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Donnerstag, 04.Jänner 2024

Tipps zum Fahrradfahren im Winter

Fahrradfahren erfreut sich auch in der kalten Jahreszeit zunehmender Beliebtheit. Wie ist man auch im Winter sicher unterwegs? Worauf muss man bei kalten Temperaturen besonders achten? Tipps und Tricks zum Winterradeln geben die ÖAMTC-Expert:innen.  

Fahrradfahren im Herbst und Winter bringt einige Vorteile. Gerade bei Alltagsfahrten kann man durch den Umstieg auf das Fahrrad nicht nur Sprit und somit bares Geld sparen, sondern schont zudem auch die Umwelt.

Winter Bike to Work Day

Wussten Sie, dass jeden zweiten Freitag im Februar der "International Winter Bike to Work Day" statt findet? Mit diesem Aktionstag, werden die Menschen auf der Nordhalbkugel dazu aufgerufen, mit dem Rad zur Arbeit, Schule oder Uni zu fahren. Ziel ist es, ein Umdenken zu bewirken und darauf aufmerksam zu machen, dass auch in der kalten Jahreszeit das Rad ein sinnvolles Verkehrsmittel sein kann.

Bereits 2023 folgten auch die Mitarbeiter:innen des ÖAMTC Oberösterreich diesem Aufruf und radelten zu ihrem Arbeitsplatz. Am 9. Februar 2024 findet der nächste Winter Bike to Work Day statt - der ÖAMTC Oberösterreich ist natürlich wieder mit dabei!

„Das Fahrrad spielt im Hinblick auf eine klimaschonende Mobilität eine große Rolle. Mit der Teilnahme an diesem Aktionstag wollen wir das Bewusstsein für das Fahrrad als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel weiter stärken und mehr Menschen zum Umstieg auf zwei Räder motivieren“, sagt ÖAMTC Landesdirektor Harald Großauer.

Das war der Winter Bike to Work Day 2023:

Winter Bike to Work Day 2023 ÖAMTC Oberösterreich © ÖAMTC Oberösterreich

Ausstattung des Fahrrades für die kalte Jahreszeit

Wie muss das Fahrrad im Winter ausgestattet sein? Die passende Bereifung, gute Beleuchtung und regelmäßige Pflege spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Die passende Bereifung des Fahrrades im Winter

Die richtige Bereifung des Fahrrades spielt vor allem bei nassem und rutschigem Untergrund eine wichtige Rolle. Im Herbst und Winter ist durch die Witterung die Fahrbahn oft rutschiger als in den Sommermonaten. Anders als bei Autoreifen, ist beim Fahrrad keine Mindestprofiltiefe vorgeschrieben. Es ist aber ratsam auf dünne Rennradreifen zu verzichten und eine Variante mit ausreichend Profil und Aufstandsfläche zu wählen, da gute Bodenhaftung Voraussetzung für sicheres Radeln im Winter ist. Im Fachhandel können auch spezielle Winterreifen für Fahrräder erworben werden. Passende Kotflügel schützen Fahrrad und Fahrradfahrer:in bei schlechter Witterung vor Schmutz und Nässe.

Außerdem sollte der Reifendruck im Winter um 0,2 bis 0,4 bar niedriger gewählt werden. Damit wird die Aufstandsfläche des Reifen vergrößert und dieser kann sich somit besser mit dem Untergrund verbinden. Gewöhnlich findet am Seitenrand des Reifens eine Angabe zum Mindestdruck des Reifens, an dem man sich orientieren kann.

Wer selbst bei eisiger Fahrbahn nicht aufs Fahrradfahren verzichten möchte kann im Fachgeschäft spezielle Spike-Reifen erwerben. Dies ist allerdings nur erfahrenen Winterradler:innen zu empfehlen.

Fun Fact: Haben Sie gewusst, dass es in Linz im Winter 2019/20 nur 2 Eistage, also Tage an denen die Temperaturen ganztägig unter 0° Celsius lagen, gab?* Das ermöglicht vor allem im urbanen Raum das Radfahren an den meisten Wintertagen.

