Folgeunfälle vermeiden – richtiges Verhalten am Pannenstreifen
2017 starben sechs Personen bei Folgeunfällen
Aufgrund einer Panne oder einem Unfall mit "bloßem" Sachschaden können schwere Folgefälle entstehen. Im Vorjahr starben sechs Personen bei fünf Folgeunfällen auf der Autobahn. Die Gründe sind vielfältig: Bei schlechter Sicht, wie derzeit z.B. durch dichten Schneefall, wird das Fahrzeug am Pannenstreifen vom Nachfolgeverkehr über- oder zu spät gesehen, es ragt ohne entsprechende Signalisierung auf den Fahrstreifen, es befindet sich an einer unübersichtlichen Stelle (z.B. hinter einer Kurve) oder unfallbeteiligte Personen irren hilfesuchend auf der Fahrbahn umher.
"Hält man sich zu nahe an der Fahrbahn auf, stellt der Aufenthalt am Pannenstreifen eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer dar. Nachfolgende Lenker können eventuell nicht mehr rechtzeitig reagieren – ein Zusammenstoß kann die Folge sein", warnt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. "Grundsätzlich darf der Pannenstreifen nur benutzt werden, wenn es sich um ein technisches Gebrechen oder einen Notfall handelt. Lässt sich der Stopp nicht vermeiden, ist das richtige Verhalten am Pannenstreifen umso wichtiger."
Um das Risiko von Folgeunfällen zu minimieren, gelten folgende Grundregeln für Lenker am Pannenstreifen:
- Sicher anhalten: Das Fahrzeug platzsparend, möglichst weit weg vom Fließverkehr, abstellen.
- Unfallstelle sichtbar machen: Rasch Warnblinkanlage einschalten (Pannendreieck ist am Pannenstreifen nicht zwingend notwendig, aber dringend empfehlenswert).
- Sich selbst sichtbar machen: "Das Fahrzeug nicht auf der Fahrbahnseite verlassen und unbedingt eine Warnweste tragen", rät die ÖAMTC-Expertin.
- Hilfe anfordern: Falls kein Mobiltelefon zur Hand ist, den Weg zur Notrufsäule unbedingt hinter der Leitplanke zurücklegen. Auf österreichischen Autobahnen sind diese im Abstand von 1,5 Kilometer aufgestellt.
- Fahrbahn möglichst nicht betreten, Insassen sichern und Schutz suchen: "Es kommt vor, dass Personen geschockt auf der Fahrbahn herumlaufen und vom Nachfolgeverkehr zu spät wahrgenommen werden", warnt Seidenberger. "Zusätzlich wird die Sog-Wirkung vorbeifahrender Lkws unterschätzt – man kann leicht mitgerissen werden." Man sollte versuchen, hinter Schutzeinrichtungen, wie z.B. einer Leitschiene, auf Einsatzkräfte zu warten.
- Radiowarnung: Insbesondere an unübersichtlichen Stellen kann mit Hilfe einer Warnung per Radio der Nachfolgeverkehr alarmiert werden.
- Sicheres Einfahren: Ist die Panne behoben, sollte der Pannenstreifen für das Wiedereinordnen in den Verkehr als "Beschleunigungsstreifen" genutzt werden.