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Juni 2024

Neuer Assistenz-Einsatz

Ab Juli müssen erstmals zugelassene Autos zusätzliche Sicherheitssysteme an Bord haben. Was sie (nicht) können und die Meinung der Österreicher:innen dazu.

Wenn es kracht, dann oft wegen überhöhter Geschwindigkeit oder Ablenkung. Die Unfallstatistik 2023 zeigt, dass mehr als jeder fünfte Unfall (21 %) aus „Unachtsamkeit, Ablenkung“ passiert. Ein kurzer Blick aufs Handy und schon ist man von der Fahrbahn abgekommen oder dem Vordermann aufgefahren. Zusätzliche Sicherheitsassistenten in neuen ­Autos sollen helfen, diese und andere Unfallursachen zu reduzieren. Ab 6. Juli 2024 müssen "erstzugelassene" Autos verpflichtend mit einer Vielzahl von ­Assistenzsystemen ausgerüstet sein.

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1. Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Aktuelle Tempolimits werden über Kameras oder Daten der Navikarten erfasst und angezeigt. Beim Überschreiten wird gewarnt. Ein Deaktivieren muss möglich sein, bei jedem Start des Autos ist das System aber wieder aktiv.

2. Notfall-Spurassistent: Droht jemand, die Fahrspur zu verlassen, wird zuerst gewarnt, in Folge greift das System dann auch aktiv ein und lenkt das Auto zurück. Dagegenlenken ist möglich.

3. Notbremsassistent: Das System muss Hindernisse und fahrende Fahrzeuge erkennen, in einer nächsten Stufe auch Radfahrer und Fußgänger.

4. Unfalldatenspeicher: Speichert unfallrelevante Daten vor, während und nach einem Unfall. Diese dürfen ausschließlich für die Unfallforschung herangezogen werden, Daten müssen anonymisiert sein und dürfen keinen Rückschluss auf Personen oder Fahr­zeuge zulassen.

5. Notbremslicht: Starkes Verzögern wird durch pulsierende Bremslichter oder schnell aufleuchtende Warnblinkanlage angezeigt.

6. Müdigkeitswarner: Warnt bei nachlassender Aufmerksamkeit.

7. Rückfahrassistent: Warnt akustisch und/oder optisch vor Personen und Gegenständen hinter dem Fahrzeug.

8. Alko-Lock: Schnittstelle für eine mög­liche Nachrüstung mit einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre.

9. Schutz des Fahrzeuges gegen ­Cyberangriffe: Hersteller müssen nachweisen, dass sie ihre Fahrzeuge vor ­Cyberangriffen schützen.

10. Bereits seit längerer Zeit müssen etwa ESP und Reifendruck-Kontrollsysteme an Bord sein.

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Vertrauen und Nutzung

In einer repräsentativen Umfrage hat der ÖAMTC die Erfahrungen der österreichischen Autofahrer:innen sowie ihre Meinung zu modernen Assistenzsystemen erhoben. Überraschend: Bereits bei 90 % aller Autos ist zumindest ein Fahrassistenzsystem verbaut – dazu zählen auch Tempomat oder Einparkhilfe.

Bei mehr als einem Drittel (35 %) ­haben die vorhandenen Systeme bereits einen Unfall verhindert oder die Lenker:innen zumindest aus einer Gefahrensituation gerettet. Am häufigsten werden Signalton (58 %) oder eine automatische Notbremsung (50 %) genannt.

Exakt gleich viele Autofahrer:innen (35 %) berichten aber auch über zumindest einen falschen Eingriff eines Assistenzsystems – akustische Warnungen (43 %) und Bremsungen (41 %) liegen hier fast gleichauf.

Grundsätzlich ist die Neugier auf die neuen Technologien groß. 56% sind daran sehr oder eher interessiert. Gleichzeitig würde sich mehr als ein Viertel der Autofahrer:innen (27 %) ein größeres Informationsangebot über die praktische Nutzung und die Funktionsweise von Fahrassistenzsystemen wünschen. Jüngere und Vielfahrer besitzen daran das stärkste Interesse.

Assistenzsystem_11.jpg auto touring © auto touring

Assistenten im Test

Immer wieder untersuchen der ÖAMTC und seine Partnerclubs die unterschiedlichen Fahrassistenzsysteme auf einem Testgelände. Dabei zeigt sich, dass etwa ein Spurhalteassistent auch überfordert sein kann. Beispiel simulierte Autobahnbaustelle: Zwei Fahrspuren werden auf eine reduziert, beim Wechsel muss man über die durchgezogene Fahrbahnmarkierung. Ergebnis: Beim Spurwechsel versucht das Assistenzsystem, das Fahrzeug innerhalb der Linie zu halten – die Technik arbeitet also gegen den Wunsch des Lenkenden. Natürlich kann sie "übersteuert" werden, aber der "Griff ins Lenkrad" wird durch die Fahrer:innen als sehr störend bis gefährlich empfunden.

In vielen unterschiedlichen Situationen wurde auch ein Fußgänger-Notbremsassistent getestet. Die Heraus­forderung: Ein Auswerte-Algorithmus muss die Daten, die ihm die unterschiedlichen Sensoren (Radar, Kamera, Laser…) liefern, richtig interpretieren. Oberstes Ziel ist, dass die Systeme keine Falschauslösungen verursachen, aber zuverlässig bremsen, sofern eine Notbremsung erforderlich ist. Im Laufe der Versuche wurden unterschiedliche Testdummys verwendet, ihre Kleidung verändert, Kinderwagen oder Koffer hinzugefügt. Ergebnis: Das Testfahrzeug hat die "Fußgänger" erkannt und rechtzeitig gebremst. Aber: Eine kurze Lenkbewegung während der automatischen Notbremsung hat zu einem Lösen der Bremsen geführt. Der kurze Moment bis der Notbremsassistent wieder reagiert hat, war ausreichend, dass das Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig gestoppt hat.

Und immer wieder berichten die Testingenieure von Falschinterpretationen, sobald die "Laborbedingungen" nicht genau eingehalten werden.

Fake News: Wenn Tempolimit-Warner falsche Informationen liefern

Am häufigsten fällt uns und unseren Leser:innen der Tempolimit-Assistent unangenehm auf. Auf einer 85 Kilometer langen Testrunde haben wir alle möglichen Situationen getestet: Ortsgebiet, 30er-Zonen, Autobahn und Landstraßen. Dabei: ein Stück Landstraße, auf dem seit etwa vier Jahren statt Tempo 100 nur mehr 70 kmh erlaubt sind. Ergebnis: teilweise bedenklich.

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