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© Sebastian Weissinger
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April 2025

Acht Kleine, ganz groß

8 im Test: Die ultimative auto touring-Übersicht in der Kleinwagen-Klasse. 

Kleinwagen sind ein unterschätztes Segment. Und das, obwohl sie schon lange nichts mehr mit Verzicht, schlechten Fahrleistungen oder geringer Sicherheit zu tun haben. Und doch liegen sie in der Verkaufsstatistik nach den SUV sowie der Kompaktklasse mit 11,5 Prozent Marktanteil nur an dritter Stelle.

Vergangenes Jahr ­haben die Verkäufe von Kleinwagen in Österreich allerdings um ein gutes Fünftel zugelegt. Die Nachfrage ist eindeutig da, obwohl das Angebot vielfach ausgedünnt wird. Zum Beispiel nicht mehr zu haben sind kleine Kombiversionen (etwa vom Škoda Fabia oder Peugeot 208) oder Dieselmotorisierungen – die ­werden nicht mehr angeboten. Bei den sehr dünnen Gewinnspannen in dieser Klasse und dem hohen technischen Aufwand für die Abgasreinigung rechnen sich die Selbstzünder einfach nicht mehr.

Tatsächlich machen die acht Kleinwagen unserer Übersicht fast den gesamten Markt unter sich aus. Bei vier Herstellern sind das sogar die jeweils meistverkauften Modelle der Marke in Österreich. Und zwei unserer Kandidaten waren 2024 sogar die meistverkauften Autos in Europa: der Dacia Sandero mit 268.101 verkauften Fahrzeugen, gefolgt vom Renault Clio mit 216.317 Neuzulassungen.

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Dacia Sandero: der Europa-Champion

Dacia Sandero_Seite vorne_Sebi_CMS.jpg Sebastian Weissinger © Sebastian Weissinger

Vom belächelten Renault-Ableger mit Ostblock-Charme hat sich Dacia innerhalb von 20 Jahren zur etablierten Marke in Europa gemausert. Fast jeder zweite in Österreich verkaufte Dacia ist ein Sandero. Kein Wunder: Er lockt mit einem attraktiven Einstiegspreis von 12.690 Euro in der Grundausstattung mit einem 65 PS starken Dreizylinder-Benziner. Zwar hat er da schon LED-Abblendlicht serienmäßig, jedoch ist keine Klimaanlage an Bord.

Meistverkauftes Modell ist der 91 PS starke Expression um 15.090 Euro, der bereits einen 8-Zoll-Touchscreen und eine manuelle Klimaanlage hat.

Gelungen: der gute Abrollkomfort und das agile Handling. Die Verarbeitungsqualität ist solide, das verwendete Hartplastik dem Preis geschuldet. Die Bedienung mit Mix aus analogen Drehreglern, Tasten und dem großen, logisch bedienbaren Touchscreen passt. Das Platzangebot für Insassen auch in der zweiten Reihe ist tadellos, das Gepäckabteil zudem gut nutzbar. Empfehlenswerte Motorisierung: Der 91 PS Turbobenziner ist ordentlich gedämmt und antrittsstark. Nicht auf der Höhe der Zeit zeigte sich der Sandero Stepway beim EuroNCAP-Crashtest mit nur zwei Sternen.

PLUS: Preis/Leistung, Platzangebot (auch im Kofferraum), sichere Fahreigenschaften.
MINUS: Einfache Materialien, viel Hartplastik, Crashtest-Ergebnis, drei Jahre Garantie.

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Hyundai i20: der Unauffällige

Hyundai i20_Seite vorne_Sebi_CMS.jpg Sebastian Weissinger © Sebastian Weissinger

Das Modell zwischen dem kleinen i10 und dem kompakten i30 fällt nicht sonderlich auf, ist aber ziemlich erfolgreich. Nach dem Hyundai Tucson ist der i20 in Österreich das meistverkaufte Modell im Angebot. Mit einem Einstiegspreis von über 17.000 Euro gehört der Hyundai zwar nicht zu den Sonderangeboten, er bietet aber schon in der Basisausstattung nützliche Details wie Rückfahr­kamera, Fernlichtassistent oder Navigation via Smartphone.

Der 100 PS starke Dreizlinder-Turbobenziner ist nicht besonders leise und kann auch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt werden. Der Aufpreis dafür ist mit 1.800 Euro allerdings recht happig. Zum Verbrauch: Der könnte sowohl beim Vierzylinder mit 79 PS als auch beim stärkeren Dreizylinder etwas niedriger sein.

