten 90 Prozent der Befragten der Aussage "Ich kann mein Auto sicher abstellen" zu, auch Sauberkeit (85 Prozent), Orientierung (83 Prozent) und persönliche Sicherheit (76 Prozent) fanden hohe Zustimmung. Das Preis-Leistungsverhältnis war nur für ein Drittel der Befragten wichtig.
Zu einem guten Sicherheitsgefühl tragen vor allem Videoüberwachung und gute Beleuchtung bei. Schlechte Beleuchtung, Unübersichtlichkeit und Einsamkeit lösen hingegen ein Gefühl von Unsicherheit aus.
Marion Seidenberger, ÖAMTC-Psychologin
"Als Muss-Kriterien in puncto Sicherheit definierten die Befragten klar erfassbare Schilder zur Garage und zum Garagenzugang, ausreichend hohe und breite Stellflächen, ein gutes Leitsystem für Fußgänger:innen sowie einfach zu erreichende Ticketautomaten."