Die ÖAMTC-Unfallforschung: Senioren-Unfälle
Minimierung der Komplexität im Straßenraum: Straßenraum übersichtlicher gestalten, Fahrzeugschutz erhöhen und auf Erfahrungsschatz aufbauen.
Erfahrung und Routine
Ältere Fahrzeuglenker werden häufig als Risikogruppe im Straßenverkehr dargestellt. "Dabei ist das Risiko als Verkehrsteilnehmer mit 65 und mehr Jahren zu verunglücken geringer als bei anderen Altersgruppen", fasst ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperte David Nosé die neuesten Analysen der ÖAMTC-Unfallforschung zusammen. Senioren punkten mit Erfahrung, Routine und defensiver Fahrweise, ihre Schwachstelle sind Abbiege-und Kreuzungssituationen.
Anforderungen beim Autokauf
"Beim Pkw-Kauf sollte man deshalb besonders auf eine gute Rundumsicht achten. Die ist an Kreuzungen enorm wichtig", erklärt Nosé. Beinahe ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung zählte im Jahr 2012 zur Generation 65 plus. Wie man diese Altersgruppe im Straßenverkehr unterstützen kann, hat der ÖAMTC-Experte zusammengefasst.
Minimierung der Komplexität im Straßenraum:
Senioren verunglücken am häufigsten an Kreuzungen, v.a. Abbiegesituationen mit folgendem Frontal- oder Seitenaufprall treten gehäuft auf. Eine einfache und übersichtliche Gestaltung von Kreuzungen wäre eine effektive Möglichkeit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Ebenso, dass verkehrsrelevante Informationen in adäquater Größe, Helligkeit und Dauer dargeboten werden, ist für alle Verkehrsteilnehmer wichtig. Auch das Ausmaß an Informationen ist entscheidend: "Die Komplexität des Gesamtsystems Straßenverkehr - also sowohl infrastruktur- als auch fahrzeugseitig - sollte weitest möglich reduziert werden", sagt der ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperte und erklärt: "Gemeint sind beispielsweise der 'Schilderwald', Werbungen am Straßenrand aber auch die Informations- und Warnsysteme in den Fahrzeugen."
Schutz im Fahrzeug:
Zwar ist die Unfallbeteiligung von Personen über 65 Jahren gemessen an ihrem Gesamtbevölkerungsanteil unterproportional. Das Risiko, bei einem Unfall im Straßenverkehr schwer verletzt oder gar getötet zu werden, ist verglichen mit jüngeren Verkehrsteilnehmern hingegen erhöht. Die physische Widerstandskraft lässt mit zunehmendem Alter nach. Deshalb ist die Verletzungsschwere bei Verkehrsunfällen von älteren Personen meist höher als bei anderen Altersgruppen. "Die wohl beste Interventionsmöglichkeit sind moderne, crashsicher konstruierte Fahrzeuge mit effektiven Sicherheitsassistenten sowie einer verstärkten Fahrzeugstruktur", sagt ÖAMTC-Experte Nosé.
Aktualisieren des Erfahrungswissens:
Ältere Verkehrsteilnehmer bringen einen reichen Erfahrungsschatz mit, Wissenslücken könnten bezüglich neuerer Entwicklungen bestehen: rechtliche Änderungen, technische Entwicklungen bei Fahrzeugen und Infrastruktur. ÖAMTC-Experte Nosé sieht eine Verbesserungsmöglichkeit im zielgerechten Bereitstellen von Informationen: "Es braucht vor allem beratende und unterstützende Maßnahmen, die sich auf die Stärken der älteren Lenker konzentrieren und es möglich machen, ihre Eignung als Pkw-Lenker aufrecht zu erhalten."
Die Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Die der älteren Verkehrsteilnehmer zu sichern, muss ein Anliegen der Gesellschaft sein. "Das ist aber nur möglich, wenn der demographische Wandel auch in Verkehrsplanung und Verkehrsmittelgestaltung berücksichtigt wird", so Nosé abschließend.