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DruckenIntelligente Geschwindigkeitsassistenten: Durchschnittliche Fehlerquote von 10%
Laut einer Untersuchung des ÖAMTC und seiner Partner funktionieren intelligente Geschwindigkeitsassistenten auf Strecken mit häufig wechselnden Beschränkungen nicht zuverlässig.
Assistenzsysteme können Unfallzahlen reduzieren
2016 waren in Österreich rund 17 Prozent der Pkw-Unfälle auf nicht angepasste Geschwindigkeit oder zu geringen Sicherheitsabstand zurückzuführen. 31 Prozent der getöteten Pkw-Insassen kamen aufgrund dieser Unfallursachen ums Leben (Quelle: Statistik Austria/ÖAMTC-Unfallforschung).
Fahrerassistenzsysteme können dazu beitragen, diese Zahlen zu reduzieren. "Bereits ab der Kompaktwagenklasse erhältlich ist das System 'ACC – Adaptive Cruise Control'. Dabei handelt es sich um spezielle Tempomaten, die den korrekten Abstand zum Vordermann halten können", erklärt ÖAMTC-Techniker Friedrich Eppel. Darüber hinaus gibt es in einigen Fahrzeugmodellen Assistenten, die auch Straßenverlauf und Tempolimits berücksichtigen – was allerdings noch nicht verlässlich genug funktioniert, wie eine aktuelle Untersuchung des ÖAMTC und seiner Partner zeigt.
Fehlerquote mit 10% zu hoch
Überprüft wurden die intelligenten Geschwindigkeitsassistenten fünf aktueller Fahrzeuge: Audi A4, BMW 7er, Ford Galaxy, Mercedes S-Klasse und VW Arteon. "Die Erkennung von Verkehrsschildern bzw. die Wahl der angemessenen Geschwindigkeit funktionieren teilweise gut. Allerdings ist gerade auf Strecken mit häufig wechselnden Beschränkungen die Fehlerquote mit durchschnittlich zehn Prozent zu hoch", fasst der ÖAMTC-Experte die Ergebnisse zusammen. Für eine verpflichtende Ausrüstung von Neufahrzeugen ist es daher noch zu früh, auch wenn die elektronischen Helfer durch die automatische Einhaltung einer eingestellten Geschwindigkeit und des Abstandes zum Vordermann schon heute die Sicherheit erhöhen.
Funktionsweise
Grundsätzlich arbeiten intelligente Geschwindigkeitsassistenten mit Daten aus zwei Quellen: Einerseits erfasst eine Kamera Parameter wie Verkehrszeichen, Straßenverlauf, Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und Bodenbeschaffenheit (z.B. Nässe), andererseits greift das System in Verbindung mit dem Navigationssystem auf GPS-Daten zurück, die u. a. ebenfalls den Straßenverlauf beinhalten. Deshalb ist aktuelles Kartenmaterial wichtig.
Unterschiede in Wirkweise und Bedienung
Die untersuchten Assistenten unterscheiden sich in Wirkweise und Bedienung. "Gerade in Bezug auf die Einbindung des Fahrers gehen die Hersteller verschiedene Wege", erklärt der ÖAMTC-Experte. "So drosselt Ford die Geschwindigkeit lediglich auf aktuelle Tempolimits während Audi, Mercedes und VW zusätzlich den Straßenverlauf berücksichtigen." Das ist begrüßenswert, weil die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht zwangsweise angemessen für die Fahrsituation sein muss. Am zurückhaltendsten zeigt sich der Assistent von BMW, der je nach Situation eine Geschwindigkeit vorschlägt, die der Fahrer bestätigen muss. Der Vorteil: Eventuell falsch vom System erkannte Geschwindigkeitslimits werden nicht automatisch übernommen.
Fazit: Prädiktiver Effizienzassistent (Audi A4)
Der Geschwindigkeitsassistent von Audi besteht aus einem konventionellen Geschwindigkeitsbegrenzer (Limiter) und einem Abstandsregeltempomat (ACC). Beim ACC-System lässt sich die prädiktive Regelung zuschalten, sodass die Fahrgeschwindigkeit automatisch an Geschwindigkeitsbegrenzungen, Steigungen und Kurvenradien angepasst wird. Der Nutzer kann dabei frei entscheiden, ob das System auf Basis von Tempolimits, Straßenverlauf oder beidem regeln soll. Auch bedingte Tempolimits wie z.B. „100 bei Nässe“ oder „30 km/h von 22-6 Uhr“ werden zuverlässig umgesetzt, sofern die Zusatzbedingung erfüllt ist. Nässe wird durch den aktiven Scheibenwischer erkannt.
