ÖAMTC: Unfälle am Schulweg sind oft vermeidbar
Beobachtungen des Mobilitätsclub mit der AIT Austrian Institute of Technology GmbH zeigen gefährliche Konfliktsituationen im Umfeld Schule
Mit dem Start ins neue Schuljahr steigt das Verkehrsaufkommen rund um Schulen wieder stark an. Das birgt ein erhöhtes Unfallrisiko – so ereigneten sich im Vorjahr 356 Unfälle mit Personenschaden am Schulweg. Im Rahmen einer umfassenden Schulumfeld-Beobachtung mit der "MOB-Mobility Observation Box“ konnte der ÖAMTC in Zusammenarbeit mit dem AIT reale Konfliktsituationen im Straßenverkehr erfassen und eine Woche lang das Verhalten der Verkehrsteilnehmer:innen beobachten. Knapp 50.000 Verkehrsaktionen wurden erfasst: der Hauptanteil (73 Prozent) entfällt auf motorisierte Lenker:innen und öffentliche Verkehrsmittel, rund 25 Prozent betreffen Querungen von Fußgänger:innen. "Die Untersuchung hat gezeigt, dass zahlreiche Verhaltensfehler begangen werden – viele Konfliktsituationen würden sich also vermeiden lassen, wenn alle Verkehrsteilnehmer:innen achtsam unterwegs wären und sich an die wichtigsten Spielregeln im Straßenverkehr halten würden. Richtiges Verhalten im Straßenverkehr sollte mit Kindern geübt und von Eltern und Pädagog:innen vorgelebt werden", weiß Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Lenker:innen sollten dichtes Heranfahren an Fußgänger:innen vermeiden und besonders beim Abbiegen achtsam fahren.
Erhöhtes Unfallrisiko bei Ampelanlagen und Kinder-Gruppen – Eltern und Pädagog:innen haben Vorbildfunktion
"Ampelanlagen scheinen auf den ersten Blick eine sehr sichere Querungsmöglichkeit, vor allem für Kinder. Die Beobachtung hat aber klare Rotlichtmissachtungen sowohl bei Schüler:innen als auch ihren Begleitpersonen gezeigt – wenn Eltern mit ihren Kindern an der Hand bei Rot über die Kreuzung gehen oder schnell zum wartenden Bus oder zur Straßenbahn laufen, zeigen sie falsches und gefährliches Verhalten, das Kinder oft übernehmen", erklärt Seidenberger die Ergebnisse der Untersuchung. Erhöhte Unfallgefahr besteht auch immer dann, wenn Verkehrsteilnehmer:innen hektisch und unberechenbar handeln. "Bei Stresssituationen stolpern Kinder leichter, sind weniger aufmerksam oder haben plötzlich Probleme mit dem Rad oder Roller. Darum ist das Üben des Schulwegs so wichtig", weiß die Expertin.
Auffallend ist auch das Unfallrisiko bei Gruppen im Straßenverkehr: "Wenn Gruppen, wie eine Schulklasse, unterwegs sind, ist besondere Vorsicht geboten. Bei Straßenquerungen konnten wir beobachten, dass häufig der erste, 'kompakte' Teil der Gruppe beschützt auf die andere Straße gelotst wurde, während langsamere Kinder nicht aufschließen konnten und teilweise allein querten", so Seidenberger. Besonders gefährlich wird es, wenn Autofahrer:innen sich zwischen zwei Gruppenteile drängen und den zweiten Teil der Gruppe übersehen. Begleitpersonen sollten immer den Abschluss bilden, um die gesamte Gruppe im Blick zu haben.
"Um das Unfallrisiko im Bereich Schule zu minimieren, sollten wichtige Verkehrsregeln mit den Kindern regelmäßig wiederholt werden. Für alle Verkehrsteilnehmer:innen, aber vor allem für Fahrzeuglenker:innen, gilt, achtsam und bremsbereit unterwegs sein und besonders auf Kinder im Straßenverkehr zu achten", so Seidenberger abschließend.