Remote-Apps für Autos
Remote-Apps für das eigene Fahrzeug bleiben oft mit vorherigen Nutzer:innen verbunden.
© Adobe StockZugriff über Remote-Apps
Das Auto hupt und leuchtet unerwartet oder die Türen sind entriegelt, obwohl sicher zugesperrt wurde? Das müssen kein Geist oder die eigene Vergesslichkeit mitspielen, das kann auch der oder die Vorbesitzer:in ihres Fahrzeugs sein.
Die praktischen Remote Apps fürs Smartphone, um Fahrzeuge zu steuern, können ein echtes Sicherheitsrisiko darstellen. Vorherige Benutzer:innen der App werden meist nicht automatisch entkoppelt und behalten somit den Zugang zum Fahrzeug.
Mit dieser Zugriffsmöglichkeit kann etwa der Standort festgestellt, Licht sowie Hupe beeinflusst oder das Auto von der Ferne aufgesperrt werden. Daher sollte beim Gebrauchtwagenkauf unbedingt kontrolliert werden, ob noch andere Benutzer:innen verbunden sind.
ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl erklärt: "Was über die App abruf- und steuerbar ist, unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Meist können Verbrauchswerte und Kilometerstand abgelesen werden, bei E-Autos auch Ladezustand und aktuelle Reichweite. In manchen Fällen – und hier wird es wirklich bedenklich, wenn die Verbindung nicht getrennt wurde – können Fahrzeuge per App metergenau lokalisiert, geöffnet und geschlossen werden." All das übrigens auf unbegrenzte Zeit und ohne, dass man sich dafür in der Nähe des Autos befinden muss.
Missbräuchliche Verwendung verhindern
Doch wie kann man die missbräuchliche Verwendung verhindern? "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die zunehmende Digitalisierung sollte bestenfalls im Kaufvertrag berücksichtigt werden, zumindest sollte man sich als Käufer:in aber schriftlich bestätigen lassen, dass alle Smartphone-Verbindungen getrennt wurden", hält der ÖAMTC-Experte fest. Um ganz sicher zu gehen, kann und sollte man außerdem selbst kontrollieren, ob fremde Personen Zugriff haben. Dabei hilft die Betriebsanleitung.
Kerbl: "Im Wesentlichen funktioniert es immer ähnlich: In den Menüs am Fahrzeug-Display können unter dem Punkt 'Remote-Dienste', 'Connect-Dienste' oder ähnlichen Bezeichnungen alle Verbindungen getrennt werden. Notfalls hilft es auch, das gesamte System auf Werkseinstellungen zurückzusetzen, was ebenfalls eine über das Display abrufbare Funktion ist."
Besondere Aufmerksamkeit ist bei Autos mit Android Automotive geboten: Hier können neben der Verknüpfung mit einem Hersteller- auch Google-Konten aktiv sein.
4 Fahrzeuge im Check
Der ÖAMTC und seine Partnerclubs haben bei vier Fahrzeugen getestet, wie leicht oder schwer es ist, einen alten Account zu finden und zu löschen: BMW i3, Renault Megane E-Tech, Tesla Model Y und VW ID.3.
BMW i3/My BMW
Stärken:
- im Mitteldisplay des Autos lassen sich alle persönlichen Daten löschen (Kontakte, Adressen, etc.)
- Hauptnutzer-Wechsel ist jederzeit möglich
- gelöschter Hauptnutzer hat ab sofort keinen Zugriff mehr auf das Auto
- Hinweis auf einen bereits vorhandenen Nutzer in der App und Möglichkeit, diesen zu ersetzen
- direkte E-Mail-Nachrichten bei Änderung des Hauptnutzers
Schwächen:
- keine Anzeige im Auto, ob ein Smartphone mit dem Wagen verbunden ist
- kein Menüpunkt „auf Werkseinstellungen zurücksetzen“ wie bei anderen Autos
Mehr Infos BMW ID.3 App
Vorgehen bei Nutzerwechsel:
Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, ist das Anlegen einer BMW-ID in der App nötig.
