Bergwandern - 10 Tipps
Sind Sie gut gerüstet für die nächste Wanderung? Hier erfahren Sie, wie man sich richtig vorbereitet, orientiert oder auch bei Notfällen uvm. verhält.
Zahlreiche Wanderausflugsziele in Österreich sind bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Planen Sie Ihre Anreise in die Berge mit dem ÖAMTC Routenplaner und wählen Sie eine klimaneutrale Anreise. So wird nicht nur das Wandern selbst eine nachhaltige Angelegenheit, sondern auch der Weg in Richtung Berg und wieder nach Hause. Finden Sie selbst heraus, welches Verkehrsmittel am Schnellsten bei Ihrer Zieldestination ankommt.
Bergwandern: die 10 wichtigsten Tipps
Unerwartete Wetterumstürze, falsche Ausrüstung oder eine Fehleinschätzung der Kondition sind nur einige Gründe, warum die ÖAMTC Flugrettung jährlich hunderte Male Menschen aus unwegsamen Gelände bergen muss. Auch die Pandemie unterstreicht das Bergwandern als Trend- und Breitensport. Grund genug mit erhöhter Vorsicht den Gipfel zu besteigen und auch als Vorbild voranzugehen.
Um einen sicheren Auf- und Abstieg zu garantieren, sind gewisse Spielregeln zu befolgen. Hier spielen Faktoren wie geeignete Kleidung oder passende Routenwahl samt fairer Selbst- und Fremdeinschätzung eine übergeordnete Rolle. Das richtige Verhalten im Notfall kann obendrein Leben retten, das versichert auch die ÖAMTC Flugrettung. Im Jahr 2021 wurden knapp 650 Personen mittels Taubergung aus unwegsamem Gelände geborgen. Um das zu vermeiden, haben wir die zehn wichtigsten Dos im Bergsport für Sie zusammengefasst:
1. Die Planung ist das A und O / Faire Selbst- und Fremdeinschätzung
Bevor man seinen Wanderausflug startet, gilt es in erster Linie den Wetterbericht zu beachten - am Vortag als auch am selben Morgen. Die Wetterlage kann sich sehr rasch ändern und ein „richtiges“ und intuitives Handeln kann im Extremfall sogar Leben retten (dazu später mehr). Die Länge und Dauer der Wanderung sollte ebenso gut geplant sein - hier gilt als Faustregel: Anfängern ist in einer Stunde eine Wegstrecke von max. 4 km auf ebenem Untergrund zuzutrauen, im Anstieg werden ca. 300 Höhenmeter und im Abstieg ca. 500 Höhenmeter pro Stunde zurückgelegt. Hier gilt: Anfangs eher langsam starten, um Energiereserven zu behalten. Auch ein Zeitpuffer sollte jedenfalls eingeplant werden. Vor allem im Herbst und Winter ist weiters auf eine gute Zeiteinteilung und den Sonnenauf- und Untergang zu achten, denn es wird teilweise schon am Nachmittag dunkel. Im Sommer gilt es rechtzeitig zu starten, um der Mittagshitze zu entgehen. Hier sollte auch stets an ausreichend Sonnenschutz gedacht werden. Bei der Routenplanung selbst, sollte man sein eigenes Fitnesslevel stets fair bewerten, um sich in weiterer Folge nicht zu überschätzen - das könnte bei einer längeren Bergwanderung zum Verhängnis werden. Wenn man als Wandergruppe unterwegs ist, gilt es den Schwächsten als Maßstab für die Planung heranzuziehen, weiters kann durch ein stetiges Beachten der Teilnehmer eine Erschöpfung möglichst früh erkannt werden. Im Zweifelsfall bzw. bei einer Überanstrengung gilt: Die leichtere Route wählen!
