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Donnerstag, 03.Oktober 2024

Projekt „S-Link“ – Was sagt der ÖAMTC?

Das Projekt "S-Link" wird im Bundesland Salzburg intensiv diskutiert. Pro und Contra ziehen sich durch alle Bevölkerungs- und Altersgruppen, Parteien, Stadt und Land sowie diverse Initiativen. 

Als mitgliedergetragener Verein haben wir den Auftrag, die Mobilität und ihre technische Entwicklung zu fördern, auf Interessensausgleich zwischen individueller Mobilität und Umweltschutz Bedacht zu nehmen, und dabei auf die effiziente Nutzung der vorhandenen Verkehrsressourcen abzustellen. Der ÖAMTC Salzburg erachtet es daher als wichtig und notwendig, als Mobilitätsclub zu diesem für Jahrzehnte bedeutsamen Projekt Stellung zu beziehen.

Die gesamte Stellungnahme finden Sie links oben zum Download.

Expertise und Stellungnahme
Wir haben Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen, um ein möglichst rundes Bild dieses Projektes aus verkehrstechnischer Sicht darzustellen. Bereiche, in denen die Expertise bei anderen Institutionen liegt, wie Finanzierung, Trassenführung, Bau- und Errichtungsplanung, Abgeltung von Entschädigungen u.v.m. sind ausdrücklich diesen Experten vorbehalten. Die umfassende Stellungnahme finden Sie hier als kurze Zusammenfassung und oben links zum Download.

Ist-Zustand und Ausblick in die Zukunft
In der Stadt Salzburg (ohne Pendler) sind rund 38 % mit dem Auto unterwegs, 23 % mit dem Fahrrad, 23 % zu Fuß und – seit ca. 20 Jahren gleichbleibend niedrig – nur rund 16 % mit dem Öffentlichen Verkehr (im Folgenden: ÖV). Bei Schlechtwetter steigen zumeist auch Radfahrende und Fußgänger auf das Auto um und nicht auf den ÖV. Zu dieser Ausgangslage kommen noch täglich circa 50.000 Pendler vor allem aus dem Norden und Süden, die zu 80 % mit dem Auto in die Stadt fahren. Weitere 18.000 Auspendler, die die Stadt zum Arbeiten verlassen, sowie 60.000 Binnenpendler, die sich innerhalb der Stadt bewegen, erhöhen die Gesamtpendlerzahl.
In die Zukunft geblickt zeigen Berechnungen bis zum Jahr 2040, dass die Bevölkerungszahl in der Stadt und im Umland weiterwachsen und die Anzahl der Wege steigen wird – mehr Verkehr also ohne Ausweichmöglichkeiten innerhalb der Stadt auf Grund der Topografie.

Nachhaltige Lösung des Verkehrsproblems
Statt den Kampf um Verkehrsflächen zu eröffnen und einzelne Gruppen auszuschließen, ist eine nachhaltige Lösung des Verkehrsproblems für die nächsten Jahrzehnte gefragt: Dafür ist es nötig, den Anteil der Öffi-Fahrer auf 25 % bis 30 % anzuheben und damit nahezu zu verdoppeln. Damit das gelingt, muss dieser öffentliche Verkehr attraktiv sein, das heißt große Fahrgastzahlen aufnehmen und diese mit einer hohen Reisegeschwindigkeit transportieren können.
Würde man nur bestehende O-Bus-Netze, Busspuren und S-Bahnlinien optimieren, können definitiv Verbesserungen erzielt und der ÖV-Anteil auf theoretisch 19 % angehoben werden. Da dies jedoch alles oberirdisch erfolgt, bedeutet dies einerseits einen massiven Ausschluss des Autoverkehrs und löst das Problem andererseits mengenmäßig nicht.
Es braucht für eine nachhaltige und zukunftsfähige Verkehrslösung eine Anhebung des ÖV-Anteiles auf 25 bis 30 % und das im Einklang mit dem motorisierten Individualverkehr. Das kann mit einem leistungsfähigen Schienenverkehrssystem gelingen. Das gegenständliche Projekt der unterirdischen Durchbindung der Lokalbahn sowie Verlängerung nach Hallein schafft diese benötigten Kapazitäten. Vorteil bei der schienengebundenen Lösung ist auch, dass sie weiteres Potential der Anhebung auf einen ÖV-Anteil auf 30 % durch die spätere Anbindung von Messebahn mit Verlängerung Richtung Flughafen und Wals, Königseebahn und weiterer Bahnen als Verzweigungen bzw. Zubringer hat.
„Der S-Link ist also der wichtige erste von mehreren Schritten, der für Salzburg eine zukunftsfähige und nachhaltige Verkehrslösung bringt“, resümiert ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé.

Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger
Vorteile würde das für alle Beteiligten bringen: Die Bürgerinnen und Bürger würden mehr und qualitativeren Lebensraum in der Stadt für Fußgänger und Radfahrende erhalten. Der Verkehr an der Oberfläche, der auch in Zukunft notwendig sein wird, weil zum Beispiel auch Waren und Dienstleistungen Verkehrswege erzeugen, würde besser fließen. Und auch die Erwerbspendler, die als arbeitende Menschen in der Stadt willkommen sind, erhalten in Zukunft eine brauchbare Alternative zum Ein- und Auspendeln.
Unerlässlich für eine gelungene Verlagerung auf den ÖV ist, dass es ein optimales Angebot an gut platzierten Park & Ride bzw. Bike & Ride Anlagen gibt. Es braucht multimodale Knotenpunkte, denn nur dann ist es attraktiv, das Auto am Stadtrand stehen zu lassen und in den schienengebundenen ÖV umzusteigen. Ein gutes Angebot schafft die nötige Nachfrage.

Kosten und wirtschaftlicher Nutzen
Die Kosten sind hoch und angesichts so eines Jahrhundertprojektes für den Einzelnen nur schwer zu greifen. Wichtig ist es daher zu wissen, dass die oberste Eisenbahnbehörde im Ministerium die Wirtschaftlichkeit des Projektes geprüft und per Bescheid positiv bestätigt hat. Auch ein externes Forschungsinstitut hat die wirtschaftlichen Auswirkungen vor allem für die Stadt Salzburg, aber auch für den Bund positiv bewertet. Es liegt für die favorisierte Variante ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis vor und eine Kostenbeteiligung des Bundes in Höhe von 50 %.

Fazit und Forderung
Aus Sicht des ÖAMTC ist insbesondere darauf zu achten, dass entsprechende verkehrstechnische Nachweise zu erbringen sind, dass Fahrstreifenentfalle zum Beispiel auf der Alpenstraße zu keiner Beeinträchtigung des Verkehrsflusses führen. Die nötigen Verlagerungseffekte vom motorisierten Individualverkehr zum ÖV sind im weiteren Projektverlauf entsprechend nachzuweisen. Aus verkehrstechnischer Sicht des ÖAMTC ist das am 10. November zur Abstimmung gebrachte Gesamt-Projekt angesichts der vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten zu befürworten.
Es wird ein Interessensausgleich aller Verkehrsgruppen durch eine nachhaltige Mobilitätslösung geschaffen, es wird die Verkehrssituation in der Stadt verbessert und für die Stadt durch die Verlagerung auf den Öffentlichen Verkehr die Möglichkeit geschaffen, attraktive Gestaltungen an der Oberfläche im Sinne der Bürgerinnen und Bürger durchzuführen.