Warum die Klimaziele im Verkehr mit "Elektro-only" nicht erreichbar sind
Club begrüßt Vorstoß Deutschlands, auch die Option E-Fuels zuzulassen.
Kurz vor dem endgültigen Beschluss des Verbots der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren ab 2035 im EU-Rat flammt nunmehr erneut die Diskussion auf, ob neben Elektromobilität nicht auch synthetischen Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, zugelassen werden sollen. Der ÖAMTC hat dazu laut Bernhard Wiesinger, Leiter der Interessenvertretung, eine eindeutige Position.
Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung:
"Wir werden im Verkehr jede Technologie brauchen, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen – Elektromobilität, Wasserstoff und E-Fuels." Der Mobilitätsclub untermauert das mit einer einfachen Rechnung: Bei rund 5,2 Millionen derzeit in Österreich zugelassenen Pkw und der Notwendigkeit, bis 2030 die Hälfte des CO2-Ausstoßes einzusparen, müsste Österreich, wenn es ausschließlich auf Stromer setzt, in sieben Jahren - grob gerechnet - 2,5 Millionen Diesel- und Benzin-Autos durch E-Fahrzeuge ersetzen. Wiesinger: "Selbst, wenn ab sofort alle hierzulande neu zugelassenen Pkw Elektroautos wären, geht sich das bei 220.000 Neuzulassungen pro Jahr bis 2030 nicht aus. Mit einer 'Elektro-only'-Strategie werden wir die Klimaziele klar verfehlen."
E-Fuels zur CO2-Senkung der Bestandsflotte unerlässlich
Derzeit liegt das Durchschnittsalter eines in Österreich zugelassenen Pkw bereits bei zehn Jahren und sieben Monaten. Grob gesagt bedeutet das, dass ein in Österreich angemeldetes Auto im Schnitt über 20 Jahre in Betrieb ist.
Bernhard Wiesinger:
"Wir wissen, dass auch in zehn Jahren Pkw mit Verbrennungsmotoren noch die Mehrheit im Fahrzeugbestand ausmachen werden. Es ist unumgänglich, dass wir auch für diese eine Möglichkeit schaffen, klimafreundlich unterwegs zu sein. Und das funktioniert eben nur über nachhaltige Kraftstoffe – egal ob auf biogener oder synthetischer Basis."
Mobilität sollte für alle Menschen leistbar bleiben
Selbst wenn im EU-Rat die inhaltliche Kehrtwende in letzter Sekunde nicht zustande kommt, ist damit zu rechnen, dass man spätestens anlässlich des für 2026 fixierten Reviews vom Verbrenner-Verbot abrücken muss. "Das Verbrenner-Verbot 2035 ist eine Sackgasse. Wenn die EU-Politik das erst 2026 erkennt, hat man bei E-Fuels drei wichtige Jahre verschenkt. Ihre rasche Zulassung ist unumgänglich - denn die einzige Alternative wäre, die Klimaziele über erzwungenen Verzicht zu erreichen, indem der Spritpreis über zusätzliche Steuern so lange erhöht wird, bis jede:r Dritte:r sein Auto stehen lassen muss", so Wiesinger abschließend.