Die Warnung erfolgt nur optisch, wird die zulässige Geschwindigkeit überschritten, blinkt die numerische Anzeige gleichzeitig im Head-Up-Display und im Kombiinstrument.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
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Fazit: Vorausschauende Geschwindigkeitsregelung (VW Arteon)
Auch beim VW kann eingestellt werden, ob beim ACC-System bei der Fahrgeschwindigkeit die Tempolimits und/oder der Streckenverlauf berücksichtigt werden. Neben dem ACC gibt es auch einen klassischen Geschwindigkeitsbegrenzer.
Das System kündigt bevorstehende Eingriffe sowohl in Bild als auch in Schrift frühzeitig an (z.B. „Kurve voraus, 50 km/h“), wodurch der Fahrer stets über die nächsten Schritte informiert ist. Die Anzeige- und Bedienelemente konnten überzeugen.
Ebenso wie beim Audi werden langsam fahrende Fahrzeug auf der linken Spur erkannt und verbotenes rechts überholen wird vermieden.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
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Fazit: Speed Limit Assistant (BMW 7er)
Anders als bei anderen Herstellern muss der Fahrer die vom Fahrzeug vorgeschlagene Geschwindigkeit (sofern Übernahme gewünscht) bestätigen, der Speed Limit Assistant gibt diese ans ACC weiter. Falsch erkannte Schilder und/oder Fehlinformationen bezüglich Tempolimits werden daher nicht automatisch übernommen. Neben dem ACC kann auch der manuelle Geschwindigkeitsbegrenzer gesetzt werden.
Der BMW-Assistent passt die Geschwindigkeit nicht an den Straßenverlauf an, d.h. Kurvenverläufe oder Kreuzungen werden bei der Geschwindigkeitsempfehlung nicht berücksichtigt. Lobenswert ist jedoch die Vorfahrtswarnung, die Alarm schlägt, wenn der Fahrer sich mit zu hoher Geschwindigkeit einer Kreuzung, Einmündung oder einem Kreisverkehr nähert. Berücksichtigt werden dabei Nachrang- und Stop-Schilder.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
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Fazit: Aktiver Abstands-Assistent (Mercedes S-Klasse)
Der aktive Abstands-Assistent mit streckenbasierter Geschwindigkeitsanpassung funktioniert in der Praxis zuverlässig und vermittelt ein sehr sicheres Fahrgefühl. Ohne nennenswerte Fehleingriffe wird der Fahrer von A nach B chauffiert, die Bedienung ist durchgehend intuitiv und die Regelung sehr harmonisch abgestimmt. Wird bei eingeschaltetem Richtungsanzeiger eine Kreuzung oder Verzögerungsspur befahren, interpretiert dies das Fahrzeug als Abbiegewunsch und leitet eine Verzögerung ein. Allerdings sind damit verbundene Fehlinterpretationen nicht vermeidbar.
Die Eingriffe können, wie bei den anderen Systemen auch, jederzeit mit einem Tastendruck verworfen werden. Der Nutzer kann zwischen dem intelligenten ACC und einem manuellen Geschwindigkeitsbegrenzer wechseln.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
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Fazit: Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer (Ford Galaxy)
Beim Ford Galaxy sind ebenfalls ein Geschwindigkeitsbegrenzer und ein ACC-System verbaut. Die erkannten Tempolimits werden aber nur im Geschwindigkeitsbegrenzer-Modus übernommen. Dies bedeutet, dass der Fahrer konventionell beschleunigt und bremst und der Assistent nur bei Bedarf die Geschwindigkeit kappt, etwa wenn der Fahrer ein 30-km/h-Schild übersieht. Natürlich kann auch dieses System jederzeit übersteuert werden, z.B. durch festes Durchtreten des Gaspedals.
Obwohl das System das älteste im Testfeld ist, hat der Ford mit rund 90 % die meisten Tempolimits richtig erkannt.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
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