ÖAMTC testet E-Scooter auf Handhabung und Fahrsicherheitsaspekte
Qualität hat ihren Preis – hochpreisige Modelle landen auf den ersten Plätzen
Elektrische Tretroller, sogenannte E-Scooter, dominieren mittlerweile das urbane Stadtbild. Die Kleinfahrzeuge sind mit einer maximalen Geschwindigkeit von 25 km/h und bis zu 600 Watt Leistung besonders beliebt, bieten aber auch einige Tücken in Sachen Verkehrssicherheit. Der ÖAMTC und seine Partner haben acht Modelle auf ihre Alltagstauglichkeit getestet und besonderes Augenmerk auf den Fahrsicherheitsaspekt gelegt. Die getesteten Modelle liegen preislich zwischen 779,90 Euro und 2.399 Euro. Leihscooter wurden im Test nicht berücksichtigt. Unterm Strich wurden vier E-Scooter als gut bewertet, drei als durchschnittlich, ein Gerät hat den Test nicht bestanden. Das teuerste Modell, X2 City von BMW, landet auf dem ersten Platz, gefolgt vom Egret-Ten V4 auf Platz zwei und dem Metz Moover auf Platz drei. Auf dem letzten Platz landet der Moovi ES145.
Resultate im Detail – Nachbesserungsbedarf bei Entwicklung von E-Scootern
"Beim einhändigen Fahren besteht unabhängig vom Modell eine sehr hohe Sturzgefahr. Dies ist wegen der nicht vorhandenen Ausrüstungspflicht für Blinker problematisch einzustufen", zieht der ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl Bilanz. Aufgrund von Sicherheitsbedenken empfiehlt der Mobilitätsclub Herstellern, unter anderem eine Information am Scooter über die maximal zulässige Zuladung anzubringen. Zudem sollte der Akku der E-Scooter entnehmbar oder mit wenig Aufwand ersetzbar sein und serienmäßig Blinker am Lenker angebracht werden.
Der Testsieger stammt von BMW: Das E-Scooter Modell X2 City ist sprintstark und kraftvoll, jedoch mit einem Anschaffungspreis von 2.399 Euro das teuerste Gerät im Test. "Die hydraulischen Scheibenbremsen sind optimal zu dosieren. Mit diesen lässt sich der Scooter mit erstaunlicher Effektivität verzögern", fasst ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl die Ergebnisse zusammen. Verarbeitungsqualität, Bedienung sowie Beleuchtung sind auf höchstem Niveau. Als einziger E-Scooter im Test verfügt der BMW X2 City über eine Bremsleuchte sowie über einen abnehmbaren und somit austauschbaren Akku. "Die Motorsteuerung erfolgt mittels eines Fußpedals am Ende des Trittbretts, was wenig bedienerfreundlich ist," nennt Kerbl einen Schwachpunkt. "Der E-Scooter hat außerdem ein relativ hohes Gewicht und seine Dimensionen schlagen sich auf die Handhabung."
Knapp hinter dem BMW landet der Egret-Ten V4. Dieser E-Scooter überzeugt mit einer angenehmen Handhabung und einer gut dosierbaren Hinterradbremse. "Der E-Tretroller hat eine hohe Reichweite von über 46 km und ist daher für den täglichen Gebrauch mit langen Wegstrecken optimal", resümiert der ÖAMTC-Techniker.
Der Metz Moover punktet mit einem sicheren Fahrverhalten und landet im Test auf Platz drei. "Der Antrieb ist sehr gut dosierbar, außerdem lässt sich der E-Scooter am Berg gut anfahren", sagt Steffan Kerbl. "Negativ ist allerdings die Position des Startknopfes zu werten und das Hochfahren des Systems benötigt zu viel Zeit."
Als Verlierer geht das zweitgünstigste Modell, der Moovi ES145, aus dem Test hervor. "Die Gefahr eines Überschlags über den Lenker ist bei diesem Modell enorm, da der Klappmechanismus des Moovi versehentlich auch während der Fahrt ausgelöst werden kann", erklärt der ÖAMTC-Techniker. Während der Dauerhaltbarkeitsprüfung hat sich ein Bruch an der Feder des Vorderraddämpfers ereignet. Zudem hat sich der Klappmechanismus bei der Testfahrt gelöst, wodurch der Testfahrer zu Sturz gekommen ist. Dieses Modell ist aufgrund der Sicherheitsmängel nicht zu empfehlen.
Bemerkenswert ist, dass nicht nur die hochpreisigen Modelle wie BMW und Metz, sondern auch der preisgünstige Roller von Moovi mit LED-Licht ausgestattet sind. Das beste Ergebnis der Frontbeleuchtung erzielten BMW und Metz. Bei den Bremsen ergeben sich signifikante Unterschiede. Ungünstig wurde dies bei den Modellen Moovi und Sparrow umgesetzt, die über lediglich eine Griffhandbremse und über eine Trittbremse am Hinterrad zu bedienen ist. Als Bremsensieger geht der BMW aus dem Rennen – seine hydraulischen Zweikolbenscheibenbremsen lassen sich mit wenig Kraftaufwand sehr fein und präzise bedienen.
Tipps für das Nutzen von E-Scootern
* Vor dem Kauf eines E-Scooters sollte eine Probefahrt durchgeführt werden. Das Gefährt sollte auf Fahrgefühl und Sicherheitsaspekt getestet werden. "Der Trend geht eindeutig in Richtung schwererer Fahrzeuge, die auch hinsichtlich Bremsen und Beleuchtung immer besser werden", analysiert Kerbl die Entwicklung am Markt. Für die ÖAMTC-Juristen ist klar, dass diese Fahrzeuge auch nicht mehr unter den Begriff des Kleinsttrittrollers fallen, sondern als "E-Fahrräder" zu betrachten sind. An den Verkehrsregeln ändert das nichts: das Mindestalter von 12 Jahren bzw. fahren mit Fahrradausweis gilt und die Verhaltensregeln für Fahrräder sind zu beachten. Allerdings muss bei "echten" Fahrrädern die Ausstattung – etwa mit Reflektoren – der Fahrradverordnung entsprechen.
* Eine Helmpflicht besteht für E-Scooter für Kinder bis 12 Jahren – es ist aus Sicherheitsgründen aber für alle Lenker empfehlenswert, einen Helm zu nutzen.
* E-Scooter sollten immer abgesperrt werden, bestenfalls mithilfe eines Schlosses an einem festen Gegenstand.
Die detaillierten Testergebnisse sind hier nachzulesen: www.oeamtc.at