Verpflichtende Assistenzsysteme ab 7. Juli – ÖAMTC-Umfrage zu Bekanntheit, Nutzung und Erfahrungen
Ein Drittel wurde schon von Assistenzsystem gerettet, Töne und Signale für viele jedoch schwer zu deuten
Nach der EU-Typengenehmigungs-Verordnung müssen Fahrzeuge mit Erstzulassungsdatum ab 7. Juli 2024 verpflichtend mit einer Reihe von Assistenzsystemen ausgestattet sein. Eine ÖAMTC-Befragung zu Bekanntheit, Akzeptanz und Erfahrungen mit Assistenzsystemen zeigt, dass vorhandene Systeme meist genutzt werden. "Ein Drittel der Befragten gab an, dass sie der Eingriff eines Assistenzsystems in einer Gefahrensituation schon einmal gerettet hat – 58 Prozent durch einen Signalton, 50 Prozent durch eine Bremsung", erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé. Gleichzeitig berichtet ein Drittel auch über eine falsche Warnung – Signalton (43 Prozent) und Bremsung (41 Prozent) liegen hier gleich auf.
Die Online-Befragung, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung von 17 bis 69 Jahre, wurde von Spectra im Auftrag des ÖAMTC von 30.04. bis 07.05.2024 unter 1.096 Personen, darunter 1.003 Autofahrer:innen, durchgeführt.
"Generell sind Fahrerassistenzsysteme ein wichtiger Ansatz zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Laut Befragung sind bereits jetzt 90 Prozent der Autos mit zumindest einem Assistenzsystem ausgestattet", erklärt der ÖAMTC-Verkehrstechniker. Am häufigsten sind laut Umfrage Rückfahrassistent (74 Prozent) und Tempomat (68 Prozent). Sind diese Systeme im Fahrzeug verbaut, werden sie auch verwendet – der Rückfahrassistent zu 96 Prozent, der Notbremsassistent zu 92 Prozent und der Spurhalteassistent zu 72 Prozent. Am wenigsten genutzt werden Parkassistent (61 Prozent) und Tempomat (60 Prozent).
57 Prozent der Befragten vertrauen den Systemen. Die Bedeutung der Signale kennt aber nur knapp die Hälfte – 44 Prozent der Fahrer:innen, deren Fahrzeug über Assistenzsysteme verfügt können alle Töne und Signale zuordnen. "Das heißt aber umgekehrt, dass 56 Prozent die Signale nicht oder nur teilweise kennen", sieht Nosé Aufklärungsbedarf. Der ÖAMTC-Experte verweist hier zudem auf frühere Befragungen unter Club-Mitgliedern. "Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass heute weniger Menschen die Signale verstehen als noch vor einigen Jahren – Ursache könnte die Vielfalt an Systemen sowie die steigende Komplexität in der Bedienung moderner Fahrzeuge sein."
Bei der Bewertung der eigenen Erfahrungen mit Fahrerassistenzsystemen wird der Eingriff tendenziell als schnell, richtig, nachvollziehbar und Gefahrensituationen lösend, aber auch als etwas schroff empfunden. Im Vergleich der Altersgruppen erleben junge Menschen unter 30 Jahren den Eingriff etwas weniger positiv als ältere Lenker:innen. Auch das Interesse an den verschiedenen Systemen variiert je nach betrachteter Gruppe: Männer, Vielfahrer:innen und Lenker:innen, die bereits über ein mit Assistenzsystemen ausgerüstetes Fahrzeug verfügen, zeigen ein höheres Interesse daran.
Mehr Informationen braucht es auch zur neuen EU-Verordnung. Laut ÖAMTC-Befragung kennt nur ein Viertel der Befragten die Regelung zu den neuen Assistenzsystemen. 28 Prozent der befragten Autofahrer:innen würden die abschaltbaren Systeme bei jedem Neustart manuell deaktivieren – besonders Männer und jüngere Lenker:innen stechen hier hervor. Das Hauptargument ist die Rückgewinnung der Kontrolle über das eigene Fahrzeug. Trotz der teilweisen Skepsis finden 71 Prozent der befragten Autofahrer:innen die Ausrüstung von Fahrzeugen mit Fahrassistenzsystemen modern und zeitgemäß, 65 Prozent sehen darin auch einen Gewinn für die Verkehrssicherheit – 41 Prozent hingegen befürchten dadurch höhere Reparatur- und Wartungskosten.