— Ist Social Media so ein guter Ansatz?
Lauda: Ich verstehe das alles nicht. Menschen werden bewertet, wie viele "Likes" sie generieren. In dieser Welt leben wir heute. Es gibt aber sicher einige Berufsgruppen, denen es hilft. Zum Beispiel Schauspieler. Da bekommt der mit fünf Millionen Likes die Rolle eher als einer mit nur drei Millionen. Mir hilft es gar nix. Der Lewis macht's aus Hetz. Gut für seinen Beliebtheitsgrad, die Sponsoren freut's, aber der Formel 1 bringt das nichts.
— Profisportler in den USA verdienen Unsummen. In der Formel 1 müssen die meisten Fahrer Geld mitbringen. Das ist doch pervers?
Lauda: Das war immer so. Auch ich musste mich damals hoch verschulden. Das ist nichts Bösartiges. Fakt ist: Ob mit oder ohne Geld, wer nicht entspricht, fliegt eh bald wieder raus.
— Bleiben wir beim Geld. Die Kosten für die Teams explodieren, vor allem für die Motoren. Wäre eine Budget-Grenze die Lösung?
Völlig logisch, dass ich lieber heute als damals Formel-1-Pilot wäre. Ich würde das Zehnfache verdienen und hätte null Risiko.
Niki Lauda, 3-facher Formel-1-Weltmeister
Lauda:In den 1970ern war Ferrari mit einem Mörder-Budget erfolgreich, dann Tyrrell oder das Brabham-Team von Bernie Ecclestone. Je mehr Geld die Formel 1 generiert, desto mehr geben die Teams aus – logisch. Jetzt jammern die kleinen Teams, sie hätten zu wenig Geld. Klar: keine Leistung, keine Sponsoren, kein Geld. Eine Budget Cap kannst du nicht einführen, sie ist nicht exekutierbar. Weil dann Ferrari Formel-1-Teile einfach in der Auto-Produktion erzeugen würde. Trotzdem bin ich gegen den Budget-Wahnsinn. Und für eine Lösung mit einem Zeitfenster von drei, vier Jahren. Sonst müssten die Teams ja über Nacht die halbe Belegschaft rausschmeißen.
— Warum waren Sie so sauer auf Vettel nach seinem Konflikt mit Hamilton im Grand Prix von Aserbaidschan in Baku?
Lauda: Vettel fährt dem Lewis hinten rein, regt sich auf und klagt, Lewis hätte gebremst. Ich hab gleich gesagt: Immer der, der von hinten drauffährt, ist schuld – wie im Straßenverkehr, logisch. Dann sind alle auf mich losgegangen. Vettel hat behauptet, Lewis hätte gebremst, um ihn absichtlich auffahren zu lassen. Die Daten zeigen aber: Das stimmt nicht. Lewis ist gerollt, bis das Safety Car die Start-Ziel-Linie überquert hat. Er hat alles richtig, Vettel alles falsch gemacht, der ist zu knapp dran gewesen, weil er unbedingt überholen wollte. Nach drei Tagen ist Vettel drauf gekommen und hat sich bei Lewis entschuldigt. Ich hab nur kritisiert, dass er dafür so lang braucht. Aber den Leuten gefällt so etwas. Für die Formel 1 ist das das Beste, was passieren kann.
— Na ja! Hamilton ist auch kein Engerl, er hat Vettel sogar zum Faustkampf eingeladen?
Lauda:Watschen hat es in der Formel 1 immer gegeben. Erinnere dich: Piquet und Salazar. Wenn ich früher auf jemand ang'fressen war, bin ich ihm reingefahren. So war’s damals. Es gab aber auch nicht so viele Kameras an den Strecken (grinst).
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