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E-Auto gebraucht kaufen

Was muss speziell beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges beachtet werden und was sollte man vorab wissen, um noch lange eine Freude mit dem Gebrauchtwagen zu haben?

Ein ÖAMTC KFZ Techniker überprüft ein E-Auto in einer Werkstatt. Die Motorhaube ist geöffnet und ein Messgerät angeschlossen.
E-Auto gebraucht © ÖAMTC

Steht man vor der Entscheidung, sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, stellt sich auch immer die Frage: Neu- oder Gebrauchtwagen?

Für den Kauf eines elektrischen Neuwagens gibt es in Österreich sowohl für Privatpersonen als auch für Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine eine Ankaufsförderung. Diese Förderung soll den höheren Anschaffungspreis eines Elektrofahrzeuges gegenüber einem konventionellen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor reduzieren und so den Zugang zur Elektromobilität vereinfachen.

  • Die „Förderungen für Privatpersonen“ finden Sie HIER.
  • Die „Förderungen für Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine“ finden Sie HIER.
  • Allgemeine Informationen und „Tipps für den Neuwagenkauf“ finden Sie HIER.

Fällt die Wahl auf einen elektrischen Gebrauchtwagen, dann sollten vor dem Kauf jedenfalls einige speziell Elektrofahrzeuge betreffende Punkte beachtet werden. Der ÖAMTC gibt Ihnen nachfolgend wichtige Tipps, was Sie vor dem Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges wissen sollten und was es bei Fahrzeugen mit Antriebsbatterien im Speziellen zu beachten gibt.

Grundüberlegungen

Frage: Welche Anforderungen habe ich an das gebrauchte Elektrofahrzeug?

Das Modellangebot an Elektrofahrzeugen am Gebrauchtwagenmarkt wird immer größer. Dementsprechend gibt es mittlerweile für fast jede Fahrzeugkategorie und für nahezu jeden Einsatzzweck einen passenden elektrischen Gebrauchtwagen. Ähnlich wie auch bei einem Neuwagenkauf sollten allgemeine persönliche Grundanforderungen an das Fahrzeug, wie bspw. Anzahl an Sitzen, Platzverhältnisse, Ausstattung, Anhängerlast, usw. klar sein.

Bei Elektrofahrzeugen kommt dann im Speziellen noch dazu, welche Reichweite das Fahrzeug - sogar im Extremfall unter winterlichen Bedingungen – mindestens haben soll, bzw. welche Distanz mit dem Fahrzeug ohne Zwischenladung zurückgelegt werden soll. Neben der Reichweite spielt auch die Ladetechnologie des Elektrofahrzeuges eine entscheidende Rolle. Hier sollte man vor dem Gebrauchtwagenkauf wissen, welche Ladeleistung man sowohl im Wechselstrom- als auch schnelleren Gleichstrombereich vom Fahrzeug erwartet.

Frage: Was gibt es bei gebrauchten Elektrofahrzeugen zu beachten?

Möchte man sich ein gebrauchtes Batterie-Elektrofahrzeug kaufen, gibt es, wie auch bei jedem konventionellen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, allgemein zu überprüfende Bereiche. Diese wären neben einer Sichtkontrolle der Karosserie auch eine Überprüfung der Bremsanlage, der diversen Nebenaggregate, der Lenkung, der Radaufhängung, usw.

Überprüfungen der klassischen Verschleißteile, die man vom Verbrenner gewohnt war, wie bspw. Überprüfung des Motoröls, des Keil- und Zahnriemens, der Auspuffanlage, usw., entfallen beim reinen Batterie-Elektrofahrzeug. Das heißt, man muss sich auch keine Gedanken darüber machen, ob eventuell bald die Kupplung zu reparieren ist oder der Auspuff ersetzt gehört. Beim Kauf eines Elektro-Gebrauchtwagens gibt es aber andere wesentliche Komponenten, die zu beachten sind. Diese wären allem voran die Leistungsfähigkeit bzw. Restkapazität der Antriebsbatterie, welche sich direkt auf die Reichweite auswirkt, sowie die Ladetechnologie des Fahrzeuges, welche entscheidend für die Ladezeiten ist.

Akku und Reichweite

Ein wesentlicher Faktor und Entscheidungskriterium bei einem Elektrofahrzeug ist die Reichweite. Diese errechnet sich aus der nutzbaren Energiemenge der Batterie (Netto-Energiegehalt in kWh) und dem Stromverbrauch. Der Stromverbrauch selbst hängt von mehreren Einflussfaktoren wie bspw. dem eigenen Fahrstil, der Zuladung im Fahrzeug, der Fahrstrecke, der Außentemperatur und den Wetterbedingungen sowie in weiterer Folge auch von der Nutzung der Klimatisierung (z.B. Heizung im Winter, Kühlung im Sommer) ab. Vor allem im Winter reduziert sich die Reichweite aufgrund des höheren Heizbedarfs und der Temperierung von Antriebsbatterie sowie Fahrgastzelle teilweise deutlich. So können im Winter unter Extrembedingungen Reichweiteneinbußen von über 30% eintreten.