2. Zwiebelprinzip: Ausrüstung leicht gemacht
Einige wenige Regeln punkto passender Kleidung sollte man sich jedenfalls merken, bevor es auf den Berg hinauf geht. Das wichtigste Prinzip ist das berühmte Zwiebelprinzip, bei Bedarf einfach eine Schicht aus- oder anziehen. Dabei ist die unterste Schicht, der sogenannte Baselayer die bedeutendste, denn hier werden oftmals schon Fehler begangen – wichtig ist, dass diese Schicht aus Funktionskleidung bzw. atmungsaktiven Materialien besteht (keinesfalls aus Baumwolle o. Ä.),bei Nichteinhaltung würde der Effekt des Zwiebelprinzips durchbrochen werden, bzw. kühlen Materialen wie Baumwolle den Körper. Es empfiehlt sich jedenfalls Wechselkleidung einzupacken (Shirt, Socken, etc.) und auch stets an eine Extraschicht Oberbekleidung zu denken, um bei der wohlverdienten Jause am Gipfel nicht auszukühlen.
Eine vorgefertigte Packliste für Ihren Wanderausflug finden Sie bei der ÖAMTC Reise-Checkliste.
3. Passendes Schuhwerk
Das falsch gewählte Schuhwerk kann weiters ausschlaggebend für eine nicht gelungene Wanderung sein: Einflussfaktoren wie der Untergrund stellen hier einen wichtigen Faktor in der Schuhwahl dar. Ein bergiges bzw. anspruchsvolles Terrain verlangt Wanderschuhe, die über den Knöchel gehen, bei flacheren Wanderungen reicht auch ein guter Turnschuh. Das Augenmerk sollte dennoch auf dem Profil liegen, dieses sollte jedenfalls gut ausgeprägt sein und Wasser- und Kälteschutz aufweisen. Die ersten Anzeichen einer Blase am Fuß gilt es so rasch als möglich zu behandeln, es empfiehlt sich also, ein Blasenpflaster stets griffbereit im Rucksack eingepackt zu haben. Ein Tipp könnte also sein, sich die Füße vorab mit Feuchtigkeitspflege einzucremen, so kann man unangenehme Reibung und eine Blase vorbeugen. Achten Sie auch darauf passende Socken, bspw. Wandersocken zu tragen und die Schuhe ausreichend einzugehen, falls diese erst gekauft wurden.
Eine vorgefertigte Packliste für Ihren Wanderausflug finden Sie bei der ÖAMTC Reise-Checkliste.
4. Wasser & Proviant
Bei längeren Wanderungen sollten mindestens 2-3 Liter Wasser pro Person eingepackt werden. Es ist ratsam sich vorab über mögliche Wasserquellen auf der Strecke zu erkundigen, um so Flaschen auch wieder auffüllen zu können, um in weiterer Folge einer Dehydrierung zu trotzen - in Wanderkarten sind solche Wasserstellen meist gut eingezeichnet. Stichwort Kreislauf: es empfiehlt sich eine Kleinigkeit an Proviant wie Müsliriegel, Traubenzucker oder eine Banane mit einzupacken – diese Dinge können rasch den Kreislauf wieder in Schwung bringen und Energie für den Ab- oder Aufstieg geben. Plant man keinen Stopp auf einer Hütte und nimmt seine Jause selbst mit, dann immer darauf achten, den eigens produzierten Müll wieder mitzunehmen.
Eine Packliste für Ihren Wanderausflug finden Sie bei der ÖAMTC Reise-Checkliste.
5. Richtiges Verhalten bei einem Wetterumsturz
Der alpine Bereich darf definitiv nicht unterschätzt werden. Ein Wetterumsturz lässt oftmals nicht lange auf sich warten und die Gefahr ist groß, in dichten Nebel oder ein Gewitter zu geraten, das kann unter Umständen sogar lebensgefährlich werden. Vor allem in Höhenzügen gilt diesbezüglich erhöhte Vorsicht. Das Benützen von markierten Wegen ist jedenfalls ratsam. Den Medien konnte man die letzten Jahre immer wieder entnehmen, dass ein Wanderausflug durch die unvorhergesehene Wetterlage sogar zum Tode führte, beispielsweise durch Blitzschlag. Bei Gewitter, welches einen überrascht und man keinen Schutz mehr in einer Hütte findet, gilt folgendes: eine hockende Position einnehmen (man sollte sich möglichst klein machen und die Füße geschlossen halten), exponierte Stellen wie Gipfel oder freistehende Stellen, einzel- stehende Bäume, wasserführende Rinnen oder Stahlseilsicherungen vermeiden. In der kalten Jahreszeit gilt: Lawinenberichte am Vortag, als auch am selben Tag prüfen – hier ist ebenfalls ratsam sich in die Thematik der Lawinenkunde einzulesen, um in weiterer Folge rationalere Entscheidungen zu treffen – unbedingt unnötiges Risiko reduzieren.
