ÖAMTC-Faktencheck: Reduziert das Parkpickerl den Auto-Pendelverkehr nach Wien?
Laut einer Presseaussendung des VCÖ vom 27. Februar 2023 konnte mit Ausdehnung der Wiener Kurzparkzone eine Reduktion des Auto-Pendelverkehrs erreicht werden. Eine Überprüfung der angeführten Zahlen durch den ÖAMTC kam zu deutlich abweichenden Ergebnissen. Demnach hat die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung in Wien den einpendelnden Autoverkehr nicht dergestalt reduziert, wie vom VCÖ in seiner Aussendung dargestellt. Das Mobilitätsverhalten hat sich lt. dem ÖAMTC vorliegenden Erhebungen kaum verändert.
Sowohl die Auswahl der Zählstellen als auch die getätigten Interpretationen sind aus Sicht des ÖAMTC tendenziös und wissenschaftlich nicht haltbar. Bei einem Vergleich der Zählstellen auf Autobahnen/Schnellstraßen in bzw. um die drei größten Landeshauptstädte (Wien, Linz, Graz) ist klar erkennbar, dass es sowohl Zählstellen gibt, die geringe bis stärkere Verkehrszunahmen verzeichneten, als auch welche, die Abnahmen im Verkehr feststellten.
Die ÖAMTC-Experten haben im Zuge eines Faktenchecks folgendes festgestellt:
- Die Aussage „Während im Ballungsraum Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck an Werktagen der Autoverkehr auf Autobahnen im Vorjahr um vier bis fünf Prozent zugenommen hat, kam es bei Wiener Autobahnen im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 zum Teil zu einem Rückgang.“ ist verzerrend und entspricht nicht den vorliegenden objektiven Daten. Summiert man alle in Betrieb befindlichen Zählstellen der drei größten Landeshauptstädte, so liegen alle Gesamtentwicklungen im nahezu identen Bereich (Linz: +3,59%; Wien: +3,68%; Graz: +4,60%).
- Es ist nicht nachvollziehbar, warum seitens des VCÖ fünf Wiener Zählstellen ausgewählt wurden. Nach Betrachtung aller Zählstellen, legt das den Verdacht nahe, dass nur Zählstellen mit „passenden“ Entwicklungen (also mit Rückgängen bzw. nur geringen Zunahmen) relevant waren. Andernfalls hätte man die starke Zunahme der A4 (+16,58% !) erwähnen müssen.
- Angaben und Interpretationen des VCÖ hinsichtlich der Auswirkungen der Corona-Lockdowns sowie der gestiegenen Kraftstoffpreise sind zu kurz gegriffen. Allein anhand des Vergleichs von tagesdurchschnittlichen Verkehrsstärken an einzelnen Zählstellen lässt sich keine wissenschaftlich seriöse Aussage ableiten.
- Um die reale Wirkung eines flächendeckenden Parkpickerls seriös bewerten zu können, müsste insbesondere der Verkehr in den jeweils betroffenen Gebieten erhoben und analysiert werden. Ein Vergleich des Verkehrsaufkommens aber verfehlt das Ziel hierbei eindeutig – andere/weitere Einflussparameter auf das Verkehrsaufkommen auf Autobahnen/Schnellstraßen sind schlichtweg zu groß und eine Auslassung dieser Parameter alles andere als seriös.
Tabelle: Entwicklung der DTV-Werte (durchschnittlich tägliches Verkehrsaufkommen) an allen Zählstellen im Einzugsgebiet der drei größten Städte Österreichs:
Gelb markiert: vom VCÖ "ausgewählte" Zählstellen.