*Quelle: ZAMG (2020): https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/zweitwaermster-winter-der-messgeschichte-2

Gute Beleuchtung ist gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig

Niederschlag, Dämmerung oder die früher einsetzende Dunkelheit machen es nicht nur für Radfahrer:innen schwieriger die Fahrbahn zu sehen, sondern vermindern auch die Sichtbarkeit von Radfahrern:innen für Autofahrer:innen und andere Verkehrsteilnehmer:innen. Deswegen ist eine gute Beleuchtung im Winter essenziell. Vorne muss das Fahrrad mit einem weiß oder hellgelb leuchtenden Scheinwerfer ausgestattet sein, der fest am Fahrrad angebracht ist und ruhendes Licht auf die Fahrbahn wirft. Ein rotes Rücklicht ist ebenfalls verpflichtend. Dieses darf auch blinkend eingestellt sein. Außerdem sind Reflektoren vorgeschrieben: vorne weiß, hinten rot, an den Pedalen und Katzenaugen an den Rädern oder reflektierende Umrandungen der Reifen. Vergessen Sie nicht, die Beleuchtungs- und Reflektorelemente im Bedarfsfall zu reinigen, damit sie wieder mit voller Kraft strahlen können.

Batterie- und akkubetriebe Beleuchtung sollte regelmäßig überprüft werden, da sich diese bei Kälte schneller entladen. Lässt sich Ihre Beleuchtung abnehmen? Dann empfehlen wir diese nicht im Freien zu lassen, sondern bis zur nächsten Fahrt bei Raumtemperatur zu lagern. Auch das kann die Lebensdauer der Batterie bzw. Laufzeit der Akkus verlängern.

Bei Tag und guter Sicht kann die Beleuchtung entfallen. Es ist allerdings ratsam auch plötzliche Wetterumschwünge vorbereitet zu sein.

Auf die Plätze, fertig, los!?

Nicht so schnell … vor der Fahrt sollten Sie auf jeden Fall einen kurzen Funktionstest der Bremsen und der Schaltung durchführen. Lassen sich Brems- und Schalthebel einwandfrei bedienen?

Nach dem Abstellen im Freien sollte vor allem darauf geachtet werden, dass die Bremsen eisfrei und in gutem Zustand sind. Wir empfehlen bei Unsicherheit keine Risiken einzugehen und nur dann loszufahren, wenn die volle Bremsleistung vorhanden ist.

Die richtige Pflege des Fahrrades im Winter

Kalte Temperaturen, nasse Fahrbahnen und Salznässe verlangen dem Fahrrad einiges ab. Daher ist es empfehlenswert das Fahrrad darauf vorzubereiten um eventuelle Schäden bestmöglich zu vermeiden. Nach einer Reinigung mit lauwarmem Wasser und einer weichen Bürste (Es kann auch sanftes Reinigungsmittel verwendet werden.) kann der Rahmen zum Beispiel mit einer Wachsversiegelung konserviert und die Kette geschmiert werden. Speziell für den Winter sind eigene Kälteschmiermittel empfehlenswert und im Fachhandel erhältlich.

Während der Wintersaison sollten Sie alle beweglichen und metallischen Teile des Fahrrades besonders im Auge behalten. Diese benötigen mehr Aufmerksamkeit, da ihnen Kälte und Salznässe zusetzen können. Die Reinigung des Antriebsstranges (Kette, Kassette und Tretkurbel), sowie das Schmieren der Kette mit Winterwachs oder Winteröl sollten regelmäßig durchgeführt werden. Auch der Rahmen freut sich über eine Säuberung zwischendurch.

Die passende Kleidung für’s Winterradeln

Vor allem die Sichtbarkeit sollte bei der Kleidungswahl beachtet werden. Aber natürlich ist auch der Schutz vor Nässe und Kälte ein wichtiger Aspekt.

Schutz vor Kälte und Nässe

Um auch im Winter trocken und warm am Ziel anzukommen, ist eine angepasste Kleidungswahl beim Winterradeln ausschlaggebend. Abhängig von der Außentemperatur, Strecke und Fahrgeschwindigkeit kann an milderen Tagen normale Winterbekleidung ausreichend sein. Durch den sogenannten „Wind Chill Effekt“ können sich durch den Fahrtwind aber auch milde Temperaturen um bis zu 5° C bis 7° Celsius kühler anfühlen. Immer zu empfehlen ist der sogenannte Zwiebellook. Durch mehrere, dünne Bekleidungsschichten, bilden sich Luftpolster, die den Körper warmhalten. Wer leicht ins Schwitzen kommt, ist mit atmungsaktiver Funktionsunterwäsche gut beraten. Ein bis zwei wärmende Schichten bequeme Kleidung und eine wind- und wasserdichte Außenschicht stellen eine gute Wahl dar.

