2024_03_nis_ER_1.jpg Erich Reismann
© Erich Reismann
© Erich Reismann
März 2024

Eine von vielen, die für Sie da sind

Was passiert eigentlich, wenn Sie als Clubmitglied beim ÖAMTC anrufen? Wir begleiten eine Kollegin der Nothilfe-Zentrale durch die Nacht und schildern die andere Seite des Telefonats.

Kurz vor Mitternacht im Not­hilfe- und Informationszentrum des ÖAMTC in Wien-Erdberg: Im gedämpften Licht des riesigen Raums der Club-Zentrale flimmern Dutzende Bildschirme, die Telefongespräche an den Arbeitsplätzen erzeugen ein akustisches weißes Rauschen. Durch die Gänge wuseln jene Menschen, deren Aufgabe es ist, Clubmitgliedern rund um die Uhr in Notsituationen zu helfen.

Eine dieser Mitarbeiter:innen ist Alena. Sie hat ihre Nachtschicht vor einigen Stunden begonnen – und wir dürfen ihr über die Schulter schauen, um zu beschreiben, was genau hinter den Kulissen passiert, wenn eines der rund 2,5 Millionen Mitglieder des Clubs sie kontaktiert.

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.
2024_03_nis_ER_3.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
"Ich versuche, mich schnell auf Anrufe von Clubmitgliedern einzustellen. Menschen sind aber immer ganz verschieden." Alena Y., Leistungsorganisation ÖAMTC

Sensibilität

Bei jedem Anruf muss ich mich komplett neu auf die jeweilige Person und deren Problem einstellen", erzählt die 25-Jährige Alena. Und: "Das Wichtigste ist dabei definitiv Menschenkenntnis. Weil kommunikativ ist es ein großer Unterschied, ob da ein Mitglied am Telefon ist, das einen medizinischen Notfall im Urlaub hat, oder jemand, dessen Auto in der eigenen Garage nicht startet, weil die Batterie leer ist. Ich muss sensibel sein, und ich spüre mein richtiges Vorgehen meist auch innerhalb der ersten dreißig Sekunden."

Grundsatz. Egal, ob schnelle Pannenhilfe oder komplizierter Schutzbrief-Fall im Ausland – für jeden Anruf bei den ÖAMTC-Nothilfenummern sind Spezialist:innen vom Fach 24 Stunden vor Ort, um so rasch wie möglich zu helfen.


Alena und ihre Kolleg:innen sind für Mitglieder dabei die ersten Ansprechpersonen. Sie delegieren – meist schon unbemerkt während des Gesprächs – die entsprechenden Maßnahmen, die für den jeweiligen Fall notwendig sind.

In den meisten Fällen ist das die Entsendung eines Gelben Engels, um liegen gebliebene Fahrzeuge rasch wieder flottzumachen, in prekären Notfällen aber auch Dinge wie die schnelle Organisation medizinischer Maßnahmen samt Leistungen wie Taxifahrten, Hotel-/Flugbuchungen, Fahrzeug-Rückholungen u.v.m. (Informationen zum Schutzbrief des Clubs finden Sie online unter www.oeamtc.at/schutzbrief)

2024_03_nis_KP_1.jpg Kurt Pinter © Kurt Pinter
Bei Wind und Wetter rund um die Uhr für Sie im Einsatz: die Gelben Engel.

Nachtschicht

Alena nimmt einen Anruf entgegen, wir dürfen deshalb nicht stören und stellen stattdessen eine Frage an ihre Kolleg:innen, die in der Nähe sitzen und momentan nicht telefonieren. Sie lautet: "Kannst du dich an außergewöhnliche Fälle erinnern?"

Die Antworten sind zahlreich und spannend. Ein Best-of im Telegramm-Stil…

Gestresster Vater. Mitglied ruft an, meldet Reifenpanne auf der Autobahn zum Flughafen Wien-Schwechat. Problem: Flug der Tochter nach Dublin geht in 45 Minuten, er muss außerdem zu einem Termin. Gelber Engel ist nach fünf Minuten vor Ort, Tochter erwischt Flug, Papa rechtzeitig das Büro.

Kleinkind-Notfall. Sommerhitze, vierjähriges Kind hat sich im Auto eingesperrt. Feuerwehr, Rettung und Polizei können Auto nicht öffnen. ÖAMTC-Pannenfahrer ist auf dem Weg in die Mittagspause, sieht den Notfall auf seinem Display – und öffnet Minuten später die Tür im Handumdrehen.

Hunderettung. Mitarbeiter eines Tierschutzvereins ist um drei Uhr früh mit einem klimatisierten Kastenwagen samt 36 Hunden von Griechenland nach Deutschland unterwegs. Auf der Westautobahn bei Amstetten gibt der Fiat Ducato auf – und mit ihm die Klimatisierung für die Tiere. ÖAMTC schleppt ab und organisiert einen gleichwertigen Miet-Transporter plus Taxi nach Wien, die Hunde kommen unbeschadet am Zielort an.

Berufsmusiker. Mitglied hat nach einem abendlichen Auftritt in Italien kurz vor der Grenze zu Österreich eine Autopanne, muss aber noch weiter nach Salzburg, um dort bei einer Hochzeit zu spielen. ÖAMTC organisiert beim nächstgelegenen Stützpunkt ein Clubmobil zur Weiterfahrt – bei der Hochzeit
wurde zeitgerecht aufgespielt.

Oldtimer. Ehepaar unternimmt mit einem Buick Cabrio (Baujahr 1940) einen Roadtrip nach Korsika. Unterwegs aber: irreparabler Motorschaden des US-Juwels. Der Schutzbrief bucht Rückflüge und transportiert den Oldtimer kostenfrei zurück in die Heimat-Werkstatt.

Alena hat ihr Telefonat beendet, wir schildern die Beispiele der Kolleg:innen. Sie lacht und antwortet: "Ja, sowas passiert. Dafür sind wir ja da."

2024_03_nis_ER_2.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Nachts in der Nothilfe-Zentrale des ÖAMTC in Wien-Erdberg.

Kommentare (nur für registrierte Leser)