Faschingsbräuche - närrisches Treiben bei unseren Nachbarn
Faschingsbräuche sind in Mitteleuropa weit verbreitet, doch nicht überall wird diese Jahreszeit gleich begangen. Werfen Sie mit uns einen Blick über die Grenzen zu unseren Nachbarn, wie man dort dem Fasching huldigt.
Für viele Menschen ist die fünfte Jahreszeit einer der schönsten Jahresabschnitte. In Mitteleuropa weit verbreitet und doch sind die Bräuche nicht in allen Ländern ident und ist das bunte Narrentreiben nicht überall gleich intensiv. In manchen unserer Nachbarländer wurden die bis heute gepflegten Faschingsgepflogenheiten sogar als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Umso interessanter ist es für Faschingsfans, zu Beginn des Jahres unsere Nachbarländer zu bereisen und die regionalen Faschingsgewohnheiten kennenzulernen und vor Ort mitzufeiern. Wir haben uns umgesehen, wie bei unseren Nachbarn der Fasching begangen wird.
Ostböhmen: Wo Fasching Weltkulturerbe ist
Jedes Jahr in der Zeit vom Dreikönigstag bis zum Aschermittwoch finden in der Tschechischen Republik Faschingsumzüge statt. Insbesondere in der Region Hlinecko in Ostböhmen haben sich die Bräuche der bunten und fröhlichen Faschingsumzüge auch nach beinahe 200 Jahren in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Diese sind so besonders, dass sie es im Jahre 2010 auf die Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes geschafft haben.
Während dieser Umzüge ziehen die bunt verkleideten Teilnehmer in vielen Dörfern von Haus zu Haus. Sie sind gern gesehene Gäste, sagt man ihnen doch nach, dass sie allen, die sie besuchen, Glück, Gesundheit und Freude bringen. Die schönsten Umzüge sind u. a. in den Dörfern Vortová (10. Februar 2024, 8-16 Uhr), Studnice, Hamry (27. Jänner 2024, 8-16.30 Uhr), Hlinsko-Blatno und am Veselý Kopec zu sehen.
In der Länder-Info Tschechien finden Sie nützliche Informationen zum Land.
Ptuj: Fest der Masken
Auch in Slowenien findet sich ein traditioneller Karneval auf der Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes – „Kurentovanje" in Ptuj. „Kurenti“ heißen jene zotteligen Gestalten in Schafsfellen, die während des bunten Treibens von 3 – 13. Februar 2024 in der ältesten Stadt Sloweniens zu sehen sind. Sie sind nicht zu übersehen und nicht zu überhören: ihre Füße stecken in hohen Schuhen mit bunten, handgestrickten Gamaschen, am Fellumhang hängen schwere Ketten und in der Hand schwingen sie einen dicken Stock, der mit stacheliger Igelhaut umwickelt ist. Der ausdrucksvollste Teil des Kostüms ist jedoch die Kopfbedeckung, durch die sie sich von den anderen Karnevalsfiguren unterscheiden. Manche schmücken Hörner aus Stroh oder Holz, die mit Leder umspannt und mit bunten Blumen und Bändern behangen sein können. Andere tragen echte Rinderhörner, Fell- oder Lederohren am Kopf.
Das bunte Faschingstreiben in Ptuj gilt inzwischen als eines der bedeutendsten ethnografischen Events in Mitteleuropa.
In der Länder-Info Slowenien finden Sie nützliche Informationen zum Land.