Dann kann ein Fahrzeug durch Eingabe der Fahrgestell-Nummer in der App hinzugefügt werden. Zur Bestätigung wird ein Einmal-Code ins Auto geschickt. Dieser ist in der App einzugeben, damit sie mit dem Auto verbunden wird.
Funktionen der My BMW-App:
- Anzeige Ladestand der Antriebsbatterie in Prozent
- Restreichweite in Kilometern
- Statusmeldungen wie Türen offen
- Fahrzeug auf- und zusperren
- Hupe/Lichthupe aktivieren
- Zeitpläne für Vorklimatisierung und Laden
- Bezahlen beim Laden unterwegs
- Ladehistorie
- Fahrzeugposition in Karte
- Fahrzeuginformationen wie Kilometerstand, Fahrgestell-Nummer usw.
- Fahrzeughandbuch
- Einbindung der Alexa Sprachsteuerung
- Einblick in Connected Drive Verträge
- Buchung von Zusatzfunktionen (Apple Car Play etc.)
- Informationen zu Service und Wartung
Renault Megane E-Tech
Stärken:
- Zurücksetzen auf Werkseinstellungen löscht sämtliche Konten vom Fahrzeug
- Im Mitteldisplay des Autos gibt es eine Übersicht der aktiven Konten (My Renault und Google); diese können dort einzeln entfernt werden
- Auto lässt sich auch ohne Google Account nutzen
- Gastprofil schaltet Fahrzeugortung ab
Schwächen:
- keine E-Mail- oder sonstige Benachrichtigung nach Trennung durch den Käufer
- verwirrend: neben Fahrerprofilen gibt es noch einen Zugang zu My Renault und Google
- Passwörter können im Passwort-Manager von Google gespeichert werden. Hier gilt Vorsicht beim reflexartigen Bestätigen der Speichern-Aufforderung: Der Vorbesitzer kann danach über einen noch aktiven Google Account auf die Passwörter zu greifen.
- Einrichtungsprozess im Mitteldisplay des Autos nach Zurücksetzen auf Werkseinstellungen entspricht der Einrichtung eines Smartphones. Bei Unaufmerksamkeit werden dadurch unwissentlich sehr viele Daten mit Google geteilt; viel Text im Kleingedruckten
Mehr Infos zur Renault Megane E-Tech App
Vorgehen bei Nutzerwechsel:
Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss zuerst ein Nutzeraccount in der My Renault App angelegt werden. Nach erfolgter Registrierung kann die FIN-Nummer des Autos in der App hinterlegt werden. Zum Abschluss der Verknüpfung sind die Zugangsdaten des Nutzeraccounts im Fahrzeug einzugeben.
