ÖAMTC: Häufige Fahrstreifenwechsel im dichten Verkehr erhöhen Stau- und Unfallrisiko
Tipps für sicheres und effizientes Verhalten bei hohem Verkehrsaufkommen
Mit den steigenden Temperaturen nimmt wie jedes Jahr auch das Verkehrsaufkommen zu – und damit die Gefahr von Staus und Unfällen. Erst jüngst kam das ÖAMTC-Reisemonitoring zu dem Ergebnis, dass 72 Prozent aller Österreicher:innen heuer vorhaben, auch mit dem Auto in den Urlaub zu fahren. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen ist für die nächsten Wochen und Monate somit vorprogrammiert.
Hauptursachen für Staus und stockenden Verkehr sind neben Überlastung auch Baustellen und Unfälle, ebenso können schlechte Witterung oder falsches Verhalten der Lenker:innen ihren Teil dazu beitragen. Oft lösen sich Staus schnell wieder auf, ohne dass eine Unfallstelle oder ein Baustellenabschnitt passiert wurde. Für viele Autofahrer:innen stellt sich dann die Frage, wodurch die Verzögerung überhaupt ausgelöst wurde: "Diese Staus sind zumeist auf ein falsches Verhalten von Lenker:innen zurückzuführen. Ursachen dafür können ein zu geringer Sicherheitsabstand, zu hohe Geschwindigkeitsunterschiede oder häufige Fahrstreifenwechsel sein. Der Ziehharmonika-Effekt verstärkt sich so lange, bis schlussendlich ein Fahrzeug zum Stillstand kommt und damit ein Stau entsteht", erklärt ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé. Neben diesen Ursachen tragen auch Ungeduld und das damit verbundene "Kolonnenspringen" letztlich dazu bei, dass sich stockender Verkehr oder bereits entstandene Staus noch weiter verschlimmern.
Kolonnenspringen: Kein Zeitvorteil durch häufige Fahrstreifenwechsel
Bei zunehmender Verkehrsdichte glauben viele Lenker:innen, dass sie schneller ans Ziel kommen, wenn sie durch häufige Fahrstreifenwechsel die vermeintlich schnellere Spur wählen und die Lücken zwischen den Fahrzeugen ausnutzen können: Ein Trugschluss – die Risiken und möglichen Konfliktsituationen sind in der Regel höher als der theoretische Zeitgewinn. "Unterm Strich kommt man kaum schneller voran, wenn man versucht, sich durch häufige Fahrstreifenwechsel nach vorne zu arbeiten. Das bestätigen auch Untersuchungen der Stauforschung aus Deutschland. Vielmehr gilt folgendes Prinzip: Je harmonischer der Verkehr fließt, desto schneller kommen alle Beteiligten an ihr Ziel", sagt David Nosé und warnt zugleich: "Im Gegenzug steigt durch häufige Spurwechsel die Unfallgefahr. Autofahrer:innen fühlen sich durch wiederholte Fahrstreifenwechsel anderer Verkehrsteilnehmer:innen zumeist benachteiligt und unter Druck gesetzt. In weiterer Folge versuchen sie, dichter zum vorderen Fahrzeug aufzuschließen, um erst gar keine Lücke entstehen zu lassen."
Kolonnenspringen per se ist in Österreich nicht verboten. Unter folgenden Voraussetzungen sind Fahrstreifenwechsel bei dichtem Verkehrsaufkommen erlaubt: Sofern der Spurwechsel ohne Behinderung oder Gefährdung anderer möglich ist (nach Verkehrsbeurteilung), sowie nach rechtzeitiger Ankündigung und wenn der Wechsel für das Bilden einer Rettungsgasse notwendig ist. Sollten diese Gründe nicht zutreffen, kann besagtes Verhalten mit einer Geldstrafe in Höhe von 72 bis 2.180 Euro belegt werden.
Tipps für richtiges Verhalten bei zähem Verkehr
Auch bei zähfließendem Verkehr sollten Autofahrer:innen einen kühlen Kopf bewahren. Gegenseitige Rücksichtnahme ist besonders wichtig – denn die Gefahr eines Unfalls steht in keinem Verhältnis zu einem minimalen Zeitgewinn.
Um möglichst rasch und trotzdem sicher durch den Stau zu kommen, sollte man folgendes beachten:
* Ausreichend Abstand halten: Frühzeitiges und – soweit möglich – gleitendes Bremsen sowie ausreichender Abstand zum vorderen Fahrzeug, auch bei geringen Geschwindigkeiten.
* Fahrstreifen beibehalten und einordnen: Spurwechsel sollten möglichst vermieden werden.
* Vorausschauend fahren: Gefahren im Straßenverkehr rechtzeitig erkennen und Lücken langsam schließen.
* Gefahrenstellen zügig passieren: Von Unfällen oder Pannen nicht ablenken lassen.
*Rettungsgasse bilden: Sobald der Verkehr bereits dichter wird und ein Stau absehbar ist, sollten sich Lenker:innen so einordnen, dass sie jederzeit eine Rettungsgasse bilden können.