Besonderes Augenmerk sollte bei niedrigen Temperaturen auf die Abschlüsse der einzelnen Kleidungsstücke miteinander gelegt werden. Zu kurze Handschuhe führen oft dazu, dass das Handgelenk zwischen Jackenärmel und Handschuhen dem Fahrtwind ausgesetzt ist. Das kann ganz schön unangenehm werden. Auch ein Schal oder Tuch ist wichtig um den Halsbereich warm zu halten. Ebenso ist es beim Schuhwerk empfehlenswert auf wasser- und winddichte Modelle zurückzugreifen. Für Radfahrer:innen, die leicht kalte Füße bekommen gibt es spezielle Thermoeinlagen oder wasserdichte Überschuhe.

Neben dem eigenen Komfort spielt die Kleidungswahl auch eine wichtige Rolle für die Verkehrssicherheit. Denn wen nicht friert, ist konzentrierter im Straßenverkehr und kann so besser auf Gefahrensituationen reagieren.

Sichtbarkeit = Sicherheit

Gerade in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig sich sichtbar zu machen. Daher empfehlen wir helle und reflektierende Kleidung um sich selbst sichtbarer für andere Verkehrsteilnehmer:innen zu machen. Mit reflektierender Kleidung erhöht sich Ihre Sichtbarkeit von 25 Metern (ohne reflektierender Kleidung) auf ca. 130 Meter – also fast um das Sechsfache. Eine gute Ergänzung stellen reflektierende Klett- oder Klackbänder dar. Diese sollten an bewegenden Körperteilen, wie Armen oder Beinen, angebracht werden um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Durch die Bewegung werden Sie schneller als Radfahrer:in erkannt und tragen damit zu Ihrer eigenen Sicherheit im Straßenverkehr bei.

Nicht nur Dunkelheit und Dämmerung sondern auch Niederschläge wie Regen, Nebel oder Schneefall beeinflussen die Sichtweite aller Verkehrsteilnehmer:innen. Durch die eigene Sichtbarkeit reduzieren Sie aktiv das Unfallrisiko, da Sie früher als Radfahrer:in erkannt werden können. Auch reflektierende Applikationen, Accessoires oder Warnwesten können zur besseren Sichtbarkeit beitragen. Da die Dunkelheit im Winter schnell hereinbrechen kann, sollte man bereits zur Beginn der Dämmerung die notwendige Beleuchtung des Fahrrads aktivieren.

Auch 2022 wollen die Mobilitätsclubs gemeinsam mit dem Land Oberösterreich mit der Aktion "Mach dich sichtbar!" die Sichtbarkeit und Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Mehr dazu finden Sie hier:

Mach dich sichtbar!

Die Helmpflicht gilt zwar nur für Kinder unter 12 Jahren, trotzdem ist es auch Erwachsenen empfohlen einen Helm zur persönlichen Sicherheit zu tragen. Gerade im Winter, wenn die Straßen rutschiger und die Sichtverhältnisse schwieriger sind, ist es wichtig mit einem gutsitzenden Helm auf eventuelle Stürze vorbereitet zu sein und so schweren Verletzungen bestmöglich vorzubeugen. Hinzu kommt die Vorbildwirkung für Kinder. Unter dem Helm kann im Winter problemlos eine einfache Mütze getragen werden und sorgt somit für extra Wärme.

 

Der ÖAMTC hat Fahrradhelme für Groß und Klein getestet. So finden auch Sie den passenden Helm:

Passen Sie Ihre Fahrweise an

Bei eingeschränkter Sicht und oft rutschigem Untergrund empfiehlt sich eine vorausschauende Fahrweise.

So kommen Sie sicher ans Ziel

Um auch im Winter sicher ans Ziel zu kommen ist eine angepasste Fahrweise das Um und Auf. Dabei ist besonders bei schwierigen Bedingungen wie Nässe, eisiger Fahrbahn oder Dämmerung und Dunkelheit Vorsicht geboten.

