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© Heinz Henninger
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September 2019

Der Mythos Rolls-Royce

Die Marke Rolls-Royce ist der Inbegriff von Luxus und Perfektion im Automobilbau. Seit 1904 gibt es die Nobelmarke und sie ist damit eine der traditionellsten Automarken der Geschichte. Aber ist der britische Autobauer auch der jungen Generation noch ein Begriff?

Das wollen wir wissen und begeben uns mit einem Rolls-Royce Ghost in das ÖAMTC Fahrtechnikzentrum Wachauring. Zwei Kurse sind am Werken – ein Mehrphasentraining für Führerschein-Neulinge sowie eine Gruppe "Mobil sein – Mobil bleiben", ein Fahrsicherheitstraining für Personen über 60.

Der silberne Ghost erregt Aufmerksamkeit. Große Aufmerksamkeit. Er stellt derzeit das Einstiegsmodell in die Welt von Rolls-Royce dar. Wobei die Bezeichnung "Einstiegsmodell" so ziemlich das Irreführendste ist, was man von sich geben kann. Fast fünfeinhalb Meter lang, zweieinhalb Tonnen Leergewicht, unter der Motorhaube ein Zwölfzylinder mit 6,5 Liter Hubraum, 571 PS und einem Drehmoment von knapp 800 Newtonmeter.

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1 Vom Preis her könnte das auch ein sehr schönes Einfamilienhaus sein. Dieser Rolls-Royce Ghost kostet 470.000 Euro. © Heinz Henninger

2 "Spirit of Ecstasy" ist der Name der Kühlerfigur, die seit 1911 (ursprünglich) den Verschluss des Wasserkühlers eines Rolls-Royce ziert. Auch bekannt als "Emily". © Heinz Henninger

3 Trotz einer imposanten Länge von 5,40 Meter ist der Ghost der kleinste Rolls-Royce und spielt die Rolle des "Einstiegsmodells". © Heinz Henninger

Zuerst lassen wir die jungen Teilnehmer des Mehrphasentrainings etwas Rolls-Royce-Luft schnuppern. Bitten sie, Platz zu nehmen und den Innenraum auf sich wirken zu lassen. Viele Fragen stellen die jungen Führerscheinneulinge nicht, dieser Luxus auf vier Rädern verschlägt den meisten sichtlich die Sprache. Aber dann stellen wir einige Fragen – und sind teilweise überrascht… 

Im Anschluss daran freunden wir uns mit der Seniorengruppe an, die ebenfalls gerade ein Fahrsicherheitstraining absolviert. "Mobil sein – mobil bleiben" ist ein Kurs für Autofahrerinnen und Autofahrer über 60. Was sind ihr Wissen und ihre Empfindungen zu Rolls-Royce?

Video: "Kennen Sie Rolls-Royce?"

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Die Geschichte von Rolls-Royce

Der Name des traditionsreichen britischen Unternehmens geht auf die zwei Firmengründer Charles Stewart Rolls und Frederick Henry Royce zurück. Rolls, der aus gutem Haus stammte, hatte im Januar 1903 in Fulham einen der ersten Autohändlerbetriebe in Großbritannien gegründet. Anfangs importierte und verkaufte er Luxusautos der Typen Minerva und Panhard. Seit der Unternehmensgründung war er allerdings ständig auf der Suche nach einer britischen Automarke, die er in sein Programm aufnehmen wollte, jedoch genügten die Fahrzeuge der damaligen Zeit seinen hohen Qualitätsansprüchen nicht.

Royce dagegen war eines von fünf Kindern, stammte aus ärmlichen Verhältnissen und begann mit 14 Jahren eine technische Ausbildung. Später gründete er in Manchester einen Elektrobetrieb.

1904 trafen sich die beiden zum ersten Mal. Beide verband ein ausgeprägter Sinn für Genauigkeit und eine ungebrochene Faszination für Automobile. Besonders bei Royce stand der Wunsch nach Zuverlässigkeit eines Fahrzeuges im Vordergrund.