Basel: Wo die Fasnacht zur Identität gehört
Einmal im Jahr steht die Stadt Kopf – heuer vom 19. bis 21. Februar 2024: Die Basler Fasnacht ist das Herzstück der kulturellen Schaffenskraft der Stadt und ermöglicht drei Tage Ausnahmezustand. Auf Grund ihrer Einzigartigkeit gehört sie zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Startschuss fällt jeweils am Montag nach dem Aschermittwoch um Punkt 4.00 Uhr – bei totaler Finsternis. Wenn von der Martinskirche der Glockenschlag ertönt, werden alle Lichter der Innenstadt gelöscht. Auf das Kommando „Morgestraich: Vorwärts, marsch!“ der Tambourmajore ertönen gleichzeitig aus allen Gassen und Straßen die Piccolos und Trommeln der Formationen. Sie alle stimmen die traditionelle Melodie des Morgenstreich-Marsches an, der ausschließlich zu dieser Gelegenheit gespielt wird. In der komplett verdunkelten Stadt leuchten einzig die vielen handbemalenen Laternen, die von den Fasnächtlern getragen werden. Sie werfen ihren Schein auf die vielen Tausend Zuschauer aus aller Welt, die diesen magischen Moment miterleben möchten.
Das Ende dieser närrischen Zeit setzt der "Endstraich" am Donnerstagmorgen, wiederum um Punkt 4.00 Uhr. Was dazwischen liegt, erlebt man am besten selbst vor Ort. Ein Muss ist gewiss der Cortège, der große Umzug, der am Fasnachtmontag (19. Februar 2024) und -mittwoch (21. Februar 2024) zwischen 13.30 und 18 Uhr stattfindet und der von über 10.000 Fasnächtlern in Formationen alljährlich zelebriert wird.
Das Spektakel lebt von einzigartigen Instrumenten, von Kreativität und Ideenreichtum und von künstlerischen Höchstleistungen. Hier werden gesellschaftspolitische Themen, Geschichten und Aktualitäten auf ganz besondere Art transportiert: stolz, mit spitzem Humor und scharfer Zunge.
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Köln: Ein Fest der Verkleidung
In Deutschland ist es der Altweiberfasching, auch Weiberfastnacht genannt, der jedes Jahr am Donnerstag vor Rosenmontag gefeiert wird und den Beginn der heißen Phase des Karnevals markiert. Diese Tradition hat ihre Wurzeln im rheinischen Karneval, insbesondere in Städten wie Köln, Düsseldorf und Mainz.
Historisch betrachtet war Altweiberfasching ursprünglich ein Tag, an dem die Frauen für kurze Zeit die Zügel in die Hand nahmen. Sie durften symbolisch die Männerwelt regieren und übernahmen dabei sogar das Recht, den Herren die Krawatten abzuschneiden. Diese Geste steht für eine humorvolle Durchbrechung von Geschlechterrollen und Normen. Das Krawattenabschneiden ist zu einem charakteristischen Brauch des Altweiberfaschings geworden und die abgeschnittenen Krawatten werden nicht als Verlust, sondern als Trophäen betrachtet, die mit Stolz präsentiert werden.
Heuer startet das närrische Treiben der Jecken in der Kölner Altstadt am Alten Markt am 8. Februar 2024 pünktlich um 11.11 Uhr: Hierbei übergibt die Oberbürgermeisterin traditionell den Schlüssel der Stadt und ab diesem Moment regieren Prinz, Bauer und Jungfrau.
Interessant ist auch die Bezeichnung der folgenden Tage. Nach der Weiberfasnacht folgen Karnevalsfreitag, -samstag und -sonntag, gefolgt vom Rosenmontag und Veilchendienstag, bevor am Aschermittwoch dann wieder alles vorbei ist. Es braucht nicht notwendigerweise einen Karnevals-Knigge, um den Karneval in Köln zu genießen, doch ist es gut, einige „Spielregeln“ zu kennen. Aus diesem Grund gibt die Stadt Köln alljährlich eine Informationsbroschüre heraus, die stets ab November erhältlich ist und die neben den Terminen aller Sitzungen, Bälle und Umzüge auch nützliche Ratschläge bereithält.
