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DruckenEnde gut, alles gut
Die rasche medizinische Versorgung nach einem Forstunfall und der schnelle Transport ins Krankenhaus verhindern Schlimmeres.
Im September 2018 hilft Erich Moser in Anthering im Salzburger Flachgau bei Waldarbeiten. Beim Ausasten eines Baumes schnellt plötzlich der Stamm zurück und trifft den 55-Jährigen. „Zuerst hat es einen gewaltigen Schnalzer gemacht, und dann verspürte ich irrsinnige Schmerzen am Bein. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern“, erzählt Moser. Sein Helm und seine Schutzkleidung haben ihn wohl vor noch schwereren Verletzungen bewahrt.
Versorgung
Bereits wenige Minuten später landet Pilot Stefan Dürager mit dem ÖAMTC-Hubschrauber Christophorus 6 auf einer angrenzenden Wiese. Notarzt Aurel Botz und Flugretter Markus Ritzberger übernehmen die Erstversorgung mit schmerzstillenden Mitteln. „Der Verunglückte wies einen offenen Waden- und Schienbeinbruch auf und war noch unter dem Baum eingeklemmt. Erst als der Stamm entfernt war, konnte ich den Fuß reponieren und eine Schiene anlegen“, erläutert Notarzt Aurel Botz. In einer Vakuummatratze, die das verletzte Bein fixiert, wird Erich Moser anschließend zum Notarzthubschrauber gebracht. Nach wenigen Flugminuten wird der Schwerverletzte im Schockraum des Salzburger Unfallkrankenhauses an das wartende Ärzteteam übergeben.
Stefan Dürager, Pilot Chrisophorus 6
Forstunfälle können durchaus eine fliegerische Herausforderung sein, denn das Auffinden, die Versorgung und das Bergen des Patienten aus einem bewaldeten Gebiet sind oft kompliziert und fordern die gesamte Crew.
Statistik
2018 versorgten die Notarzthubschraubercrews des ÖAMTC rund 60 Patienten nach Forstunfällen. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) verletzen sich in Österreich jährlich rund 1.500 Menschen bei privaten Wald- und Holzarbeiten so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Ähnlich hoch ist gemäß der AUVA die Anzahl der Arbeitsunfälle in der Land- und Forstwirtschaft. Ursache dafür ist in den meisten Fällen Unachtsamkeit oder eine Fehleinschätzung der Situation.
Verletzung
Typische Verletzungsmuster bei Forstunfällen sind Brüche, Quetschungen, Pfählungen und Schnittverletzungen durch Motorsägen. Die am häufigsten verletzten Körperteile sind Finger, Fußgelenk/Knöchel und Unterschenkel. Etwa acht Prozent der Verletzungen betreffen gemäß der Statistik des KFV den Kopf.
Aurel Botz, Notarzt Christophorus 6
„Gerade bei offenen Brüchen kann es zu schweren Infektionen des Knochens und der Weichteile kommen. Eine professionelle Erstversorgung und der schnelle Transport ins Spital können diese Gefahr erheblich reduzieren.“
Besuch
Auch bei Erich Moser hat die rasche Hilfe mit Sicherheit zu einer schnelleren Genesung beigetragen. Auf zwei Operationen und einen dreiwöchigen Spitalaufenthalt folgte noch eine längere Reha-Phase. „In Summe hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder gesund war“, sagt der Salzburger.
Sobald er fit war, stattete er der Crew am Stützpunkt von Christophorus 6 am Salzburger Flughafen einen Besuch ab. „Mein Wunsch war es, mich beim Piloten und dem gesamten Rettungs- und Ärzteteam zu bedanken. Dank der perfekt funktionierenden Rettungskette und dem tollen Teamwork ist alles nochmal gut ausgegangen und ich bin völlig wiederhergestellt“, so Moser.
Freude
Für Stefan Dürager war das Wiedersehen keinesfalls alltäglich, dafür aber umso herzlicher. „Wenn wir einen Patienten im Spital übergeben, erfahren wir danach kaum mehr etwas über den Genesungsverlauf. Umso schöner ist es, wenn wir besucht werden. Dann wissen wir, dass alles gut ausgegangen ist“, freut sich Dürager.
Autorin: Aloisia Gurtner
Tipps für die sichere Waldarbeit
- Nicht alleine arbeiten
- Ausreichend Zeit für die Waldarbeit einplanen und Zeitdruck vermeiden
- Schutzausrüstung tragen
- In Hanglagen niemals über bzw. untereinander arbeiten
- Erste-Hilfe-Ausrüstung immer griffbereit haben
- Gute Ausbildung und Erfahrung erhöhen die Arbeitssicherheit
Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit