Marcus 2019
Am Freitag, 15. März 2019, wurde zum siebenten Mal der österreichische Automobilpreis Marcus verliehen.
Die Gewinner des diesjährigen ÖAMTC Autobmobilpreises stehen fest. Welche Modelle die Experten-Jury überzeugen konnten erfahren sie hier!
Marcus Gala 2019
Siegfried Marcus
Siegfried Marcus, der am 18. September 1831 in Malchin (Mecklenburg) geboren wurde, war in Fachkreisen ein anerkannter Elektrotechniker und Mechaniker. Nach seiner Mechanikerlehre ging er zu Siemens und 1852 nach Wien, wo er sich selbstständig machte und eine Mechanikerwerkstätte betrieb. Er baute unter anderem Geräte für das graphische Gewerbe, Telegraphenapparate, elektrische Zünder, elektrische Beleuchtungskörper und arbeitete an Verbrennungsmotoren und Automobilen.
Erfindergeist
Marcus war außerdem der erste, der die magnetische Zündung für Kraftfahrzeuge anwendete. Er erwarb mehr als 39 österreichische „Privilegien“ und 92 Auslandspatente für Elektrotechnik, Telegraphie, Gastechnik und Verbrennungskraftmaschinen. 1867 wurde ihm von Kaiser Franz Joseph I. das Goldene Verdienstkreuz verliehen. Er starb am 30. Juni 1898 in Wien.
Wertung
Die Experten des ÖAMTC berechneten die Unterhaltskosten jedes einzelnen der 46 nominierten Modelle nach einem praxisnahen, bewährten Schema. Der Sieger in jeder der sechs Kategorien wird mit einem Marcus als wirtschaftlichste Neuerscheinung seiner Klasse ausgezeichnet. Grundlagen der Berechnung sind der Listenpreis und eine angenommene Behaltedauer von 5 Jahren bis zum Wiederverkauf. Die jährliche Kilometerleistung wird abhängig vom Fahrzeugsegment, der Kraftstoffart und der Motorleistung in die Rechnung eingesetzt. Dazu haben die Club-Experten die entsprechenden, branchenweit anerkannten Werte von Eurotax herangezogen.
Weitere Faktoren, die in die Berechnung einfließen, sind die motorbezogene Versicherungssteuer sowie eine Haftpflichtversicherungsprämie der SK-Versicherung, Grundstufe 9. Zur Berechnung des Wertverlusts sind die Eurotax-Notierungen maßgebend. Dazu kommen Werte für den Kraftstoffverbrauch (Normverbrauch nach NEFZ korreliert), Wartungskosten, Reifenkauf und die Kosten für bestimmte Reparaturen.
Wertung
Schon in kleinen, preisgünstigen Modellen sollte die Sicherheitsausstattung dem technisch möglichen Stand der Entwicklung entsprechen. Die ÖAMTC-Experten haben zur Bewertung die jeweiligen Basis-Varianten jedes Modells herangezogen und überprüft, ob 34 definierte Sicherheitsmerkmale zur Serienausstattung zählen. Für jedes serienmäßig eingebaute Ausstattungsmerkmal erhielt das Fahrzeug 1 Punkt. Nur gegen Aufpreis oder erst in höheren Ausstattungsniveaus lieferbare Ausstattungsfeatures wurden nicht berücksichtigt. Sieger ist in jeder Kategorie das Fahrzeug mit der höchsten Punkteanzahl.
Bewertet wurden folgende 34 Ausstattungsmerkmale:
Adaptiver Tempomat (ACC) | Kopfairbag hinten |
Aktive Motorhaube | Knieairbag Beifahrer |
Auspark-Assistent | Knieairbag Fahrer |
Bluetooth-Freisprecheinrichtung | Kreuzungsassistent |
City Notbremssystem (automatische Bremsung bis zum Stillstand) | Links-Abbiegeassistent |
Fernlichtassistent | Multikollisionsbremse |
Fußgänger Airbag | Müdigkeitswarner |
Fußgänger Erkennung bei den Notbremssystemen | Rückfahrwarner oder Rückfahrkamera |
Geschwindigkeitsbegrenzer (Speed Limiter) | Seitenairbag vorne |
Gurtwarnsystem Beifahrer | Seitenairbag hinten |
Gurtwarnsystem Fahrer | Spurverlassenswarnung (Spurwechselwarnung) |
Gurtwarnsystem Rückbank | Spurhalteassistent (aktiver Lenkeingriff) |
Gurtkraftbegrenzer vorne | Sprachsteuerung |
Gurtkraftbegrenzer hinten | Totwinkelwarner |
Gurtstraffer vorne | Überland-Notbremssystem (>50km/h) |
Gurtstraffer hinten | Vorbeugendes Insassenschutzsystem (z.B. Gurtstraffung vor Crash, aktive Kopfstütze, etc.) |
Kopfairbag vorne | Verkehrszeichenerkennung |
Wertung
Die Hersteller/Importeure wurden gebeten für jedes zur Wahl stehende Modell jene Ausführung bekanntzugeben, die den niedrigsten CO2-Ausstoß nach WLTP aufweist. Mit diesen Werten wurde die Bewertung durchgeführt. Von WLTP auf NEFZ zurückgerechnete Werte wurden ausgeschlossen, es wurden ausschließlich tatsächlich gemessene WLTP-Werte herangezogen. Bei Elektrofahrzeugen wurde der Energieverbrauch in kWh/100 km erhoben, bei Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeugen die Summe aus dem Verbrauch des Betriebs mit Verbrennungsmotor einerseits und des elektrischen Betriebs andererseits gebildet. Bei Fahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb wurde der Wasserstoff- Verbrauch in kg/100 km in die Rechnung eingesetzt. Mit einem Marcus ausgezeichnet wird in jeder Kategorie jene Neuheit, die den geringsten CO2-Ausstoß aufweist. Diese Werte wurden auf ein CO2-Äquivalent umgerechnet.
