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Juni 2023

40 Jahre Flugrettung

In Sachen Flugrettung war Österreich lange Zeit ein weißer Fleck auf der europäischen Landkarte – bis der ÖAMTC 1983 kurzerhand die Sache selbst in die Hand nahm.

In diesen Tagen feiern die Notarzthubschrauber der ÖAMTC-Flugrettung ihren 40. Geburtstag. Doch was heute aus einem modernen Gesundheitssystem nicht mehr wegzudenken ist, war ursprünglich alles andere als selbstverständlich.

"Nur Albanien und Österreich haben noch keinen Flugrettungsdienst" – mit diesen deutlichen Worten stellte der Tiroler Universitätsprofessor Dr. Gerhard Flora (er verstarb 2015) im Frühjahr 1983 die damals untragbare Versorgungssituation an den Pranger und animierte den ÖAMTC damit zum Handeln.

Gemeinsam mit dem 2010 verstorbenen Kurt Noé-Nordberg knüpfte er die ersten Knoten, aus denen ein Österreich umspannendes Netz von Flugrettungsstützpunkten werden sollte.

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Kaum zu glauben, aber gemeinsam brauchten die beiden Visionäre nicht viel mehr als drei Monate, um aus einer vagen Idee die Stationierung eines Notarzthubschraubers zu machen: Am 1. Juli hob Christophorus 1 in Innsbruck ab, noch im selben Jahr folgte Christophorus 2 in Krems.

Der erste Schritt war getan, viele weitere sollten noch folgen. Mit Pioniergeist und Inno­vationen haben die Crews der ersten Stunde den Grundstein für einen rasanten Fortschritt in der Notfallmedizin, einem damals noch sehr jungem medizinischen Fach, gesetzt.

Keine drei Jahre hat es gedauert, um gemeinsam mit dem Innenministerium einen flächendeckenden Notarzthubschrauberdienst aufzubauen.

Wir sehen es als unsere Aufgabe, das System Flugrettung kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Marco Trefanitz, Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung

Als sich das Innenministerium 2001 aus der Flugrettung zurückzog, war es für den ÖAMTC eine Selbstverständlichkeit, die ­vakanten Stützpunkte weiterzubetreiben.

Die Rückschau zeigt aber auch den einen oder anderen Stolperstein. Einer der größten war in all den Jahren wahrscheinlich die ­Finanzierungsfrage.

Diesbezüglich war der ÖAMTC-Flugrettung vor allem eines wichtig: Den Patient:innen dürfen durch den Einsatz eines Notarzthubschraubers keine Kosten entstehen.

Erst ab 2012 ist es dann gelungen, nach langwierigen, aber durchaus konstruktiven Verhandlungen mit den Bundesländern Lösungen zu erarbeiten, die den Flugrettungsbetrieb langfristig auf finanziell sichere Beine stellten.

Wir investieren Zeit, Wissen, Erfahrung und auch Geld in die Sicherheit von Crew und Patient:innen.

Reinhard Kraxner, Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung

Zweifellos hat sich seit dem ersten Einsatz eines ÖAMTC-Notarzthubschraubers viel verändert. "Seit den Anfängen war es uns wichtig, sowohl technische als auch medizinische Fortschritte und Weiterentwicklungen flugrettungstauglich zu machen und zum Wohle der Patient:innen zu nutzen", hält Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, fest.

Die Palette der Errungenschaften ist lang und reicht zum Beispiel von leistungsstärkeren Helikoptern oder innovativen Bergemethoden über richtungsweisende Trainingskonzepte und Autopilot bis hin zu ­mobilen Ultraschallgeräten sowie eigenen Wetterkameras.

17 Standorte

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Mit den 17 Standorten der ÖAMTC-Flugrettung ist die gesamte Fläche Österreichs ganzjährig abgedeckt.

Das Jahr 2017 markiert dann den Beginn einer neuen Ära für die Notfallversorgung aus der Luft. Dank modernster Technologie gab es ab 1. Jänner mit Christophorus 2 in Österreich erstmals einen Notarzthubschrauber, der rund um die Uhr einsatzbereit war.

Doch damit nicht genug – österreichweit wurden alle Christophorus-Crews mit Nachtsichtbrillen vertraut gemacht, sodass auch an weiteren Stützpunkten die Dienstzeiten in die Dunkelheit ausgedehnt werden konnten.