Akkuüberprüfung

Die Antriebsbatterie ist das Herzstück eines jeden Batterie-Elektrofahrzeuges. Sie ist – abhängig von ihrer Größe – die teuerste Komponente im elektrischen Antriebsstrang und ist wiederum auch jene Komponente mit den stärksten Verschleißerscheinungen. Je älter die Batterie oder je intensiver die Nutzung in Form von Ladezyklen war, desto stärker ist die Alterung. Ein Kennwert, der den Zustand einer gebrauchten Antriebsbatterie beschreibt, ist der sogenannte Gesundheitszustand (SOH - "State of health"). Der Gesundheitszustand (in %) beschreibt die noch entnehmbare Energiemenge im Vergleich zu der nutzbaren Energiemenge im Neuzustand (lt. Herstellerangabe). Er ist daher ein direkter Indikator für die noch mögliche Reichweite des gebrauchten Elektrofahrzeuges.

Ist der nachgewiesene Gesundheitszustand niedrig bzw. die sich dadurch ergebende Reichweite für den eigenen Bedarf zu gering, sollte aufgrund der hohen Investitionskosten für eine neue Batterie der Kauf jedenfalls gut überdacht werden. Aus diesem Grund sollte der aktuelle Gesundheitszustand der Batterie bei einem Gebrauchtwagenkauf stets bekannt sein und bestenfalls direkt durch den Verkäufer nachgewiesen werden. Der Nachweis selbst kann in Form eines Prüfprotokolls erfolgen, was auf Käuferseite natürlich vertrauensbildend wirkt.

Um Klarheit über den tatsächlichen Zustand der Antriebsbatterie zu schaffen, lässt sich der Gesundheitszustand mit Hilfe der „ÖAMTC Batterie-Diagnose für E-Autos“ bestimmen. Das Diagnoseverfahren bringt herstellerübergreifend exakte Messergebnisse, die in einem Zertifikat klar, verständlich und vereinheitlicht festgehalten werden.

Ein kleines weißes Elektrofahrzeug in einer Prüfhalle

Mietakku

In der Vergangenheit haben einige wenige Hersteller die Möglichkeit angeboten, die Antriebsbatterie des Fahrzeuges zu mieten anstatt zu kaufen. Ein Mietakku hat beim Neuwagenkauf zwar den Anschaffungspreis reduziert, dafür muss während der Nutzung eine monatliche Mietgebühr entrichtet werden. Die Variante mit dem Mietakku bietet den Vorteil der Zusicherung eines Mindest-Gesundheitszustands (definiert im Mietvertrag). Wird dieser unterschritten, wird die Antriebsbatterie auf Herstellergarantie ausgetauscht.

Am Gebrauchtwagenmarkt gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Elektrofahrzeugen mit Mietbatterien. Besteht das Interesse an so einem Fahrzeug, sollte beim Kauf wenn möglich auch der Vertrag zur Batteriemiete übernommen werden. Dies sollte unbedingt vor dem Kauf mit dem Verkäufer abgeklärt und schriftlich fixiert werden. Aktuell gibt es in Österreich keinen Hersteller mehr, der Elektrofahrzeuge mit Mietbatterien anbietet. Dennoch werden aktuell viele dieser Fahrzeuge am Gebrauchtwagenmarkt angeboten.

Nissan-Leaf-Akku.jpg Nissan

Ladetechnologie

Neben dem Zustand des Akkus ist die Ladetechnologie ebenfalls von entscheidender Bedeutung beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges. Die vorhandene Ladetechnologie bestimmt maßgeblich, wie schnell die Antriebsbatterie wieder aufgeladen werden kann und daher wie flexibel das Elektrofahrzeug einsetzbar ist. Folgende Fragen sollten hinsichtlich der Ladetechnologie des Fahrzeuges vor dem Autokauf geklärt werden:

  • Wechselstromladung: Hierbei ist auf das im Fahrzeug verbaute On-Board-Ladegerät (OBC - On-Board Charger) zu achten und an den eigenen Bedarf anzupassen. Manche On-Board-Ladegeräte (vor allem von kleineren Batterie-Elektrofahrzeugen sowie Plug-In Hybriden) können nur eine Phase für die Ladung nutzen. Bestenfalls verfügt das gebrauchte Elektrofahrzeug jedoch direkt über ein dreiphasiges Ladegerät. Die möglichen Ladeleistungen variieren somit von 3,7 bis 22 kW. Kann das Fahrzeug bspw. nur an Wechselstrom, nicht jedoch an Gleichstrom geladen werden, dann benötigt eine Aufladung abhängig von der Ladeleistung oft bis zu mehreren Stunden, um wieder eine nennenswerte Energiemenge in die Batterie zu laden bzw. wieder eine entsprechende Reichweite aufzubauen.

