Ein Journalist steht auf dem Trittbett eines Geländewagens, der auf einer Straße vor einem See und braunen Hügeln steht.
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Dezember 2024

Auf Abwegen

Manchmal legt einem das Leben Steine in den Weg und vor allem in Marokko passiert das gar nicht so selten. Praktisch, dass wir im neuen Toyota Land Cruiser sitzen: Der fährt nämlich einfach drüber.

Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen!" Das wusste schon Doc Brown im Film "Zurück in die Zukunft". Auch wir brauchen heute keine Straßen, nur dass uns kein DeLorean samt Fluxkompensator in die Vergangenheit katapultiert, sondern eine Offroad-Ikone mit permanenten Allradantrieb ins marokkanische Atlas-Gebirge. Willkommen im brandneuen Toyota Land Cruiser!

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Zwei Geländeautos fahren über einen steinigen Weg.
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Die Geschichte des Toyota Land Cruiser

Dieser wird bereits seit 1951 produziert und seit 1954 auch als Land Cruiser verkauft. In den 1980ern kristallisierten sich drei verschiedene Reihen des Land Cruiser hervor, die auch heute noch Bestand haben: Heavy Duty, Station Wagon und Light Duty. Der Heavy Duty ist quasi das Original: robust, einfach und besonders in Afrika, im Nahe Osten und im Pazifikraum beliebt. Die aktuelle Generation wird seit 40(!) Jahren produziert, auch wenn sie natürlich immer wieder mal geupdated wurde. Der Station Wagon debütierte 1967 und ist so etwas wie die Maybach-Version des Land Cruiser: luxuriöser, komfortabel, kurzum: etwas zum In-die-Arbeit-Pendeln und nicht zum Arbeiten selbst. Heavy Duty und Station Wagon werden in Europa allerdings nicht angeboten. Die neue Generation, die nach Österreich kommt, ist dementsprechend aus der Reihe Light Duty und wird als 250 bezeichnet.

Ein brauner Geländewagen fährt durch eine große Wasserlacke. © Werk
Für europäische Einsatzzwecke ist der "Light" immer noch heavy genug.

Offroad-Eigenschaften

Wobei dieses "Light" nicht allzu wortwörtlich genommen werden sollte. Der Toyota Land Cruiser ist schon ein echtes Viech im Gelände: Seitens Hardware bringt er serienmäßig permanenten Allradantrieb, eine Differenzialsperre hinten und eine Getriebeuntersetzung mit. In der höchsten Ausstattungslinie "President" sowie in der limitierten und schon ausverkauften "First Edition" kann außerdem der Stabilisatoren entkoppelt werden: Dadurch gewinnen die Vorderräder an Federweg, behalten im unwegsamen Gelände also eher den Bodenkontakt und können sich stärker verschränken. Software-seitig wartet Toyota mit diversen elektronischen Hilfssystemen auf – von den serienmäßigen Bergabfahr- und anfahrhilfen bis hin zu optionalen Offroad-Fahrmodi für Schnee, Sand und was es eben sonst noch so an Untergründen gibt, auf die man geraten könnte. Und im Zweifelsfall gibt es auch einen Automatik-Modus. Noch einfacher macht einem das Leben im Gelände die serienmäßige "Crawl Control". Ist sie aktiviert, muss man bis aufs Lenken eigentlich gar nichts mehr machen, weil der Land Cruiser bei niedrigem Tempo selbstständig Motor und Bremse steuert.

Ein Geländeauto fährt über einen Hügel, wodurch das linke Vorderrad komplett in der Luft steht. © Werk
"Crawl Control" und entkoppelbarer Stabilisator im Test.

Der Antrieb

Angetrieben wird der Toyota Land Cruiser von einem 2,8 Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 205 PS und 500 Nm Drehmoment. Der Motor packt 3,5 Tonnen Anhängelast und hat schon den Vorgänger befeuert. Weil ihn die Japaner aber jetzt an eine Achtgang- statt Sechsgang-Automatik koppeln, macht der Antriebsstrang einen sehr viel geschmeidigeren Eindruck. Allein beim Verbrauch ist mit dem neuen Getriebe nicht der ganz große Clou gelungen: 10,3 bis 10,7 Liter auf 100 Kilometer schluckt der Toyota Land Cruiser laut WLTP. Hierzu eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ende 2025 wird der 2,8-Liter-Motor mit einem 48-Volt-Bordnetz ausgestattet. Die schlechte: Bis dahin führt nichts an der 35 bis 37 Prozent hohen Normverbrauchsabgabe (NoVA) vorbei.

Dieselmotor eines Toyota Land Cruiser. © Werk
Motorwäsche? Zahlt sich nicht aus.

