Mein Erster war blau. Ich habe ihn 1977 von meinem Großonkel geerbt. Mein Führerschein war erst ein halbes, ich 18 und der Golf drei Jahre alt. Er war aus der allerersten Serie, die anfangs in nur zwei Farben nach Österreich kam: Brillantgelb und Ancona metallic. Métallisée sagte man damals.
Frontantrieb und moderne Reihenvierzylinder-Motoren mit 50 und 70 PS wiesen den Golf nicht als Nachfolger des VW-Käfer aus, sondern als riesigen Sprung in eine neue Ära. Mein Großonkel, damals rüstige 78, hatte den Wagen 1974 brandneu gekauft und die stärkere LS-Version gewählt. Zweitürig, Ancona métallisée.
Ich hatte null Erfahrung mit Autos, aber den wohltuenden Eindruck, dass dieses Auto ziemlich flott ging. Kein Wunder, wog es doch nur knapp 800 Kilo.
Mein Zweiter, 1980, war Mexicobeige und als GLS etwas besser ausgestattet. Verchromte Radkappen statt billiger schwarzer Plastikabdeckungen auf den Radnaben! Außerdem getönte Scheiben und kleine Knöpfchen in den Türen, mit denen die Außenspiegel von innen eingestellt werden konnten – mechanisch, nicht elektrisch. Die Verarbeitungsqualität des Innenraums war schon deutlich besser. Ich war begeistert.
Der Golf schlug von Anfang an ein. Er war genau das richtige Auto zur richtigen Zeit. Zwar nicht der erste kompakte Fronttriebler, aber derjenige, der diese Bauform massentauglich machte. Im Prinzip machte VW nach, was Austin und Morris (Mini), Autobianchi (Primula) und Fiat (128), Simca (1100), Citroën (GS) oder Renault (R5) bereits vorgemacht hatten. Nicht alle dieser Autos hatten den Motor quer eingebaut, nicht alle hatten die praktische Heckklappe, doch genau diese Kombination setzte sich mit dem Golf als Wegbereiter dann durch – 37 Millionen VW Golf wurden seither produziert.
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