    Vor dem Fahrzeugkauf ist daher zu bestimmen, ob eventuell ein einphasiges Ladegerät mit max. 3,7 kW (entspricht bei 10 Stunden Stehzeit über Nacht einer nachladbaren Energiemenge von rd. 35 kWh bzw. abhängig vom Fahrzeug rd. 150 bis 200 km) genügt oder aber das Fahrzeug aufgrund einer höheren täglichen Fahrleistung über ein dreiphasiges Ladegerät mit bspw. 11 kW (entspricht bei 10 Stunden Stehzeit über Nacht einer nachladbaren Energiemenge von rd. 100 kWh bzw. abhängig vom Fahrzeug rd. 500 bis 600 km) verfügen muss.

Empfehlung: Besteht die Möglichkeit, dass das Fahrzeug über ein dreiphasiges 11 kW oder sogar 22 kW Ladegerät verfügt, ist dieses universeller einsetzbar und somit jedenfalls einem einphasigen Ladegerät vorzuziehen.

  • Gleichstromladung: Lässt sich ein Elektrofahrzeug neben Wechselstrom auch mit Gleichstrom laden, so kann abhängig von der Ladeleistung in deutlich kürzerer Zeit eine größere Energiemenge nachgeladen und dadurch eine höhere Reichweite generiert werden. Ist man überwiegend oder gar ausschließlich auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen oder ist man auch öfter längere Strecken mit dem Elektrofahrzeug unterwegs (bspw. Urlaubsfahrt), ist die maximale Gleichstrom-Schnellladeleistung des Elektrofahrzeuges von entscheidender Bedeutung. Umso höher die maximale Schnellladeleistung ist bzw. umso länger diese auch im Durchschnitt gehalten werden kann, umso schneller kann Reichweite an der entsprechenden Schnellladestation nachgeladen werden und umso kürzer werden die benötigten Ladezeiten.

Empfehlung: Um die Fahrt bei vor allem bei längeren Strecken möglichst rasch wieder fortsetzen zu können, sollte das Fahrzeug eine möglichst hohe Gleichstrom-Ladeleistung von zumindest 80 bis 100 kW unterstützen.

VW ID3_er619_CMS.jpg Erich Reismann

Fazit

Grundsätzlich gelten beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges zum Großteil die gleichen Regeln wie beim Kauf eines konventionellen Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor. Die hierfür benötigten allgemeinen und technologieübergreifenden Informationen rund um den „Kauf eines Gebrauchtwagens“, wie etwa eine hilfreiche Checkliste mit sämtlich zu beachtenden Punkten, finden Sie HIER.

Sind Sie die Checkliste mit den allgemeinen Punkten durchgegangen, möchten das Fahrzeug zur Sicherheit aber auch auf eine genauere Betriebs- und Verkehrssicherheit (wie bspw. Vorschäden der Karosserie, Bremsen, Nebenaggregate, Lenkung, Radaufhängung usw.) überprüfen lassen, dann bietet Ihnen der ÖAMTC mit der „ÖAMTC Kauf-Überprüfung“ einen umfassenden Ankaufstest für das gewünschte Gebrauchtfahrzeug an. Die umfangreichste aller ÖAMTC Überprüfungen bringt Klarheit über den Zustand des Fahrzeuges und dient beim Kauf als Entscheidungshilfe und beim Verkauf als Gütesiegel.
Infos sowie die Möglichkeit zur Terminvereinbarung für eine ÖAMTC Kauf-Überprüfung finden Sie HIER.

Speziell in Bezug auf den Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs sollte der Verkäufer eine möglichst genaue Auskunft über den aktuellen Gesundheitszustand der Antriebsbatterie geben können. Hierfür bietet der ÖAMTC mit Hilfe der „ÖAMTC Batterie-Diagnose für E-Autos“ ein herstellerübergreifendes Diagnoseverfahren, um den Gesundheitszustand der Batterie exakt nachzuweisen. Die ÖAMTC Batterie-Diagnose für E-Autos kann gemeinsam mit der ÖAMTC Kauf-Überprüfung durchgeführt werden.

Spricht Ihnen der elektrische Gebrauchtwagen zu und stehen Sie nun vor Abschluss des Kaufs, bietet Ihnen der ÖAMTC einen standardisierten E-Kfz-Kaufvertrag zwischen Privatpersonen, damit Sie auch rechtlich auf der sicheren Seite sind. Im Kaufvertrag sollte auch festgehalten werden, ob und welches Zubehör (z.B. Ladekabel) mit dem Fahrzeug gemeinsam verkauft wird und in welchem Zustand sich dieses befindet.

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