— Will man als Schauspieler jemandem nacheifern?
Julian Waldner:Ja, schon. Jetzt gerade ist es Matthew McConaughey, vorher war es Christoph Waltz oder Daniel Brühl. Das sind schon lebende Legenden und es ist irre, was die alles geschafft haben. Deren Karrieren schaut man sich genau an, um herauszufinden, wie sie das erreicht haben.
— Frisch vom Reinhardt-Seminar und schon die erste Hauptrolle. Wie bist du mit dem Druck umgegangen?
Julian Waldner:Darüber habe ich mit Regisseur Andreas Schmied gesprochen, der für mich ein wichtiger Mentor ist: Ich habe zuvor keine Hauptrolle gespielt, mich zu besetzen war ein Risiko – ich bin zwar talentiert, aber wie reagiere ich bei 30 Drehtagen?
Nach fünf Drehtagen hatte ich Tränensäcke unter den Augen, schaute in den Spiegel und fragte mich: Mit welcher Berechtigung existiere ich überhaupt?
Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte einen fürchterlichen Schlafrhythmus. Witzigerweise hat das gut zur Rolle gepasst, denn der damals 22-jährige Klammer, von dem ganz Österreich erwartet hat, dass er gewinnt, stand ebenso unter riesigem Druck.
— Wie bereitest du dich auf Castings bzw. auf Rollen vor?
Julian Waldner:Die Vorbereitung fängt schon vor dem Casting an. Als Schauspieler hast du ja hoffentlich viele Castings. Du bereitest dich vor und wirst abgelehnt oder bekommst die Rolle. Da kommt es auch darauf an, wie intensiv du dich auf eine Rolle vorbereitest. Das ist nicht bei jeder Rolle gleich, kann es auch gar nicht sein, denn sonst ist man nach zwei Jahren ausgebrannt.
Aber beim Klammer-Casting, da war es ganz anders. Als ich den Anruf bekommen habe, dass ich für diese Rolle zum Casting eingeladen werde, da hieß es für mich: alles oder nichts. Ich habe für dieses Casting alles gegeben, mich darauf so vorbereitet, als ob ich die Rolle schon hätte.
— Du warst schon Klammer?
Julian Waldner:Der bin ich erst später geworden. Das hatte auch mit Journalismus zu tun: recherchieren und fast stalken im Internet. Einfach alles einzusaugen, was möglich ist. Und natürlich proben bis zur Casting-Szene.
Das war die Pressekonferenz-Szene, die sicher eine der ausgefuchstesten im ganzen Film war. Die habe ich daheim immer wieder geprobt und nicht hinbekommen. In dieser Szene ging es ums Timing, was ist die perfekte Pause zwischen Frage des Interviewers und Antwort vom Klammer. Irgendwann habe ich mir gedacht, ich kann meinen Text, schauen wir mal was dabei rauskommt (lacht).
Und dann kommt die Szene und der Reporter fragt: "Herr Klammer, wie gehen sie mit dem Druck um?", und er macht etwas, was Reporter machen, er hält das Mikro zum Interviewten hin. Und das ist genau diese Zeit, diese eineinhalb Sekunden Pause, auf die es ankommt. Das war die perfekte Pause, die ich daheim überhaupt nicht bedacht habe. Ich musste sie nicht spielen, ich hätte einfach nur warten können, bis ich das Mikrofon vor der Nase habe (zuckt mit den Schultern und grinst).
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