Generell ist es ratsam vorausschauend und langsamer zu fahren. Wählen Sie leichtere Gänge und fahren Sie im Sitzen. Denken Sie auch daran den Seitenabstand zu anderen Verkehrsteilnehmer:innen wenn möglich zu vergrößern und vergessen Sie nicht den Schulterblick und ein deutliches Handzeichen beim Abbiegevorgang. Deutliche Zeichensetzung ist vor allem bei schlechter Sicht oder Dunkelheit wichtig für die eigene Sicherheit. Außerdem erleichtert Ihnen ein etwas tiefer eingestellter Sattel das Herstellen des leichter Bodenkontakts mit den Füßen – 1 bis 2 cm können dabei schon ausreichend sein.

Beachten Sie auch den Wetterbericht und behalten den Straßenzustand im Blick. Bei Nässe und Eis können Straßenbahnschienen und Bodenmarkierungen zu rutschigen Hindernissen werden. Kurven sollten nicht zu schnell und eng gefahren werden. Reduzieren Sie ihre Geschwindigkeit und meiden Sie besonders rutschige Oberflächen wie nasses Laub oder eisige Kanaldeckel.

Wer auch bei Neuschnee nicht auf das Fahrrad verzichten möchte, sollte gegebenenfalls die Route etwas anpassen und auf geräumte Radwegen und Straßen ausweichen um sicher anzukommen.

Vermeiden Sie Vollbremsungen

Neben dem Fahrverhalten sollte auch das Bremsen an die winterlichen Bedingungen angepasst werden. Neben dem bremsbereiten Fahren ist es wichtig vor allem bei Rutschgefahr vorsichtig zu bremsen und wenn möglich den Abstand zu vergrößern. Denn vor allem bei nasser Fahrbahn verlängert sich der Brems- und Anhalteweg. Sofern es die Situation zulässt, sollten Vollbremsungen vermieden werden. Stattdessen ist mehrmaliges, sanftes bremsen ratsam.

Die Bremskraft sollte im Gegensatz zum Sommer eher durch die hintere Bremse aufgebaut werden. Im Sommer spricht man von einer Bremsverteilung von 70:30% zwischen vorderer und hinterer Bremse, während im Winter eine Verteilung von 60:40% deutlich sicherer ist.

NEU Mit 1. Oktober 2022 ist die 33. StVO-Novelle in Kraft getreten, die auch einige Neuerungen für Radfahrer:innen mit sich bringt. Alle Infos dazu finden Sie hier:

Mit dem E-Bike durch den Winter

An den meisten Wintertagen ist auch der Betrieb des E-Bikes kein Problem. Worauf muss hier besonders geachtet werden?

Darauf müssen Sie speziell beim Winterbetrieb des E-Bikes achten

Bis zu Temperaturen von -10° Celsius können E-Bikes problemlos genutzt werden. Besonderes Augenmerk ist hier auf das Herzstück – nämlich den Akku – zu legen. Dieser sollte nach der Fahrt im Idealfall bei Raumtemperatur, zumindest aber bei +10° Celsius (Kellertemperatur), gelagert und auch aufgeladen werden. Lithium-Ionen-Akkus vertragen das Laden unter dem Gefrierpunkt nicht und können dadurch kaputt gehen.

Behalten Sie auch die Kontaktpunkte des Akkus, sofern dieser abnehmbar ist, im Auge. Bei Bedarf können diese mit einem Spritzer Mos2-Öl versehen werden. Generell gilt beim E-Bike, wie auch bei herkömmlichen Fahrrädern, dass die Pflege und regelmäßige Reinigung gerade bei Betrieb in den Wintermonaten unerlässlich sind.

Beachten Sie bei der Streckenplanung bitte auch, dass sich die Reichweite Ihres Akkus abhängig von der Außentemperatur reduzieren kann. Neopren-Hüllen für den Akku können die Reichweite etwas erhöhen, sind aber nicht für Lithium-Ionen-Akkus geeignet.

Bei nasser und rutschiger Fahrbahn sollten Sie eine geringere Unterstützungsstufe verwenden um nicht ins Schleudern zu geraten.

Die ÖAMTC-Expert:innen haben zum Thema E-Bike alle wissenswerten Infos für Sie zusammengefasst. Auch falls Sie Ihr E-Bike über den Winter lieber stehen lassen, finden Sie hier Tipps und Tricks zum richten Ein- und Auswintern:

Drei Radfahrer:innen auf einem Weg im Sommer auf Pedelecs und E-Bikes vor einem blühenden Rapsfeld.

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