Wenn im Winter der Dieselmotor streikt
Paraffin kann bei niedrigen Temperaturen ausflocken und das Kraftstoffsystem verstopfen.
Problem: Paraffin
Das Problem liegt im Paraffin. Das ist ein Dieselbestandteil, der schon bei niedrigen Plusgraden „Flocken“ bildet, die zu Verstopfungen im Kraftstoffsystem führen können. Insbesondere Filter sind davon betroffen und lassen irgendwann überhaupt keinen Sprit mehr durch. Die Folge: Der Motor lässt sich nicht mehr starten.
Damit das nicht passiert, wird der Paraffinanteil im Kraftstoff von Anfang Oktober bis Ende April in der Raffinerie entweder reduziert oder der Sprit wird mit speziellen Additiven "aufgepeppt" – der Diesel wird zum "Winterdiesel". An der Zapfsäule merkt man keinen Unterschied, der Winterdiesel wird nicht explizit angeschrieben. Man braucht also nicht extra danach Ausschau zu halten, es gibt derzeit keinen anderen Diesel.
Startprobleme auch beim Winterdiesel
Winterdiesel flockt bis zu einer Temperatur von -6 Grad Celsius nicht aus. Labortests des ÖAMTC haben gezeigt, dass sogar bis zu einer Temperatur von -20 Grad nach wie vor Winterdiesel durch den Filter fließen kann. Wenn das Auto aber ungeschützt im Freien steht und es entweder sehr kalt wird (-20 Grad oder kälter) oder über längere Zeit tiefe Temperaturen vorliegen (unter -6 Grad), können auch beim Winterdiesel Startprobleme auftreten.
Bei starker Kälte „Extrem-Winterdiesel“ tanken
Sollte es wirklich so kalt werden, dass auch der Winterdiesel auszuflocken beginnt, gibt es noch einen Spezialkraftstoff mit extremer Wintertauglichkeit, den so genannten „Extrem-Winterdiesel“. Dessen Fließgrenze liegt bei -35 Grad. Solche Eigenschaften sind in Österreich kaum notwendig. Dennoch haben OMV, Genol, Shell, BP und Eni Diesel für arktische Temperaturen im Angebot. OMV, Genol, Shell, BP und Eni bietet den Extremdiesel an fast allen Tankstellen an.
Autos am besten in der Garage abstellen
Auf der sicheren Seite ist man, wenn man das Fahrzeug wann immer es möglich ist, in einer Garage abstellt. Ist eine längere Kälteperiode mit arktischen Temperaturen angekündigt, empfiehlt es sich, vorbeugend „Extrem-Winterdiesel“ zu tanken oder den Tank zumindest damit aufzufüllen. Springt das Fahrzeug dennoch aufgrund eines verstopften Kraftstoffsystems nicht an, hilft nur mehr ein Anruf bei der Pannehilfe des Clubs - oder das Auto in eine warme Garage zu schieben. Dort erledigt sich das Problem meist nach einiger Zeit von selbst. Dabei könnten die Kfz-Hersteller selbst Abhilfe schaffen. Mit Filter-Vorwärmesystemen oder Adaptierungen im Kraftstoffsystem ließe sich das Problem leicht lösen.
Tipps: Was tun, wenn der Diesel streikt
Warum streikt der Dieselmotor bei tiefen Minustemperaturen?
Der Diesel mag es generell lieber warm. Das Problem bei Kälte ist, dass sich ab circa sieben Grad minus kleine Paraffinkristalle in der Flüssigkeit bilden. Problematisch wird es bei den tiefen Minusgraden, die derzeit vor allem nachts aus Teilen Österreichs gemeldet werden. Ab 20 Grad unter Null bilden sich vermehrt wachsähnliche Kristalle, die immer größer werden und den Kraftstofffilter verstopfen können. Der in Österreich erhältliche herkömmliche Dieselkraftstoff muss im Winter bis mindestens minus 20 Grad frostfest sein. Zugaben (Additive) verhindern die Bildung von Paraffinkristallen.
Was ist eine Alternative für Diesel-Fahrzeuge im Winter?
Anbieter von Premium-Dieselsorten versprechen eine höhere Frostbeständigkeit, teilweise bis minus 35 Grad. Für Dieselfahrer, die bei extremer Kälte schon öfters Startprobleme hatten, ist der verfeinerte Diesel sicher eine Option. Damit es zu keinen teuren Verwechslungen kommt, fordert der ÖAMTC, dass die Dieselprodukte an der Zapfsäule deutlich gekennzeichnet sind. Niemand zahlt gerne unfreiwillig mehr fürs Tanken und Irrtümer sollten im Vorfeld ausgeschlossen werden. Wer bisher bei Minusgraden keine Probleme mit seinem Dieselauto hatte, kann im Winter jedoch getrost weiterhin mit dem gewohnten Dieselkraftstoff fahren.
Ist es sinnvoll einen "Schluck" Benzin beizumischen?
Früher war es üblich bei hohen Minusgraden etwas Benzin zuzutanken. ÖAMTC-Experte Kerbl rät von dieser Methode ab: Benzin verändert die Struktur und die Schmierfähigkeit des Dieselkraftstoffs und kann vor allem bei modernen Fahrzeugen zu teuren Schäden an der Hochdruckpumpe führen.
Kann man Sommerdiesel und Winterdiesel problemlos mischen?
Das Mischen der beiden Dieselsorten ist unproblematisch. Eine Vermengung lässt sich gar nicht vermeiden, weil man ja nicht mit einen 100 Prozent leeren Tank zur Tankstelle kommt.
Was tun, wenn der Dieselfilter verstopft ist?
Hier kann man selbst nicht mehr viel tun. In diesem Fall hilft oft nur mehr der Pannendienst.