Funktionen der My Renault-App:
- Ladestand der Antriebsbatterie in Prozent
- Restreichweite in Kilometern
- Lade- und Klimatisierungsplanung
- Auflistung der einzelnen Ladevorgänge
- Hupe/Lichthupe aktivieren
- Fahrzeugstandort auf Karte
- Anleitungen
- Hinweise zu ökologischer Fahrweise
- Übersicht der Verträge
- Fahrzeugkonfiguration
- Bezahlung an Ladesäulen
- Service-Termin vereinbaren
Tesla Model Y
Stärken:
- ein Hauptnutzer hat die Hoheit über das Auto
- Nutzerwechsel-Prozess erschwert heimliches Verbinden eines fremden Smartphones
- Zugang zum Fahrzeug nötig zur Änderung des Hauptnutzers (zum Eintragen eines von der App erzeugten Fahrzeugnamens)
- Fahrzeugwechsel erfordert mehrere Authentifizierungs-Schritte: Zugang zum Fahrzeug zur Umbenennung des Fahrzeugnamens mit einem von der App generierten Einmalnamen, Nachweis durch Hochladen eines Ausweis-Fotos und eines Eigentums-Nachweises
Schwächen:
- Bearbeitungszeit von drei bis fünf Tagen für die Dokumente, die zum Nutzerwechsel per App eingereicht werden müssen
- Kontakt zum Vorbesitzer nötig für schnelleren Nutzerwechsel
- Abschalten der mobilen Datenverbindung und Rücksetzen auf Werkseinstellungen nur mit Nutzerdaten des Verkäufers
- für Eigentums-Nachweis werden unterschiedliche Begriffe verwendet: „eine Form von Besitznachweis“, „Fotos der Zulassung“, „Foto des Besitznachweises“, „Eigentumsnachweis“
- Unterschied bei privaten und Fuhrpark-Fahrzeugen; bei Letzteren kann das Auto nicht selbst aus der App auf einen neuen Käufer übertragen werden
Mehr Infos zu Tesla Model Y App
Vorgehen bei Nutzerwechsel:
Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss ein neuer Tesla Account hinzugefügt werden. Dann das Fahrzeug mit der Smartphone App verbinden. Alternativ aktives Entfernen des Fahrzeugs in der Smartphone App des Verkäufers und das Auto im Mitteldisplay auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Achtung: Option nicht bei Fuhrparkautos vorhanden
Funktionen der Tesla-App:
- Tesla-App ist die einzige Schnittstelle zwischen dem Kunden und Tesla
- Klimaanlagen-Steuerung
- Wächtermodus (Video-Umfeldübewachung)Valet Modus (Parken)
- Tempobegrenzung
- Öffnen/Schließen (auch Schlüsselkarten-Ersatz)
- Frunk/Trunk öffnen
- Ladeklappe öffnen und schließen
- Bezahlinformationen für Dienstleistungen (Zubehör, Laden, etc.)
- per App ein-/ausparken
- Account-Informationen
- Service- und Reparaturtermine vereinbaren
Volkswagen ID.3/We Connect
Stärken:
- App-Nutzerwechsel ist jederzeit kurzfristig umsetzbar, auch bei einem bereits vorhandenen Account
- Informationen über Nutzerwechsel werden zeitnah per E-Mail sowohl an den Verkäufer als auch an den Käufer verschickt (Benutzerwechsel)
- wird das Auto in den „Private Modus“ gesetzt, dann werden laut Hersteller alle Online-Verbindungen gekappt und es ist kein App-Zugriff mehr möglich
- Hinweis in der Smartphone App auf vorhandenen Hauptnutzer
Schwächen:
- keine Anzeige im Auto, ob ein Smartphone mit dem Fahrzeug verbunden ist
- oftmals mehrere Versuche notwendig zum Zurücksetzen auf Werkseinstellungen nötig
- Missbrauchsgefahr, da beispielsweise bei einer Fahrzeug-Ausleihe einfach der Hauptnutzer gewechselt werden kann
- wenige fiktive Angaben (Nutzername) reichen der App aus zur Erstellung einer Nutzer-ID
Mehr Infos zur VW App
Vorgehen bei Nutzerwechsel:
Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss man sich im Wagen befinden. Dazu ist es nötig, einen im Mittelbildschirm des Fahrzeugs angezeigten Einmal-QR-Code zu scannen. Damit soll verhindert werden, dass Personen ohne Zugang zum Auto eine Verbindung herstellen.
Funktionen der Volkswagen We Connect-App:
- Anzeige Reichweite und Akkustand in Prozent
- Klimaanlagen-Fernsteuerung (z. B. Abfahrtzeiten zur Vortemperierung)
- Ladevoreinstellungen (z. B. Lade-Obergrenze)
- Verträge zu Datenpaketen (WLAN-Hotspot) verwalten
- Nutzerprofil We Connect ändern
- Verbindung zum Fahrzeug löschen
- Pannenhilfe rufen
- Plug and Charge und Ladetarife Elli aktivieren
- VW-Wallboxen steuern
- keine Fahrzeugortung