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ÖAMTC: Zahl der Verkehrstoten auf historischem Tiefststand
DACH-Region: Österreich bei Entwicklung der Verkehrssicherheit auf ähnlichem Niveau wie Schweiz und Deutschland
2020 sind in Österreich laut vorläufigen Zahlen des BMI 338 Personen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. "Im Vergleich zu 2019 ist das ein Rückgang um 19 Prozent. Grund für dieses deutliche Minus dürften die Corona-Maßnahmen sein, die den Kfz-Verkehr, vor allem Pendlerfahrten, Urlaubs- und Transitverkehr, stark eingeschränkt haben", hält ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé fest. Der bisherige Tiefststand lag nach Zahlen der Statistik Austria bei 409 Verkehrstoten im Jahr 2018.
Doch auch wenn jeder Unfallrückgang positiv zu werten ist, bleiben die Zahlen zu hoch. "Im Verkehrssicherheitsprogramm 2011 bis 2020 wurde festgelegt, auf Basis der Jahre 2008 bis 2010 die Zahl der Verkehrstoten bis Ende 2020 um 50 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel wurde – trotz der besonderen Umstände im heurigen Jahr – knapp verpasst", stellt der ÖAMTC-Experte klar. Übrigens steht Österreich damit nicht allein da: Auch Deutschland konnte sein Ziel (minus 40 Prozent bis 2020) nicht erreichen.
Österreich bei Verkehrssicherheit auf gutem Weg – Effekte aus der Krise könnten Beitrag leisten
Die Zahl der Verkehrstoten pro Million Einwohner zeigt anschaulich, wie hoch das Risiko im Straßenverkehr in einem Land ist. "Daraus kann auf die Sicherheit der Fahrzeuge und Infrastruktur, aber auch auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer geschlossen werden", erklärt der Experte des Mobilitätsclubs. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre liegt Österreich in dieser Statistik mit 47 Verkehrstoten pro Million Einwohner im europäischen Mittelfeld (EU-Schnitt: 52). Deutschland (39) liegt ebenfalls im guten Mittelfeld, die Schweiz (25) gehört zu den besten. Für 2020 sank der Wert für Österreich auf den bisherigen Tiefstwert von 38 Verkehrstoten pro Million Einwohner.
In der Vergangenheit sah das deutlich anders aus: 1975 lag der Wert für Österreich noch bei 326, im Jahr 2000 bei 122. "Allerdings ist die heurige Entwicklung – wie der Rückgang bei den absoluten Zahlen – mit Vorsicht zu sehen, denn auch hier spielt der Einfluss der Corona-Krise mit", gibt Nosé zu bedenken. "Ob deren Auswirkungen hinsichtlich des Unfallgeschehens 2021 ebenfalls so deutlich sein werden, ist noch nicht abschätzbar." Eines hat die Krise jedenfalls gezeigt: Es gibt Wege, die Mobilität effizienter und sicherer zu gestalten.
Enormer Sicherheitsgewinn – über 80 Prozent weniger Verkehrstote in 45 Jahren
Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar: 1975 kamen fast 2.500 Menschen auf Österreichs Straßen ums Leben. Diese Zahl (Mittelwert der Jahre 1975 bis 1977) konnte über eine Vielzahl verschiedener Maßnahmen sowie einer massiv verbesserten Fahrzeugsicherheit bis heute (Mittelwert der vergangenen drei Jahre) um 82 Prozent gesenkt werden. Ähnliches gelang im oft genannten Vorzeigeland Schweiz (minus 83 Prozent) sowie in Deutschland (minus 82 Prozent). "Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass Österreich im Vergleich zur Schweiz eine höhere Verkehrsleistung und einen größeren Kfz-Bestand hat. Deutlich umfangreicher ist bei uns zudem die Gesamtlänge des Straßennetzes, vor allem der Freilandstraßen", so der ÖAMTC- Verkehrstechniker. Umso positiver ist daher die bisherige Entwicklung der Verkehrssicherheit in Österreich einzuschätzen.
Es bedarf jedenfalls trotz dieser erfreulichen Tendenz weiterhin großer Anstrengungen und einer Vielzahl an Maßnahmen, um die Verkehrssicherheit weiter zu verbessern. Das betrifft einerseits die verkehrstechnische Ausstattung sowie Maßnahmen beim Erhaltungszustand der Straßen. Andererseits sind künftig speziell die rasche Marktdurchdringung mit Fahrassistenzsystemen zu nennen, um vor allem ungeschützten Verkehrsteilnehmern mehr Schutz zu bieten." Begleitend braucht es weiterhin bewusstseinsbildende Maßnahmen, um simple Möglichkeiten des Selbstschutzes (Sicherheitsgurt, Fahrradhelm, Motorradfahrtrainings etc.) verstärkt in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer zu verankern.
Jahr |
Verkehrstote je Million Einwohner |
|||
Schweiz |
Österreich |
Deutschland |
||
1975 |
195 |
326 |
217 |
|
1980 |
198 |
258 |
192 |
|
1985 |
141 |
201 |
130 |
|
1990 |
143 |
203 |
139 |
|
1995 |
99 |
152 |
116 |
|
2000 |
83 |
122 |
91 |
|
2001 |
76 |
119 |
85 |
|
2002 |
71 |
118 |
83 |
|
2003 |
75 |
115 |
80 |
|
2004 |
69 |
107 |
71 |
|
2005 |
55 |
93 |
65 |
|
2006 |
50 |
88 |
62 |
|
2007 |
51 |
83 |
60 |
|
2008 |
47 |
82 |
55 |
|
2009 |
45 |
76 |
51 |
|
2010 |
42 |
66 |
45 |
|
2011 |
41 |
62 |
50 |
|
2012 |
43 |
63 |
45 |
|
2013 |
33 |
54 |
41 |
|
2014 |
30 |
50 |
42 |
|
2015 |
31 |
56 |
42 |
|
2016 |
26 |
49 |
39 |
|
2017 |
27 |
47 |
38 |
|
2018 |
27 |
46 |
39 |
|
2019 |
22 |
47 |
37 |
|
2020* |
- |
38 |
- |
* Wert basiert auf vorläufigen Zahlen; Quelle: Statistik Austria; BFS; DESTATIS; Bearbeitung: ÖAMTC Unfallforschung
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