Das Platzangebot für die Passagiere ist gut. Die Größe des Kofferraums reicht schon an die nächsthöhere Fahrzeugklasse heran. Auffallend ist die gute Übersichtlichkeit sowie die logische Bedienung. Lediglich die Menüführung des Touchscreens ist nicht immer auf Anhieb zu durchschauen. Sinnvoll: Die gesamte Klimatisierung wird nicht über den Touchscreen gesteuert, sondern ausschließlich über Tasten. Perfekt: die rasche und unkomplizierte Smartphone-Einbindung.

Beim Fahren macht der i20 alles richtig: Der Hyundai ist ungemein handlich und bietet einen vernünftigen Fahrkomfort.

PLUS: Handling, Bedienung, Übersichtlichkeit, Platzangebot, fünf Jahre Garantie.
MINUS: Armaturen nicht ideal ablesbar, fehlerhafter Geschwindigkeitsassistent.

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Seat Ibiza: der Topseller

Seat Ibiza_Seite vorne_Sebi_CMS.jpg Sebastian Weissinger © Sebastian Weissinger

Vom meistverkauften Kleinwagen-Modell von Seat in Österreich (4.809 Fahrzeuge 2024) wurden seit seiner Einführung 1984 über fünf Generationen hinweg insgesamt mehr als sechs Millionen Exemplare ausgeliefert. Die technische Basis teilt sich der Ibiza mit seinen Konzernbrüdern Škoda Fabia und VW Polo.

Zu seinen Stärken zählen das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis, das überaus agile und dynamische Handling sowie sein modern-jugendliches Design.

Das Motorenprogramm umfasst in erster Linie Dreizylinder-Benziner mit 80, 95 und 115 PS, nur im 150 PS starken Topmodell agiert ein Vierzylinder.

Im Innenraum geht’s seit dem Facelift hochwertiger zu. Dank des frei stehenden Infotainment-Touchscreens wirkt das Cockpit zudem moderner. Solide: das Platzangebot für die Insassen. Der Kofferraum ist mit 355 Litern in etwa so groß wie beim VW Polo, aber nicht ganz so geräumig wie im Škoda Fabia.

PLUS: Attraktive Preispolitik, fünf Jahre Garantie, agiles Handling, einfache Bedienung.
MINUS: Vereinzelt unschönes Hartplastik, "Reference"-Ausstattung aufs Nötigste beschränkt.

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Škoda Fabia: der Erwachsene

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Der Fabia ist vom klassischen Klein­wagen beinahe zum Kompakten gereift. Mit einer Außenlänge von 4,11 Metern rückt er dem größeren VW Golf (4,28 Meter) auffallend nahe. So nahe, dass er in etlichen Bereichen bereits aufgeschlossen hat.

Die Insassen genießen im Vergleich zu Ibiza und Polo mehr Bewegungsfreiheit. Vor allem in der zweiten Reihe gibt’s spürbar mehr Platz für die Knie. Gänzlich kommt der Fabia an den Golf mittler­weile beim Kofferraum heran. Mit 380 Litern Volumen bei aufgestellten Rücksitzlehnen ist sein Gepäckabteil nämlich exakt auf Golf-Niveau.

Bei den Motoren haben die Kunden wie im Seat Ibiza die Wahl zwischen drei Dreizylinder-Benzinern (80, 95 und 115 PS) und einem Vierzylinder mit 150 PS.

Ein großer Trumpf des Fabia: das ausgesprochen präzise Handling sowie das – trotz straffer Abstimmung – komfortable Fahrwerk.

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VW Polo: der Evergreen

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Der Polo nutzt genau wie Ibiza und Fabia die MQB-A0-Plattform des Volkswagen-Konzerns. Bei den Verkaufszahlen muss sich der ehemalige Topseller, der heuer seinen 50. Geburtstag feiert, aber mittlerweile hinter seinen beiden Konzernbrüdern anstellen.

Die aktuell sechste Generation bietet seinen Insassen ein ordentliches Platzangebot. Der 355 Liter fassende Kofferraum ist ausreichend geräumig.

Im Unterschied zu Fabia oder Ibiza gibt es im Cockpit des Polo kaum noch analoge Tasten oder Drehräder, wie im größeren Golf dominieren Touch-Oberflächen. Die Bedienung ist aber einfacher. Die Verarbeitung ist gediegen, wenngleich es nicht an Hartplastik mangelt.

Überschaubar ist die Motorenauswahl: Neben den beiden Dreizylinder-Benzinern mit 80 und 95 PS ist nur noch der 207 PS starke Vierzylinder-Benziner im Kultmodell GTI um knapp 40.000 Euro zu haben.

PLUS: Hoher Fahrkomfort, agiles Handling, logische Bedienung, solide Werthaltung.
MINUS: Nur zwei Jahre Garantie, Anschaffungspreis, eingeschränkte Motorenauswahl.

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Opel Corsa: der Vielfältige

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Aktuell läuft die sechste Generation des Corsa vom Band. Er ist seit 1982 eines der wichtigsten Modelle von Opel. 2024 zierte der Corsa-Schriftzug 42 % aller verkauften Opel in Österreich.