Mit der Aufnahme eines 24-Stunden-Betriebes am C14 und C17 in den darauffolgenden Jahren ist in Ostösterreich mittlerweile eine flächendeckende Versorgung auch während der Nachtstunden gewährleistet. Das erklärte Ziel der ÖAMTC-Flugrettung ist, auch in der Westhälfte des Landes in naher Zukunft einen 24/7-Betrieb zu etablieren.

So wurde über die Jahre aus der Christophorus-Flotte eine Institution, deren Know-how weit über die Grenzen Österreichs geschätzt wird. Um an der Erfolgsgeschichte der ÖAMTC-Flugrettung weiterschreiben zu können, müssen die Weichen bereits heute gestellt werden.

"Wenn wir auch in den nächsten Jahrzehnten unseren Auftrag, Menschen in Not zu helfen, umfassend und vor allem für Crew und Patienten sicher erfüllen wollen, dann dürfen wir niemals stillstehen. Wir müssen uns permanent auf künftige Veränderungen, Herausforderungen und Trends vorbereiten. Gut vorbereitet sein heißt in diesem Zusammenhang, gemeinsam aktiv die Flugrettung von morgen mitzugestalten", so Marco Trefanitz, Sprecher der Geschäftsführung der ÖAMTC-Flugrettung.

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Marco Trefanitz, Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung
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Reinhard Kraxner, Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung

Dafür ist aber nicht nur das Vertrauen der Partner:innen aus den Ländern, der Sozialversicherungsträger und der Wirtschaft erforderlich, auch wenn dieses die notwendigen Rahmenbedingungen für das perfekt eingespielte Miteinander der unterschiedlichen Einsatz­organisationen am Boden und in der Luft schafft.

Es braucht vor allem das Wissen, die Erfahrung und die Begeisterung der Mit­arbeiter:innen in den Helikoptern, in den Hangars der HeliAir und im Backoffice in Wien und Innsbruck. Sie sind das "Team Flugrettung", das permanent im Sinne der Patient:innen am Netzwerk der Hilfe knüpft und kontinuierlich weiterdenkt.

Ganz nach dem Motto "Flugrettung ist unsere Leidenschaft – Professionalität unser Auftrag" arbeiten sie jeden Tag daran, die ÖAMTC-Flugrettung ihrer Vision näherzubringen, zu jeder Zeit, bei jedem Wetter und an jedem Ort helfen zu können.

Emils Rettung: "Es ist ein Wunder"

In den Pool gestürzt. "Wir wussten nicht, ob unser damals dreijähriger Sohn überleben wird", erzählt sein Vater Hannes S. aus Niederösterreich. "Die ersten drei Tage nach dem Unfall war Emil im künstlichen Tiefschlaf. Diese Ungewissheit war unerträglich."

Emil ist im Jänner in einem unbeobachteten Moment in den fast ausgelassenen Pool gestürzt. Im Schneeanzug im Wasser treibend wurde er von seinem Vater gefunden. "Seine Körpertemperatur betrug nur noch 25 Grad. Das war gut, denn so benötigte er weniger Sauerstoff", erzählt der Vater, von Beruf Kinderarzt. Er begann sofort mit der Wiederbelebung. Per Krankenwagen und Notarzthubschrauber wurde der Bub ins Kepler Universitätsklinikum Linz gebracht. "Heute ist Emil wieder ganz der Alte", sagt Hannes S.

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"Emil ist komplett gesund, wir sind jeden Tag dafür dankbar", betont sein Vater.

"Ruckzuck war der Heli da"

Eingeklemmt. "Wenn ich zurückblicke, was passiert ist an jenem Novembertag und wie es mir heute geht, dann kann ich einfach nur dankbar sein", erzählt Heribert S. (75) aus der Steiermark.

"Ich kann sogar wieder mithelfen auf unserem Bauernhof. Der Unfall war allein meine Schuld. Ich habe mir zwischen Anhänger und Traktor den Fuß eingeklemmt, konnte mich befreien und bin mit offenem, gebrochenem Schien- und Wadenbein aus der Scheune gekrochen. Meine Familie alarmierte sofort die Rettung. Nach wenigen Minuten kam der Krankenwagen, kurz darauf der Notarzthubschrauber. Diese Kombination kann man sich nur wünschen. Nach der Erstversorgung bin ich mit dem Hubschrauber ins UKH Graz gebracht worden. Alles ging so flott."

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"Ich bin heilfroh, wie ich mich heute wieder bewegen kann", strahlt Heribert S.

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