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DruckenÄußerst knapp
Das Wissen, dass man einem Unfall mit fatalem Ausgang nur knapp entkommen ist, macht das Verarbeiten des Erlebten nicht unbedingt einfacher. Es stimmt einen jedoch dankbar.
Der 32-jährige Landwirt Thomas Zöchner aus Nöstach musste vor Kurzem erleben, was es heißt, Glück im Unglück zu haben. Denn als er im April mit einem Traktor verunglückte, kam er verhältnismäßig glimpflich davon. Und das stimmt ihn und seine Familie – er ist zweifacher Vater und Ehemann – sehr dankbar. Dankbar gegenüber seiner Familie, die ihn nun tatkräftig unterstützt, gegenüber einer Nachbarin, die zu Hilfe kam, und natürlich gegenüber den Rettungskräften. Im Gespräch erzählt er - nur drei Wochen nach dem einschneidenden Erlebnis – wie sich das Erlebte nun auf sein Leben auswirkt.
Traktorunfall - Glück im Unglück
Ausnahmsweise
Mitte April, nur zwei Tage vor dem sechsten Geburtstag seiner Tochter, war Zöchner auf einem von ihm bewirtschafteten Grundstück in Ramsau im Bezirk Lilienfeld tätig. „Normalerweise bringe ich dort nie Mist aus, aber dieses Mal hat ein Kollege zu viel gehabt, weshalb ich ausnahmsweise dort den Dung verteilte“, so der 32-Jährige. Und bei den ersten drei Fuhren verlief auch alles völlig problemlos, obwohl es sich um relativ steiles Gelände handelte und „ich darin nicht so viel Erfahrung habe“. Doch dann passierte es.
Augen zu
Der Landwirt, der seit seinem 16. Lebensjahr den Traktorschein besitzt, fuhr mit dem Miststreuer über bereits ausgefahrenen Dünger, kam dadurch ordentlich ins Rutschen und verlor die Kontrolle über das Nutzfahrzeug. „Es fühlte sich an wie auf einer Eisplatte, Bremsversuche scheiterten, ich wurde sogar immer schneller anstatt langsamer. Ich habe also nur noch geschaut, dass ich nicht umkippe.“ Als keines der Manöver mehr griff, „machte ich nur noch die Augen zu und dachte einzig daran, dass ich die Kinder und meine Frau Regina noch nicht alleine lassen will“.
Absturz
Schließlich landete der Traktor in einem Graben voller Bäume, Thomas Zöchner wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und kam letztlich unter dem Traktor zu liegen. „Als ich über mir Schläuche rauchen sah, wollte ich da unbedingt weg für den Fall, dass es zu brennen beginnt.“ Verletzt und geschockt, jedoch bei völligem Bewusstsein versuchte Thomas Zöchner, sich aus seiner Lage unterhalb des Traktors zu befreien. Was auch gelang.
Alles gut
Dann war es nur noch eine Frage von wenigen Minuten, bis zunächst ein Rotkreuz-Rettungsteam, wenig später die Besatzung von Christophorus 3 anrückte. Nach notärztlicher Erstversorgung vor Ort wurde der junge Landwirt ins Klinikum nach Sankt Pölten geflogen. Insgesamt betrachtet entkam der Familienvater knapp einem folgenschweren Unglück, denn bis auf ein paar Brüche sowie geringfügige Wirbelverletzungen wurden keine schwerwiegenden Verletzungen festgestellt.
"Für so einen Sturz ist das ein glimpflicher Ausgang. Thomas Zöchner hat ein Riesenmassel gehabt."
Rober Mosser, Notarzt Christophorus 3
Alltag
Es folgte dennoch ein einwöchiger Krankenhausaufenthalt. „Gott sei Dank musste nichts operiert werden, aber schonen muss ich mich schon noch.“ Zudem vergehe kein Tag, an dem er sich nicht über den Vorfall und die Frage „Was wäre, wenn?“ Gedanken macht. Seine Familie kümmere sich nun mit vollem Einsatz um die Landwirtschaft und selbstverständlich um ihn. Schmerzen habe er kaum mehr und er betont: „Mir geht’s gut. Ich nehme mir seit diesem Tag viel mehr Zeit für Dinge, die mir persönlich wichtig sind, und schaue, dass ich alles Schritt für Schritt erledige.“ Denn früher sei er auf jeden Fall sehr hastig im Alltag unterwegs gewesen. „Nur nichts überstürzen“, sei nun die Devise. Sein besonderer Dank gilt Manuela Pichler, die sich in den ersten Minuten um ihn gekümmert hat und ihm in der schwierigen Situation beigestanden ist. Ob alles eine Fügung oder nur etwa enormes Glück war – darauf hat der gläubige Katholik keine fixe Antwort, aber: „Ich bin Gott auf jeden Fall sehr, sehr dankbar.“
Autor: Stefan Obernberger
Niederösterreichische Nachrichten (NÖN)