Die Kandidaten
Die Kandidaten
Die Kandidaten
Die Kandidaten
Die Kandidaten
Die Kandidaten
Wertung
Den Sieger der Kategorie „Wegweiser“ bestimmt eine Jury von sieben Automobilexperten. Sie alle sind von Autoherstellern unabhängig und haben gemeinsam entschieden, welche neu entwickelte Technologie in dieser Kategorie den Marcus erhält. Dazu lag der Jury keine Liste von neuen Automodellen vor, aus denen sie auswählen konnten. Stattdessen haben sich die Jury-Mitglieder frei auf eine technische Lösung geeinigt, die sie als besonders zukunftsweisend erachten. Es sollte sich dabei nicht um eine singuläre Entwicklung handeln – um als „Wegweiser“ ausgezeichnet zu werden, muss die Technologie über das Potenzial und die Skalierbarkeit verfügen, auf breiter Basis in die Fahrzeugtechnik Einzug zu halten.
Den Vorsitz der Jury hat Dr. Thomas Hametner, Cheftechniker des ÖAMTC
- Prof. Dr. Herbert Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung M+W Group, Stuttgart
- Univ. Prof. Dr. techn. DI Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, TU Wien
- Dr. Ing. Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik, ADAC Technik Zentrum Landsberg am Lech
- Univ. Prof. Dr. Hans Peter Lenz, Vorsitzender Österreichischer Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK)
- Ass.Prof. DI Dr.techn. Cornelia Lex Stellvertretende Leiterin Forschungsbereich Fahrerassistenz, Fahrdynamik und Fahrwerk TU Graz, Institut für Fahrzeugtechnik
- Dr. Peter Schoeggl, Leiter des Geschäftszweigs Racing, Fahrzeugentwicklung und -technologie, Antriebssysteme, AVL List GmbH
Das älteste im Original erhaltene Automobil
Die Geschichte des ÖAMTC ist untrennbar mit dem Marcus-Wagen verbunden. Seit 1898 ist das älteste im Original erhaltene Automobil der Welt im Besitz des Clubs. Seit 1915 hütet nun das Technische Museum Wien den Marcus-Wagen als Dauerleihgabe.
Der erste Marcus-Wagen
1870 baute Siegfried Marcus sein erstes selbstfahrendes Fahrzeug, einen motorisierten Handwagen, der jedoch weder Kupplung, noch Getriebe, Lenkung oder Bremsen hatte. Über den Verbleib des ersten Marcus-Wagen ist nichts Näheres bekannt.
Der zweite Marcus-Wagen
Der zweite Marcus-Wagen, gebaut zwischen 1875 und 1888, wurde als direkter Vorläufer des modernen Automobils angesehen, denn er vereinigt alle wesentlichen Merkmale: ein vierrädiges Chassis, dessen Vorderräder mittels Lenkrad steuerbar sind, einen Motor, der durch einen verdampfungsfähigen, flüssigen Kraftstoff betrieben wird, der wiederum durch einen Vergaser zerstäubt wird. Das Luft-Kraftstoff-Gemisch wird mittels eines elektrischen Funkens gezündet, der von einem Magnetzünder erzeugt wird.
Über das genaue Entstehungsjahr sind sich anerkannte Historiker und Fachexperten zwar nicht einig, es wurde aber klar festgestellt, dass das Fahrzeug das älteste im Original erhaltenen Automobil der Welt ist.
Replika
Da Ausfahrten des Marcus-Wagen aus Gründen des Denkmalschutzes und des Geschichtsbewusstseins nicht mehr erlaubt sind, haben der ÖAMTC und das Technische Museum Wien den Bau einer Replika beschlossen.
Internationale Auszeichnung für die technische Errungenschaft
1998, anlässlich des 100. Todestages von Siegfried Marcus, zeichnete das Komitee "History and Heritage" der ASME International (The American Society of Mechanical Engineers) den in ÖAMTC Besitz befindlichen Marcus-Wagen mit dem "International Historic Engineering Landmark" aus.
Siegfried Marcus Automobil-Museum
Das Siegfried Marcus Automobil-Museum wurde 1986 gegründet und ist einem wunderschönen Gebäude mit einer Mischung aus Historismus und frühem Jugendstil im Zentrum der Stadt Stockerau untergebracht. Schwerpunkte der Sammlung sind historische und klassische Automobile aus österreichischer, deutscher und englischer Produktion.
Siegfried Marcus Forschungsgesellschaft
Ausgestattet mit vielen Bildern und Dokumentationen ist es auch der Sitz der "Österreichischen Siegfried Marcus Forschungsgesellschaft", mit dem Ziel, die Verdienste und Erfindungen von Siegfried Marcus nachzuweisen und zu manifestieren aber auch die österreichische Kfz-Geschichte darzustellen, beispielsweise anhand jährlicher Sonderausstellungen.