Aufmacher__Tom Mackinger_CMS.jpg Tom Mackinger
© Tom Mackinger
© Tom Mackinger
Januar 2019

Die hohe Kunst des Ladens

Strom gibt es überall. Es ist aber gar nicht so einfach, ihn immer und überall und auch noch kostengünstig in ein E-Auto zu laden.

Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Strom, den ein Elektro-Auto braucht, gibt es ja an jeder Steckdose. Oder?

Damit fängt es an. Der Standard-Parkplatz auf der Straße ist ja nicht mit einem Strom­anschluss versehen. Die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es in Österreich bereits fast 4.800 Ladepunkte (bei einer Ladesäule können ja meistens mehrere E-Autos gleichzeitig geladen werden).

Bestes Beispiel für den raschen Ausbau des Ladenetzes ist Wien: Nachdem sich jahrelang wenig getan hat, sollen bis 2020 im "öffentlichen Raum" bis zu 1.000 Ladestellen zur Verfügung stehen.

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.

Passt der Stecker?

Bereits vor dem Kauf eines E-Autos sollte man sich mit den unterschiedlichen Steckermöglichkeiten beschäftigen. Hier hat sich mittlerweile eine Konsolidierung ergeben: Der Standard-Anschluss auf Autoseite ist Typ 2 für normales Laden, für Schnellladen hat sich vielfach CCS durchgesetzt. Auch der Tesla setzt nun beim europäischen Model 3 auf diesen Anschluss, der nächste Renault Zoe (bislang nur Typ 2) soll auch CCS bieten. 

Chademo-combo2-iec-type-2-connectors-side-by-side_Paul_Sladen.jpg Paul Sladen © Paul Sladen
Die Steckerarten: links Typ 2, Mitte CCS und rechts Chademo.

Gesucht – gefunden!

Für die Suche nach Ladepunkten gibt es mittlerweile genügend technische Hilfsmittel. So kann man in Smartphone-Apps nach Ladesäulen suchen, viele Internetseiten ermöglichen eine Recherche. Als Beispiel sei www.goingelectric.de genannt: Hier sind derzeit schon über 100.000 Ladepunkte in 48 Ländern verzeichnet. Der Routenplaner erlaubt es, mit auswählbarem E-Auto-Modell (automatische Übernahme der Reichweite) und vielen Optionen lange Routen durch Europa zu planen. Das Ergebnis zeigt die erforderlichen Ladestopps und sogar das Höhenprofil der Route an. Ähnliche Funktionen gibt es auch in den Navigationssystemen von vielen E-Autos.

eAuto_Verbrauch_HEN_3484_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger

Zahlen, bitte!

Nächste Hürde ist das Freischalten einer ­Ladesäule. Einfaches Zahlen, wie an einer herkömmlichen Tankstelle, ist nicht möglich. Man benötigt zum Beispiel eine Ladekarte des Anbieters. Um nicht mit -zig verschiedenen Karten unterwegs zu sein, schließen sich viele Anbieter zu sogenannten Roaming-Verbänden zusammen.

Beispiel: Elf Energieversorger sind Mitglied im "Bundesverband Elektromobilität Österreich". Wer die Ladekarte eines Versorgers hat, kann auch bei den Ladesäulen der anderen Unternehmen auf­laden – beispielsweise mit der Karte der Wien Energie auch bei der Kelag in Kärnten. Auch das Zahlen mittels Smartphone und Kreditkarte wird immer öfter angeboten und erleichtert die Nutzung der Ladesäulen.

VW_eGolf_HEN_8224_4c.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger

Vorsicht, Kostenfalle!

Vereinzelt kann man noch gratis laden. Vielfach wurde jedoch bereits auf ein Bezahlmodell umgestellt, das in erster Linie auf der Zeit basiert, die das Auto an der Ladesäule angesteckt ist. Das hat zu einem wahren Tarifdschungel geführt, die verschiedenen Kosten sind kaum noch vergleichbar. Und: Je höher die Leistung der Ladesäule, desto höher auch der Minutenpreis. Die tatsächliche bezogene Strommenge spielt keine Rolle.

Schließt man nun ein Auto, das mit seinem Typ-2-Anschluss maximal 6,6 kW aufnehmen kann, an eine 22-kW-Säule an, zahlt man eigentlich für mehr als die dreifache Leistung. Das kann dann richtig ins Geld gehen. Der ÖAMTC fordert auch eine eindeutige Trennung zwischen Lade- und etwaigen Parkkosten. Nur dann lassen sich die Kosten transparent miteinander vergleichen.

Zusätzliches Problem: Vielfach zeigen die Ladesäulen nach dem Tankvorgang nicht an, was das Aufladen jetzt im konkreten Einzelfall gekostet hat. Die böse Überraschung kann dann nach einem Monat erfolgen, wenn die Abrechnung des Ladesäulenbetreibers ins Haus flattert.

Nissan Leaf_NISSANLeaf_er284_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann

Richtiger Anschluss gefragt

Steckerarten. Bei E-Autos ist Strom nicht gleich Strom, was den richtigen Stecker betrifft. Laden an der Haushaltssteckdose wird offiziell als "Notladen" bezeichnet. (E-Auto­mobilisten sagen aufgrund der langen Ladedauer oft "Schnarchladen" dazu.) An Wallboxen und Ladesäulen finden sich Typ-2-Anschlüsse als europäischer Standard. Sogenannte "Schnelllader" liefern Gleichspannung, die für das Aufladen der Akkus nicht mehr umgewandelt werden muss. Europäischer Standard ist der CCS Combo 2-Anschluss, der bis zu 350 kW Leistung übertragen kann. Das japanische Gegenstück ist das CHAdeMo-System. Beim Tesla-eigenen Supercharger-Ladenetz kommen modifizierte Typ-2-Stecker zum Einsatz. Das Tesla Model 3 hat in Europa einen CCS-Anschluss, die Supercharger werden um dieses System erweitert.

Tabelle gross_CMS.jpg auto touring © auto touring

12 Wallboxen im ÖAMTC-Test

Kann man einen Garagenplatz nutzen, oder einen Parkplatz auf Privatgrund, ist die Anschaffung einer Wallbox sinnvoll. Diese sind fix installiert (stärkere Exemplare am Starkstrom des Hauses) und bieten eine höhere ­Ladeleistung als das Anstecken an einer Haushaltssteckdose. Daher sinkt die Ladedauer entsprechend. Mittlerweile gibt es sehr viele Anbieter dieser praktischen Wallboxen.

Auch Hersteller aus anderen Bereichen haben diesen Markt erkannt. So ist etwa Webasto, eher bekannt als Produzent von Standheizungen,  mittlerweile auch in diesem Bereich tätig.

Der ÖAMTC und seine europäischen Partnerclubs haben 12 Wallboxen auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Bedienung getestet. Dabei haben drei Geräte bei der Sicherheit mit "Nicht genügend" abgeschnitten, drei erreichten nur ein "Genügend". Beim Testprozedere zeigte sich, wie wichtig die Installation durch einen Elektriker ist: So wird im Datenblatt einer getesteten Wallbox ein Fehlerstromschutz beschrieben, der aber im Gerät nicht vorhanden ist. Ein Elektroinstallateur erkennt diesen Mangel. 

Eine Preisfrage ist der Fehlerstromschutz. Ist dieser nicht im Gerät inkludiert, muss er bei der Hausinstallation erfolgen. Das sind Zusatzkosten, die vor allem bei einem FI-Schalter des Typs B ("allstromsensitiv") ins Geld gehen.

Alle Details des Wallboxen-Tests finden Sie hier.

Kommentare (nur für registrierte Leser)