Sieben Jahre, sieben Modelle. In Spanien, zumindest in Martorell, spricht man in so einem Fall von der "Power of 7". Bei Cupra, der selbsternannten "Challenger Brand", und dem dazugehörigen Cupra Tribe gehörte diese emotionalisierende Sprache von Anfang an dazu. Das kann belächelt werden, aber kein Spott vermag über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass der junge spanische Hersteller scheinbar alles richtig gemacht hat. Der Born etwa etablierte sich schnell als der coolere ID.3. Stand die Marke 2020 noch bei 0,1 % Marktanteil, lag man 2024 schon bei 2,6 %. Im Jänner dieses Jahres, der für den VW-Konzern insgesamt stark war, kletterte der Marktanteil gar auf 4,7 % – ein Plus von 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr.
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Sieben Jahre Cupra
Am 22. Februar 2025 sind exakt sieben Jahre ins Land gezogen, seit Cupra zu einer eigenständigen Marke befördert wurde. Die Geburtstagsparty steigt auf Schnee und Eis.
Ausgeglichene Modellpalette
Ein klassisches Zugpferd hat Cupra inzwischen nicht mehr. Im aktuellen Verkaufsmix bewegen sich alle sieben Modelle zwischen neun und 18 %. Das zeigt, dass sowohl die Verbrenner Formentor, Terramar, Leon, Leon Kombi und Ateca als auch die Elektriker Born und Tavascan brav ihren Teil leisten und von der Kundschaft angenommen werden. Doch genug der Zahlenakrobatik, eine emotionale Marke wie Cupra wird ihren Geburtstag doch nicht mit einer PowerPoint-Präsentation abfeiern…
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1 Der Tavascan ist aggressiv gestylt und gibt sich dank E-Drehmoment auf rutschigem Grund frech. © Werk
2 Der Terramar ist berechenbarer… © Werk
3 … macht aber nicht weniger Spaß. © Werk
Cupra on Ice
Natürlich nicht. Stattdessen geht es bei Saalfelden ab auf die Schnee- und Eisbahn, denn Cupra will doch ein Erlebnis bieten. Zugegeben, bei rund acht Grad über dem Gefrierpunkt kommt nicht das große Winter-Wonderland-Feeling auf. Aber dank penibler Präparierung hält die Piste trotz der nicht allzu winterlich anmutenden Umgebung.
Im Slalomkurs auf Schneefahrbahn lassen sich die Grenzen des Cupra Ateca Stück für Stück ausloten und vor allem die gewaltigen Unterschiede erfahren, die je nach Fahrmodus und ESP-Einstellungen deutlich werden. Bei voller Unterstützung kümmert sich das Auto nach Kräften darum, den Fahrer von vornherein nie ins Schwitzen kommen zu lassen. Dreht man die Assistenz allerdings komplett ab, was ausschließlich in einem kontrollierten Setting wie diesem ratsam ist, schwanzelt der Ateca sofort überschwänglich von links nach rechts und fordert den Steuermann fast schon provokant dazu auf, immer noch ein bisschen mehr zu wagen.
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An Bord mit Jordi Gené
Wie weit der Otto Normalverbraucher auch beim besten Willen vom Maximum entfernt ist, demonstriert Profirennfahrer Jordi Gené im Formentor Safety Car direkt im Anschluss. Der Spanier kann entspannt mit seinem Beifahrer plaudern und gestikulieren, während er das Fahrzeug einhändig mit einem Affenzahn über den schneebedeckten Rundkurs peitscht. Jeder Drift sitzt auf den Millimeter genau – trotz Geschwindigkeiten, an die man sich selbst auf dieser Unterlage im Leben nicht heranwagen würde.
Elektro vs. Verbrenner
Voll Inspiration geht es also im Terramar auf den Driftkurs. Wobei "Kurs" spektakulärer klingt, als es wirklich ist. Es handelt sich um zwei Kreise, die in den Schnee gezogen sind. Die Challenge ist klar: Der Drift soll eine oder gar mehrere Runden über ununterbrochen gehalten werden. Hier ist das ESP natürlich nur im Weg und darf deshalb Mittagspause machen. Und dann geht es tatsächlich sehr schnell. Nach wenigen Runden schon ist das Gespür für Auto und Untergrund da und der Terramar geht quer, dass die Freudentränen seitwärts aus den Augen fließen. Eine große Hilfe ist tatsächlich der Motorsound. Er gibt einen guten Anhaltspunkt, um die Traktion des Autos einzuschätzen.
Um so kniffliger wird die Sache mit dem vollelektrischen Tavascan auf einem abgesteckten Eis-Rundkurs. Rund 2,2 Tonnen Gewicht und satte 545 Nm jederzeit voll anschlagendes Drehmoment sind eine teuflische Kombination und deutlich schwieriger zu bändigen als der Verbrenner im Terramar.
Zwar steigern sich Mut und Tempo Runde für Runde und immer wieder gelingen knackige Driftkombinationen. Aber der Tavascan verlangt dem Fahrer ordentlich körperliche Arbeit ab. Wer nicht blitzschnell auf Lastwechsel und Gripveränderungen reagiert, dreht sich flott ein. Schlussendlich müssen wir Schnee und Eis hinter uns lassen und genießen noch eine Panorama-Rundfahrt auf Asphalt. Denn bei aller Feierlaune geht es unterm Strich auch bei Cupra um die Realität auf der Straße. Und auch da machen die Spanier gute Figur.
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