Reifenabrieb muss nicht sein
Hersteller legen vermehrt Augenmerk auf Verschleiß
Eine Studie des Mobilitätsclubs hat im Dezember vergangenen Jahres erstmals aufgezeigt, dass die jahrzehntelange Prämisse "entweder sicher oder umweltfreundlich" bei Reifen keine Gültigkeit mehr hat. "In unseren Reifentests ist die Bewertung des Verschleißes fixer Bestandteil der Testmethodik", weiß ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl. "Neu ist hingegen, dass wir die Ergebnisse nun dahingehend ausgewertet haben, ob es in dieser Kategorie auch zu Verbesserungen und Weiterentwicklungen gekommen ist." Die detaillierte Analyse zeigt klar, dass es in jeder Dimension Modelle mit wenig Reifenabrieb gibt, die zudem über sichere Fahreigenschaften verfügen. "Erfreulich daran ist, dass der Abrieb von Test zu Test tatsächlich weniger wird", so Kerbl.
Die Auswertung des Reifenabriebs von 15 Herstellern zeigt, dass Michelin mit einem Durchschnitt von gerade einmal 95 g pro 1.000 km die Nase gegenüber den Konkurrenten um Längen vorn hat. Aber auch Goodyear überzeugt mit einem noch respektablen durchschnittlichen Abrieb von 107 g/1.000 km. Im aktuellen Sommerreifentest verfügt hingegen der Continental EcoContact 6 über einen beeindruckend geringen Abrieb. "59 g pro 1.000 km ist ein noch nie dagewesener Bestwert", erklärt Kerbl. "Als kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings, dass es Continental noch nicht gelungen ist, Umweltfreundlichkeit auch mit guten Sicherheitseigenschaften zu kombinieren."
Die intensive Auseinandersetzung mit diesem speziellen Thema zeigt allerdings auch, dass es Hersteller gibt, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt noch nicht so bewusst sind. "Pirelli und Bridgestone haben in Sachen Reifenabrieb deutlich Nachholbedarf", stellt der Experte des Mobilitätsclubs fest. "Und auch bei Vredestein zeigt die neueste Generation eine deutliche Verschlechterung gegenüber früheren Modellen." Darüber hinaus hat die Auswertung noch einen weiteren, mitunter überraschenden Aspekt aufgezeigt: Immer wieder stechen Zweit- oder Drittmarken prominenter Hersteller positiv hervor, die mit einzelnen Reifenmodellen ganz vorn stehen. "Es drängt sich die Vermutung auf, dass diese als Technologieträger verwendet werden, um Innovationssprünge auf dem Markt einzuführen", erläutert der ÖAMTC-Reifenexperte.
Die Studie zeigt, dass einige Hersteller bereits erkannt haben, dass ein geringer Reifenabrieb an Bedeutung gewinnt – denn dieser schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Brieftasche der Autofahrer:innen, weil die Reifen bei gleicher Neuprofiltiefe länger halten. Gerade Vielfahrer:innen rät der ÖAMTC, umweltschonenden Reifen den Vorzug zu geben. "Diese sind auf ihre Lebenszeit gesehen günstiger und spielen auch in punkto Sicherheit alle Stückerln", betont Kerbl. "Durch regelmäßige Überprüfung des Reifendrucks sowie Kontrollen der Achseinstellungen in einer Fachwerkstatt und einer gleichmäßigen, vorausschauenden Fahrweise können Verbraucher:innen zudem beitragen, den Reifenverschleiß möglichst gering zu halten."