Toyota Land Cruiser 2024: Österreich-Preis

Womit wir beim Preis sind: Der Toyota Land Cruiser 250 startet in Österreich bei 94.290 Euro – fast 40.000 Euro davon entfallen auf Steuern und Abgaben. Die höchste Ausstattungslinie "President" kostet mindestens 121.790 Euro. Bis auf Lackierung, Schutzfolien sowie einer dritten Sitzreihe – ja, der Land Cruiser ist auch als 7-Sitzer verfügbar – gibt es aber keine zusätzlichen Extras.

Ein braunes Geländeauto fährt durch eine große Wasserlacke. © Werk
880 bis 1.200 Euro Aufpreis kosten Sonderlackierungen. Je nach Einsatzzweck vielleicht nicht das sinnvollste Investment.  

Solider Komfort auf der Straße

Für dieses Geld bekommt man aber nicht nur eine Vorankomm-Garantie auf marokkanischen Gebirgswegen, sondern ein Auto, das auch auf der Straße solide performt. Gänzlich kann der Toyota Land Cruiser seine Leiterrahmen-Konstruktion zwar nicht kaschieren, auch das Fahrverhalten ist eher bei Ford Bronco oder Jeep Wrangler und weniger bei den ähnlich großen BMW X5 oder Mercedes GLE angesiedelt. Aber das Fahrwerk ist so abgestimmt, dass man nicht hilflos über die Straße schwimmt, die Windgeräusche halten sich für die Höhe und Form auch bei Autobahn-Geschwindigkeiten in Grenzen und der Motor ist zwar durchaus ein Arbeitstier fürs Grobe, hat mit dem neuen Getriebe aber den Blaumann gegen einen Smoking getauscht. Neu ist außerdem die Lenkung: Wurde bis dato ein hydraulisches System eingesetzt, wechselte Toyota mit der neuen Generation auf eine elektrische Servolenkung.

Ein Journalist lenkt ein schwarzes Geländeauto über eine Straße. © Werk
Fazit zum Fahrverhalten: Fährt sich fast wie ein Pkw.

Toyota Land Cruiser 2024: So sieht der Innenraum aus

Ein Mix zwischen rustikal und elegant herrscht auch im Innenraum. So gibt es in den höheren Ausstattungslinien Ledersitze und -lenkrad, eine Mehrzonen-Klimaautomatik und ein volldigitalisiertes Cockpit, bestehend aus einem 12,3 Zoll großen Zentraltouch- und einem 12,3 Zoll großen Armaturendisplay. Gleichzeitig setzt Toyota im neuen Land Cruiser weiterhin auf eine Vielzahl von analogen Tasten, etwa für sämtliche Offroad-Einstellungen und die Klimaanlage. Dementsprechend einfach und intuitiv ist die Bedienung.

Viel Platz für Passagiere und Gepäck

Ob Leder- oder Stoffsitze, hinten oder vorne: Das Platzangebot ist im gefahrenen 5-Sitzer immer tadellos, was bei einer Länge von fast fünf Metern aber auch nicht wundert. Das gilt nicht nur für die Passagiere, sondern auch für das Gepäck: Der neue Toyota Land Cruiser bietet üppige 1.151 Liter Kofferraumvolumen. Als 7-Sitzer schrumpft dieser Wert dann auf lediglich 104 Liter.

Toyota Land Cruiser 2024: die Abmessungen

  •  Länge: 4.925 mm
  • Breite: 1.940 mm
  • Höhe: 1.925 mm
  • Radstand: 2.850 mm
  • Bodenfreiheit: 205 mm
  • Kofferraumvolumen: 1.151–1.934 Liter (5-Sitzer) / 104–1.833 Liter (7-Sitzer)
  • Leergewicht: 2.330–2.550 Liter
Ein braunes Geländeauto fährt auf einer Landstraße. © Werk
Kein kleines Auto, der Land Cruiser.

Unser Fazit

Natürlich ersetzt eine erste Ausfahrt nicht den ordentlichen auto touring-Test samt Beschleunigungs-, Brems- und Verbrauchstests. Was wir aber schon jetzt sagen können: Der Toyota Land Cruiser fährt sich auf der Straße zivil genug und kann im Gelände mehr als die meisten Menschen benötigen. Der Innenraum ist äußerst gelungen, wirkt frisch und gleichzeitig ist die Bedienung intuitiv. Das fast schon luxuriöse Flair gibt es allerdings erst in höheren Ausstattungs-Linien, was doppelt wehtut, weil schon die 94.290 Euro Einstiegspreis nicht gerade ein unschlagbares Sonderangebot sind. Darüber tröstet die lässige Optik nur bedingt hinweg.

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