smart 3_003_CMS.jpg Erich Reismann
© Erich Reismann
© Erich Reismann
Mai 2024

Wo der Hammer hängt

Der Smart #3 ist in der Brabus-Version wahrlich ein Hammer. 

Dass die aktuellen smart-Automobile so rein gar nichts mit der ursprünglichen Marke smart zu tun haben, hat sich mittlerweile ja schon herumgesprochen. Früher als reine Daimler-Benz-Tochter klein und smart, sind die neuen Ausgaben ins SUV-Metier gewechselt.

Gewechselt hat teilweise auch der Besitzer der Marke: smart ist seit 2019 ein Joint Venture von Daimler und dem chinesischen Konzern Geely, Produktionsort ist China.

Nach dem Kompakt-SUV smart #1 (sprich hashtag one) folgt jetzt die Nummer 3, sorry, hashtag 3, in der Klasse SUV-Coupé.

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Innere Werte

Der Dreier ist etwas länger (13 Zentimeter, also 4,4 Meter) als der Einser, auch deutlich niedriger (1,56 statt 1,64 Meter) und das Dach fällt hinten in Coupé-Manier flach ab. Trotzdem: Das Platzangebot für die Passagiere ist erstaunlich großzügig. Der Kofferraum entspricht mit 370 Litern Volumen den Erwartungen an ein kompaktes SUV-Coupé. Unter dem verstellbaren Ladeboden finden sich noch einmal 60 Liter Stauraum. Gut: Unter der vorderen Haube gibt es einen kleinen Frunk (kleines Fach), in dem sich perfekt das Ladekabel unterbringen lässt.

Das Cockpit ist – wie vom #1 gewohnt – sehr aufgeräumt. Das obligate Mitteldisplay hat einen Durchmesser von 12,8 Zoll, auch die Bedienleisten unter dem Bildschirm sind Touchflächen.

Das heißt, dass sogar profane Dinge wie die Einstellung der Außenspiegel über den Bildschirm erfolgen müssen. Zwar keine Tätigkeit, die man jeden Tag erbringt, aber ab und zu will man doch etwas Einstellungs-Feintuning machen – und dann ist Tippen und Tappen am Bildschirm bis ins richtige Untermenü ablenkend und eine Gefahrenquelle.

Die wuchtige Mittelkonsole mit ausreichend Ablagemöglichkeiten hat fast schon die Ausmaße eines Raumteilers und ist in Hartkunststoff gehüllt, der optisch zwar o.k., haptisch aber etwas billig wirkt.

Apple Carplay und Android Auto funktionieren auch kabellos.

In Bewegung

Ja, er sieht elegant und halbwegs sportlich aus, der #3. Schon in der Basisversion um 39.700 Euro mit Heckantrieb und 200 kW starkem E-Motor ist er alles andere als untermotorisiert. Aber wir sprechen hier vom Spitzenmodell, dem smart #3 Brabus. Für 52.200 Euro bekommt man ein Kraftpaket sondergleichen, dem man seine Potenz äußerlich so nicht ansieht. An jeder Achse einen E-Motor, folglich also Allradantrieb, um die 315 kW (oder 428 PS) auch auf die Straße zu bekommen. Von elektronischer Zurückhaltung, also dem sanften Einhaltgebieten der schieren Kraft wie bei manch anderen E-Autos, ist der Brabus meilenweit entfernt.

Zusätzlich zu den Standard-Fahrmodi Eco, Komfort und Sport kann man auch noch auf die Einstellung "Brabus" schalten. Und in der gibt es dann noch eine Steigerung: Indem man noch "Raketenstart" aktiviert.

Und das ist alles andere als ein Marketing-Gag: Ansatzlos und ohne jegliche Zurückhaltung durch eine Software katapultiert sich smart aus dem Stand in von uns gemessenen 3,8 Sekunden auf Tempo 100.

Drei Anmerkungen: Diese Prozedur nur in sicherem Umfeld, etwa einem ÖAMTC Fahrtechnik Zentrum, durchführen. Zweitens: Dabei von Anfang an den Kopf an die Kopfstütze anlehnen, sonst droht (ohne Übertreibung) ein Peitschenschlag-Syndrom. Und drittens: Der Autor fragt sich, wie oft die Hardware – Antriebswellen, Getriebe etc. – diesen Vorgang aushalten.

Aber oft reicht es ja zu wissen, dass man könnte, wenn man wollte.

Fahrwerkstechnisch ist der Brabus der brachialen Gewalt durchaus gewachsen. Die elektronischen Helferlein sind sensibel eingestellt, ein etwaiger Sicherheits-Eingriff erfolgt bestimmt, aber sanft.

Dass die Reichweite sehr von der jeweiligen Fahrweise abhängt, ist klar. Aber auch auf der auto touring-Verbrauchsrunde bei Temperaturen um die zehn Grad verfehlt der smart #3 Brabus seine Normwerte doch ziemlich deutlich. Knapp 26 kWh/100 km sind alles andere als berauschend, damit sinkt die Reichweite auf unter 300 Kilometer.

Positiv zu vermerken: Für das Laden an der Wallbox ist ein 22-kW-Onboard-Lader verbaut. Da sinkt bei entsprechender Lademöglichkeit die Zeit bis zum vollem Akku entsprechend. Schnellladen ist mit standardgemäßen 150 kW möglich.

Unser Fazit: Wer Spaß an einem Wolf im Schafspelz hat, mit dem er Porschefahrer:innen zumindest zum Staunen bringt, ist beim Brabus durchaus richtig.

Wem das nicht so wichtig ist, kann auch zu den billigeren, aber auch nicht brustschwachen Basis-Motorisierungen greifen.

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