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Fahrt in die Berge nie ohne Schneeketten – was bei der Verwendung zu beachten ist

Welche Vorschriften gelten, wie man richtig anlegt und damit lenkt

Die Semesterferien werden wieder zahlreiche Wintersportler zum Anlass für eine Fahrt in die Berge nehmen. Lenker sollten bedenken: Schneeketten gehören dabei unbedingt ins Fahrzeug. "Anlegen muss man die Schneeketten nicht nur da, wo Schneekettenpflicht herrscht. Auch bei winterlichen Fahrbedingungen ist ihr Einsatz ratsam – denn auf Schneefahrbahn bieten Ketten besseren Halt, besonders vor stärkeren Steigungen und Gefällestrecken", weiß ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. "Die Ketten sind dabei immer auf den Rädern der Antriebsachse zu montieren." Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb gelten die Empfehlungen des Herstellers gemäß Betriebsanleitung.

Grundsätzlich dürfen in Österreich nur Schneeketten verwendet werden, die der ÖNORM V5117 bzw. V5119 entsprechen bzw.eine EU-Genehmigung haben. Die Verwendung von sogenanntenAnfahrhilfenals Schneekettenersatz istnur dann zulässig,wenn diese nach der ÖNORM V5117geprüftsind.

Welche Vorschriften außerdem zu beachten sind:

  • "Schneeketten dürfen nur dann verwendet werden, wenn dies erforderlich ist und die Straße durchgängig oder fast durchgängig mit Schnee oder Eis bedeckt ist. Die Ketten müssen so befestigt sein, dass sie die Oberfläche der Fahrbahn nicht beschädigen können", sagt der Experte des Mobilitätsclubs.
  • Pflicht zur Verwendung besteht, wenn dies durch das betreffende Verkehrszeichen "Schneeketten vorgeschrieben" (blaue, runde Tafel mit Schneekettensymbol) verlangt wird. Auch Fahrzeuge mit Winterreifen oder Spikes und Fahrzeuge mit Allradantrieb müssen Schneeketten verwenden – es sei denn, diese Fahrzeuge sind durch eine Zusatztafel von der Kettenpflicht ausgenommen.
  • "Die Fahrgeschwindigkeit muss den Fahrbahnverhältnissen angepasst werden. Generell sollte mit Schneeketten nie schneller als 50 km/h gefahren werden", rät ÖAMTC-Experte Kerbl. "Es ist auch mit einem längeren Bremsweg zu rechnen."

Montage vorab üben – im Ernstfall sicher anlegen, Kurven behutsam fahren

Da man Schneeketten eher selten verwendet, kann die Montage bei Kälte und evtl. in Dunkelheit zur Herausforderung werden. "Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, trainiert man das Anlegen am besten schon vorher im Trockenen und bei Tageslicht", rät Kerbl. Behilflich dabei können Videos sein: Der Mobilitätsclub bietet auf seiner Homepage Schritt-für-Schritt-Anleitungen unter www.oeamtc.at/techniktipps. Auch gut zu wissen vorab: Wie mit elektronischen Stabilitätshilfen wie ESP umgegangen wird, ist von Fahrzeug zu Fahrzeug verschieden – die Schneekettenkompatibilität findet man in der Betriebsanleitung. Was im Ernstfall zu beachten ist:

  • Anlegeplatz: Gibt es keinen ausgewiesenen Kettenanlegeplatz, sollte man alternativ eine möglichst sichere, ebene Stelle suchen. "Kommt man an einer ungünstigen Position zum Stehen, sind nachkommende Lenker durch das Pannendreieck rechtzeitig auf das Hindernis aufmerksam zu machen", empfiehlt der Techniker.
  • Schlüssel: Ratsam ist auch, den Autoschlüssel mitzunehmen, damit man nach dem Schneekettenanlegen nicht unbeabsichtigt vor verschlossenen Autotüren steht.
  • Kettenspannung: "Nach einigen Metern Fahrt sollte die Kettenspannung überprüft werden. Schlecht montierte, lockere Ketten können gegen das Fahrzeug schlagen und Reifen, Radkasten oder Radaufhängungsteile beschädigen", warnt der ÖAMTC-Experte.
  • Vorsicht bei Kurven: Besondere Vorsicht ist beim Kurvenfahren geboten. "Hat man die Schneeketten auf den Vorderreifen montiert, haben die Hinterräder weniger Halt, die Vorderräder dagegen greifen gut. Das kann extrem gefährlich werden, wenn das Fahrzeug in der Kurve mit dem Heck ausbricht. Wer hier nicht schon im Vorfeld richtig reagiert und gefühlvoll lenkt, bremst und beschleunigt, der findet sich im Straßengraben oder Gegenverkehr wieder", so Kerbl. Montiert man die Schneeketten an der Hinterachse, ist der Vortrieb gut. In der Kurve fährt man bei nicht angepasster Geschwindigkeit allerdings geradeaus weiter, da die Vorderreifen beim Übertragen der Lenkkräfte auf die Schneefahrbahn überfordert sind.

Das Fahren auf Eis und Schnee trainiert man am besten bei einem Fahrtechnikkurs in einem der ÖAMTC-Winterfahrzentren, nähere Infos: www.oeamtc.at/fahrsicherheit.