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ÖAMTC Fahrtechnik: Richtiges Verhalten bei Wildwechsel
276 Wildunfälle im vergangenen Jahr
Mit den kürzer werdenden Tagen fällt auch die Dämmerung morgens und abends mit dem Berufsverkehr zusammen. Für alle, die auf Landstraßen unterwegs sind, heißt es daher höchste Konzentration, da Wildtiere zu dieser Zeit besonders aktiv sind. Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik rät auch zu besonderer Umsicht: "Viele rechnen unbewusst damit, dass das Wild von der rechten Seite auf die Fahrbahn läuft, aber man sollte unbedingt beide Straßenseiten im Blick haben."
Bei einem Unfall mit Wildtieren wirken zum Teil enorme Kräfte auf Fahrzeug und Fahrer:in: "Bei einem Zusammenstoß mit einer Geschwindigkeit um die 50 km/h mit einem 20 Kilogramm schweren Reh, ist das rund eine halbe Tonne, bei 100 km/h erhöht sich die Aufprallwucht auf zwei Tonnen", erklärt der Fahrtechnik-Experte. Im vergangenen Jahr kam es österreichweit zu 276 Wildunfällen mit Personenschaden, bei denen insgesamt 302 Personen verletzt wurden (Quelle: Statistik Austria, Bearbeitung: ÖAMTC Unfallforschung). Eine Person starb bei einem Wildunfall in Niederösterreich, wo sich mit 87 auch die meisten Wildunfälle ereigneten. Dahinter liegen Oberösterreich (68), Steiermark (39), Burgenland (23), Tirol (19), Kärnten (17), Vorarlberg (14), Salzburg (6), und Wien (3).
Richtiges Verhalten bei Wildwechsel
Besonders wichtig ist: Ruhe bewahren und keine riskanten Ausweichmanöver durchführen. Das Abkommen von der Fahrbahn oder das Fahren in den Gegenverkehr kann unter Umständen für Autoinsass:innen und andere Beteiligte ein höheres Risikopotenzial haben als eine Kollision mit einem Wildtier. "Wenn der Bremsweg nicht mehr ausreicht, ist es meist besser, einen Zusammenstoß mit dem Tier in Kauf zu nehmen. In jedem Fall sollte man aber stark bremsen, das Lenkrad gut festhalten und die Spur halten", erklärt Frisch.
Erhöhtes Risiko für Wildwechsel besteht generell auf Landstraßen, insbesondere an Wald- und Feldübergängen, diese Gefahrenbereiche sind in der Regel auch ausgeschildert. "Im Bereich von Wildwechsel-Warnschildern sollte man sehr aufmerksam, vorausschauend und bremsbereit fahren und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug entsprechend vergrößern", so Frisch. Entscheidend ist nicht nur der Blick nach vorne, sondern auch der Seitenblick. Sobald man ein Tier sieht, muss die Geschwindigkeit stark reduziert, das Fernlicht abgeblendet und gehupt werden. "Da Wildtiere meist in Gruppen flüchten, sollten Autofahrer:innen damit rechnen, dass auf ein Tier ein weiteres folgen kann." Moderne Wildwarngeräte und Assistenzsysteme sind eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für eine aufmerksame Fahrweise.
Konnte ein Wildunfall nicht verhindert werden, sollte folgendes getan werden: Wenn möglich an einer sicheren Stelle anhalten, Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen, Unfallstelle mit dem Pannendreieck absichern, eventuell verletzte Personen versorgen und Polizei (oder, falls bekannt, Jagdaufseher:in) verständigen, auch wenn das (mitunter verletzte) Tier weiterläuft. Die so genannte "Blaulichtsteuer" fällt nicht an. Verletzte Tiere nicht anfassen. Wer ein verletztes oder getötetes Wild mitnimmt, macht sich wegen Diebstahls strafbar.
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