Die technische Plattform teilt er sich mit Konzernbruder Peugeot 208. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Motorisierungen. Neben Dreizylinder-Benzin- und -Hybrid-Motoren ist der Corsa der Einzige in unserer Übersicht, der auch rein elektrisch zu haben ist. Der E-Corsa startet mit 100 kW-Motor ohne Förderung bei 30.999 Euro und hat eine Normreichweite von 355 km. Die stärkere Variante (115 kW, ab 32.199) schafft bis zu 429 km.

Den Kleinwagen spürt man höchstens beim Platzangebot in der zweiten Reihe, sonst gefällt der Corsa mit logischer Bedienung und ausgewogenem Fahrkomfort.

Schon die Basisausstattung ist mehr als vernünftig bestückt, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in Verbindung mit dem 100 PS starken Basisbenziner auch die meistverkaufte Version ist.

Außergewöhnlich: Der Corsa war der Erste in seiner Klasse, für den optional auch Matrix-LED optional erhältlich war.

Nicht so fein: Die Neuwagengarantie beträgt nur zwei Jahre.

PLUS: Fahrkomfort, logische Bedienung, Motorenangebot, Ausstattung, Fahrwerk.
MINUS: Preis, Platzangebot in der zweiten Reihe, nur zwei Jahre Garantie (außer Akku).

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Renault Clio: der Dauerbrenner

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In den mittlerweile 35 Jahren, in denen es den Clio gibt, wurden über 15 Millionen Fahrzeuge in fünf Generationen verkauft. Nach dem Konzernbruder Dacia Sandero ist der Clio im vergangenen Jahr mit 216.317 Stück das in Europa zweitmeistverkaufte Modell. In Österreich ist der Franzose jedenfalls das mit Abstand wichtigste Modell der Marke. Alternative: der Mitsubishi Colt, der als fünftüriger Kleinwagen auf dem Clio basiert. Optisch fügt er sich nahtlos in die aktuelle Renault-Designsprache ein. Auch der Innenraum ist modern, vor allem der große, aufrecht stehende und sinnvollerweise wie ein Tablet zu bedienende Touchscreen fällt auf. Nicht zu übersehen: die solide Material-Qualität.

Trotz seiner Außenlänge von gut vier Metern ist das Platzangebot für die Insassen nur durchschnittlich bequem. Vor allem im Fond wird’s schnell einmal eng. Mit knapp 400 Litern ist dafür der Kofferraum geräumig (beim Hybridmodell übrigens um 100 Liter weniger).

Das Motorenprogramm umfasst neben zwei Dreizylinder-Benzinern mit 67 und 91 PS auch einen sparsamen – ein zarter Gasfuß vorausgesetzt – sowie kräftigen 1,6-l-Vollhybrid mit einer Systemleistung von 145 PS.

PLUS: Solider Fahrkomfort, hochwertige Materialien, einfache Bedienung.
MINUS: Etwas enger im Innenraum, kleinerer Kofferraum beim Hybrid, drei Jahre Garantie.

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Toyota Yaris: der Sparsame

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Dass neue Autos von Generation zu Generation in den Dimensionen wachsen und immer schwerer werden, ist nicht neu. Dem Toyota Yaris kann man das nicht vorwerfen. Mit einer Außenlänge von 3,94 Metern ist er der Kleinste unter den von uns getesteten Modellen. Zum Vergleich: Er ist fast 17 Zentimeter kürzer als ein Škoda Fabia. Gemessen an der Größe haben die Insassen in der ersten Reihe genügend Platz, hinten wird’s aber naturgemäß enger. Vor allem die kleine Türöffnung macht das Ein- und Aussteigen beschwerlicher.

Up-to-date ist der Japaner beim Fahren. Er bleibt seiner Hybrid-Technologie treu und bietet weiterhin zwei Optionen mit 116 und 130 PS. Vor allem beim Verbrauch hängt der Yaris die Konkurrenz zum Teil deutlich ab. Spezieller Yaris-Bonus: Im Stadtbetrieb, speziell beim Langsamfahren, sinkt der Verbrauch dank Elektroantrieb auch unter die Vier-Liter-Marke. Handlich und agil ist er sowieso.

Auffallend modernisiert hat Toyota das Infotainment, das in den höher­wertigen Ausstattungen über einen großen, ­logisch bedienbaren Touchscreen verfügt. Nach wie vor aber mühsam: die Deaktivierung einzelner Assistenzsysteme.

PLUS: Zehn Jahre Garantie, Agilität, niedriger Verbrauch, solide Verarbeitung.
MINUS: Platzangebot im Fond, Anschaffungspreis, nur als Vollhybrid zu haben.

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