Henry Royces erstes Auto war ein 10 PS starkes Zweizylindermodell der Firma Decauville. Das entsprach aber nicht seinen Vorstellungen und Royce entschloss sich, ein eigenes Auto zu bauen. Drei Exemplare wurden gebaut – und als Charles Rolls eines davon sah, schloss er sich mit Royce zusammen, um die Marke Rolls-Royce zu gründen.

Der Rolls-Royce 10hp wurde am 23. Dezember 1904 gebaut und war das erste Auto, das den Namen Rolls-Royce bekam. Nur zwei Jahre später kam der sogenannte Silver Ghost der Baureihe 40/50hp auf den Markt, das erste gemeinsam geplante und konstruierte Modell. Der Wagen galt als ausgesprochen zuverlässig und wurde bald als das beste Auto der Welt gefeiert. Er wurde von 1906 bis 1925 produziert und durch die Phantom-Reihe abgelöst.

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Hassan Kalender, 19: "Rolls-Royce ist eine englische Marke, ist sehr teuer und können sich nur sehr reiche Menschen leisten. Aber es gefällt mir sehr."
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Johann Millinger 71: "Rolls-Royce, das waren zuerst einmal die Flugzeugtriebwerke, und bei den Autos verkörpert das die hohe Qualität über die Jahrzehnte."
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Katharina Schuster, 18: "Von dieser Marke habe ich noch nie etwas gehört. Aber das Auto kostet sicher viel, wahrscheinlich so 50.000 Euro."

Von dieser Marke habe ich noch nie etwas gehört – aber es ist ein sehr schönes Auto.

Ali Emad, 19

Seit 1911 ziert übrigens die Spirit of Ecstasy, die berühmt gewordene Frauengestalt, jeden Kühlergrill eines Rolls-Royce. Landläufig wird sie auch Emily genannt. Firmenmitbegründer Charles Rolls erlebt das allerdings nicht mehr mit, er stirbt 1910 bei einem Flugzeugabsturz. Auch Royce kämpft mit seiner Gesundheit. Während er an der Côte d'Azur lebt, überwacht ein Freund die Produktion im Werk in Derby. Sämtliche technischen Entwicklungen bei Rolls-Royce werden aber weiterhin von Henry Royce vorgenommen.

Sein Motto ist einfach: Nimm das beste Material, dass du bekommen kannst, und verbessere es. Die Perfektion der Fahrzeuge spricht sich herum und wird nicht nur bei Königshäusern oder Prominenten geschätzt. So sind noch immer 60 Prozent der jemals konstruierten Wagen der Marke Rolls-Royce im Fahrbetrieb. Neben dem Automobilbau ist bei Rolls-Royce auch der Bau von Flugzeugmotoren ein wichtiges Standbein.

1933 stirbt mit Frederick Henry Royce auch der zweite Namensgeber des Unternehmens.

In den 70er-Jahren gerät das Unternehmen in finanzielle Turbulenzen.1971 meldete Rolls-Royce Konkurs an, nachdem die Entwicklung eines Dreiwellentriebwerks zu finanziellen Schwierigkeiten geführt hatte. Nur mit großem Einsatz an Steuergeldern verhinderte die britische Regierung den Zusammenbruch des Unternehmens.

1973 wurde der Triebwerkshersteller vom Automobilhersteller getrennt. Mit einer völlig neuen Modellpalette steigert man in den späten Neunzigern wieder den Absatz. In dieser Zeit steuert BMW erstmals seinen Zwölfzylinder-Benziner als Antrieb bei. Der Nimbus des rein britischen Autos war damit Geschichte. Kurz darauf wollen sowohl BMW als auch VW die britische Edelmarke übernehmen. VW bezahlte 1,44 Milliarden D-Mark für Rolls-Royce Motor Cars und erhielt dafür das Werk in Crewe, die Rechte am Rolls-Royce-Kühler sowie an der Kühlerfigur, jedoch nicht die Namens- und Markenrechte für Rolls-Royce. Die hatte sich BMW gesichert. BMW und VW einigen sich schließlich darauf, dass VW die zu Rolls-Royce gehörende Marke Bentley übernimmt und BMW Rolls-Royce.

2003 wird der erste unter Führung von BMW konstruierte Rolls-Royce, das Modell Phantom, gebaut.

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