Tipps für Tourengeher und Variantenfahrer finden Sie hier.
6. Wo bin ich? Orientierung behalten
Eine gute Orientierung ist sehr wichtig, vor allem wenn das GPS aussetzt, man keine Wanderkarte eingepackt hat oder die Wegemarkierungen aus den Augen verliert. Oftmals verlässt man sich auf Mitwanderer und beschäftigt sich selbst mit der Strecke eher wenig. Sollte man die Gruppe dennoch aus den Augen verloren haben, stellen Ortskundige, alpine Vereine oder Hüttenwirte eine vertrauenswürdige Anlaufstelle dar. Als Gruppe in Sichtweite zu bleiben ist unabdingbar, denn die Natur ist unfassbar weitläufig. Medial wird immer wieder von Fällen berichtet, die ein Ausrücken des Christophorus-Hubschraubers zur Folge haben. Einen Hauptgrund stellt dabei die Orientierungslosigkeit dar. Hilfreiche Planungsplattformen wie Bergfex, die App Alpenvereinaktiv oder Handkarten (diese jedenfalls immer in den Rucksack packen) können hierbei Abhilfe verschaffen. Denken Sie auch daran, dass Mobiltelefone oder das GPS aussetzen können.
Eine vorgefertigte Packliste für Ihren Wanderausflug finden Sie bei der ÖAMTC Reise-Checkliste.
7. Natur- & Tierwelt respektieren
Es gilt der Grundsatz, dass man sich auf einer Kuhweide, bei einem Wildgehege oder eben in der Natur nicht auffällig laut verhält bzw. den Tieren auch nicht zu nahekommt. Wenn man Tiere trifft, dann einfach ganz „normal“ und ruhig verhalten. Die Tiere, wenn möglich, mit großem Abstand umgehen. Hunde sollten stets an der Leine geführt werden, bei Nichteinhaltung können dadurch unvorhergesehenen Situationen herbeigeführt werden, die mitunter auch rechtliche Folgen haben könnten. Das Naturschauspiel hat aber viel mehr zu bieten als optische Reize, unter anderem steht bei vielen Wanderern auch der Genuss im Vordergrund und somit beispielsweise das Schwammerl-Suchen am Programm. Dabei ist Vorsicht geboten, denn nicht jedes Schwammerl, jede Beere oder Kräuter sind für den Verzehr geeignet (Stichwort Verwechslungsgefahr bei Bärlauch). Hier gilt: Informationen von Experten, Pilze immer am Strunk mit einem Messer abschneiden.
Ein weiteres Problem stellt die Müllentsorgung dar. Immer öfter findet man leere Verpackungen o.Ä. in der Nähe von Rastplätzen oder Wanderwegen. Auch hier kann man als Vorbild agieren und einen Teil der Lösung darstellen, z.B. indem man seinen eigenen Müll wieder mitnimmt oder dafür vorgesehene Mistkübel verwendet. Die Devise lautet: Die Natur und Tierwelt respektieren.
Stichwort Respekt, dieser ist in jeglicher Hinsicht angebracht. Wanderer, die man auf der Strecke trifft, sollte stets freundlich begegnet werden, ob mit einem herzlichen „Servus“ (am Berg ist man ja bekanntlich per du) oder einem freundlichen Gruß. Ein freundliches Lächeln wird nebenbei in jeder Sprache verstanden.