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Venedig: Wo Masken wahre Handwerkskunst sind
Venedig lässt seinen bekanntesten Weltenbummler und Reisenden Marco Polo hochleben, der vor 700 Jahren am 8. Januar 1324 verstorben ist. Aus diesem Grund steht der diesjährige Karneval von Venedig bis 13. Februar 2024 ganz in dessen Zeichen. Die Hommage an den weltbekannten Venezianer wurde u. a. von Massimo Checchetto, dem künstlerischen Leiter und Bühnenbildner des Teatro Le Fenice, gestaltet.
Der venezianische Karneval, wie wir ihn heute kennen, geht auf das Jahr 1296 zurück, als der Senat der Serenissima einen Tag vor der Fastenzeit einen Feiertag ausrief. Ab dann wurde die Zeit der Faschingsfeierlichkeiten um weitere Tage und Wochen ausgeweitet. Ins Leben gerufen wurde er einst, um auch sozial ärmeren Schichten eine Zeit von ausgelassenen Stunden und Tagen mit Tanz und Musik zu gönnen und jedermann die Möglichkeit zu geben, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Hinter der Maske ließ sich die wahre Identität verbergen, soziale Zugehörigkeit und religiöser Glaube, Geschlecht und sozialer Status waren dahinter nicht zu erkennen. Höflichkeit war jedermann geschuldet, denn in der Anonymität wusste man nie, wer sich hinter der Maske versteckt.
Inzwischen ist der Karneval von Venedig eines der bekanntesten Aushängeschilder der Lagunenstadt, der sich über 10 Tage erstreckt und zu dem Menschen von nah und fern anreisen. Einst wurde der moderne Karneval mit dem Flug des Engels eröffnet, doch seit 2011 zählt diese Aufgabe zu den Pflichten der schönen Maria, die im Vorjahr gewählt worden ist. Während am ersten Samstag die Feierlichkeiten von Akrobaten, Tänzern sowie von Licht- und Klangshows beherrscht werden, folgt am nächsten Morgen die Parade allegorischer Wasserkarren und festlich geschmückter Boote, die das Fest auf den Canal Grande verlagern.
Den Karneval von Venedig betrifft die heuer erstmals geltende Eintrittsgebühr in die Altstadt von Venedig noch nicht. Doch spätestens ab 25. April 2024 sollte man sich rechtzeitig informieren, bevor man einen Tagesausflug in die Lagunenstadt antritt.
Interessantes Detail am Rande: Einst wurden die Masken komplett handgefertigt. Es war eine Mischung aus Ton, Pappmaché und Gips. Daraus entwickelte sich ein eigener Beruf, die Mascareri, die eine Kombination aus Handwerker und Künstler waren und das ganze Jahr an der Herstellung der Karnevalsmasken arbeiteten. Die berühmteste Maske war die Bauta, die eine komplette Verkleidung umfasst. Die Maske war weiß, mit der besonderen Form des spitzen und hervorstehenden Kinns, das die Möglichkeit bot, zu trinken und zu essen, ohne es vom Gesicht nehmen zu müssen. Getragen wurde sie mit dem Dreispitz, dem berühmten dreizackigen schwarzen Kopfschmuck, und einem weiten schwarzen Mantel. Frauen hingegen liebten es, eine Moretta zu tragen, eine dunkle Samtmaske mit runder Form, die dank eines im Mund gehaltenen Knopfes auf dem Gesicht gestützt wurde und das Sprechen unmöglich machte. Heute wird sie aber selten genützt, da das Tragen nicht sehr angenehm ist. Hingegen oft zu sehen ist die Maske des Pestarztes, die in Wirklichkeit von Ärzten verwendet wurde, um die Pestpatienten zu besuchen: Es handelt sich um eine Maske, die aus einem langen Schnabel besteht, der einen Filter aus Salzen und aromatischen Kräutern enthält. Dies bewahrte die Ärzte einst vor dem unangenehmen Geruch.
In der Länder-Info Italien finden Sie nützliche Informationen zum Land.
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