Der Drohnenboom hat auch schon Einzug in der Bergwelt gefunden - umso wichtiger ist ein sicherer Umgang mit dem Fluggerät und die Rücksicht auf Mensch und Tier. Wichtige Hinweise und was es beim Drohnenflug in Höhenzügen zu beachten gilt finden Sie unter: Mit der Drohne in den Bergen
Das Mountainbiken erfreut sich ebenso großer Beliebtheit und so treffen immer öfter Wanderer und Mountainbiker in den Bergen aufeinander. Welches Verhalten es in den Bergen auf dem Bike zu beachten gilt finden Sie bei folgendem ÖAMTC Schwerpunkt: In der Bergen: Spielregeln für Mountainbiker
8. Verhalten im Notfall
Wenn man sich in einer unglücklichen Situation befindet und man selbst oder jemand anderes benötigt Hilfe, dann muss unbedingt so schnell als möglich die Rettungskette ausgelöst werden. Wichtig hierbei ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Hilfe kann durch das Telefon (Notrufnummern in Österreich: Alpin-Notruf 140; Rettung 144; diese vorab im Telefon abspeichern), Rufen, Lichtzeichen oder Winken mit großen Kleidungsstücken geholt werden. Der Verletzte/die Verletzten sollten dabei keinesfalls allein gelassen werden. Ebenso ist es empfehlenswert einen Freund oder Bekannten vor der Wanderung über seine Pläne und die angestrebte Wanderroute zu informieren (an- und abmelden). Im Notfall kann auch diese Person den Notruf wählen und hilfreiche Tipps zur Bergung liefern. Achten Sie bei der Wanderung stets darauf, ein aufgeladenes Mobiltelefon bei sich zu tragen.
9. Auf das Bauchgefühl hören & Wissenswertes
Die Liste rund um die wichtigsten Tipps beim Bergwandern, könnte wohl endlos ausgeweitet werden, doch einige weitere wertvolle Tipps wollen wir Ihnen definitiv noch mit auf den Weg geben: Bargeld stets einpacken, denn Hütten bieten nicht immer die Möglichkeit einer Kartenzahlung an, Grund hierfür ist der teilweise kaum verfügbare Internet-Empfang. Markierte Wege sollten permanent verwendet werden, der Alpenverein sorgt dafür, dass diese auch sicher sind. Ebenso sollten vor der Wanderung alle möglichen Geräte wie Mobiltelefon, GPS-Gerät Kamera und die dazugehörigen Akkus aufgeladen werden.
Eine der wohl wichtigsten Regeln bzw. Maßstäbe lautet, auf sein eigenes Bauchgefühl zu hören! Scheint ein Abstieg zu steil, ein weiteres Voranschreiten zu anstrengend oder die Route bereitet einem ein unbehagliches Gefühl, sollte man dies seinen Mitwanderern jedenfalls mitteilen und die sichere Umkehr andenken.
10. Hilfe aus der Luft - Die ÖAMTC-Flugrettung
Sport- und Freizeitunfälle im alpinen Bereich, machen rund zwölf Prozent des Einsatzvolumens der ÖAMTC-Notarzthubschrauber aus, dabei gehören Bergungen im hochalpinen Gelände zu den herausforderndsten Einsätzen. Erweist sich eine Landung in unmittelbarer Nähe zum Notfallort auf Grund der Geländesituation als schwierig oder gar unmöglich, wird der Notarzt gemeinsam mit dem Flugrettungssanitäter mittels Tau zur Unglücksstelle geflogen. Nach erfolgreicher Erstversorgung wird der verunglückte Patient im Bergesack am Tau hängend zum Zwischenlandeplatz zurückgeflogen und nach einer weiteren medizinischen Versorgung für den Transport in den Helikopter eingeladen.
Im Jahr 2021 wurden, von über 19.000 Christophorus-Einsätzen, 648 Personen mittels Taubergung aus unwegsamem Gelände geborgen. Das lässt im Ansatz erkennen welche Bedeutung die Flugrettung in Österreich hat und gibt gleichzeitig Aufschluss darüber, dass der Bergsport nicht zu unterschätzen ist und selbst erfahrene Alpinisten vor einem Unglück in den Bergen nicht gefeit sind. Bis 2024 wird die Flotte um fünf Airbus Helikopter HI35 sogar noch vergrößert und auch modernisiert, dabei werden 30 Millionen Euro vom ÖAMTC investiert.
Gut zu wissen: Die österreichweite Hubschrauber-Rettung nach Freizeit-Alpin-Unfällen ist eine von vielen inkludierten Leistungen des ÖAMTC-Schutzbriefs. Nähere Infos unter www.oeamtc.at/schutzbrief.
Wie Sie im Ernstfall einen Hubschrauber zur sicheren Landung einweisen und welche sechs goldenen Regeln dabei zu beachten sind, erfahren Sie in folgendem Infovideo. So viel sei verraten, die richtige Anwendung des internationalen Hilfezeichens „Y“ ist von großer Bedeutung:
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