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© Mario Herger
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Dezember 2016

In 13 Jahren wird Autofahren verboten

Der letzte Führerschein-Neuling ist bereits geboren, sagt Mario Herger. Denn: Autonomes Fahren wird alles verändern – so seine These.

Die letzte Person, die einen Führerschein machen wird, lebt bereits unter uns. Denn ab 2030 werden autonom fahrende, elektrische Autos vorherrschen, die per App bestellt werden. Es wird sogar verboten sein, ein Auto auf öffentlichen Straßen selbst zu lenken.

"Blödsinn, niemals!"

Aus heutiger Sicht mag das unwahrscheinlich klingen, doch Änderungen wie diese können rascher kommen als gedacht. Wir brauchen nicht weiter als nach Wien zu schauen und uns 100 Jahre zurückzuversetzen: In der kaiserlichen Wagenburg in Schönbrunn steht eine Kutsche, die als das Topmodell ihrer Zeit galt. Luxuriös wie ein Rolls-Royce, sportlich wie ein Ferrari. Kein Wunder, dass Kaiser Franz Joseph es liebte, sie selbst zu lenken.

Der Name des Kutschenmachers lautete Carl Marius. Schon von ihm gehört? Ich nicht. Dabei besitzt die Wagenburg 21 Wagen dieses Herstellers.

Wir wissen, was geschah: Das Automobil ersetzte das Pferd und alte Industrien verschwanden. Unter den Automobilpionieren fanden sich allerdings kaum Kutschenmacher, sondern Mechaniker, Büchsenmacher, Maschinenbauer, Industrielle und sogar Handelsgehilfen.

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Wir wissen, was geschah: Das Automobil ersetzte das Pferd und alte Industrien verschwanden.

Mario Herger, IT-Experte

Dieses Phänomen ist uns bestens bekannt. Die Leute, die Digitalkameras auf den Markt brachten, waren keine Filmpapier-Experten wie die von Kodak. Die Airbnb-Gründer stammen nicht aus der Hotelbranche. Die Uber-Gründer hatten mit dem Transportwesen nichts am Hut.

Doch weil sie mit dem Blick von außen kamen, ohne die Spielregeln der Industrie zu kennen, und Geschäftsmodelle aus anderen Wirtschaftszweigen mitbrachten, waren sie fähig, alte Branchen zu zerstören und neue Industrien zu schaffen. Das bezeichnen Forscher als Disruption.

130 Jahre nach der Erfindung des Autos stehen wir vor einer neuen Disruption, die von vier Seiten kommt: E-Antrieb, selbstfahrende Autos, Connected Cars und Sharing Economy. Und sie kommt ganz massiv.

In Kalifornien haben 19 Unternehmen eine Testlizenz, um autonome Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen zu testen. Google alleine fährt mit 58 dieser Fahrzeuge pro Monat über 200.000 Kilometer im Stadtverkehr. Selbstfahrende Taxis nahmen den Testbetrieb in Singapur, Pittsburgh und Boston auf.

Autonome Kleinbusse werden in der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Österreich und den USA getestet. Im Oktober fuhr ein selbstfahrender Lkw 190 Kilometer weit  und lieferte 50.000 Bierflaschen aus.

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Im März bestellten 400.000 Menschen ein neues Elektrofahrzeug von Tesla. Mehrere Städte haben den Umstieg ihrer Fahrzeug- und Taxiflotten auf E-Autos angekündigt oder, wie die chinesische Stadt Taiyuan, bereits abgeschlossen. Zwei Dutzend Fahrzeughersteller, die fast alle erst nach der Jahrtausendwende gegründet wurden, dominieren diesen Markt.

Ride-Sharing-Dienste wie Uber sammeln zur Zeit Milliarden Dollar an Risikokapital ein. Gleich mehrere Dutzend dieser neuen Transportdienstleister machen vor allem den alteingesessenen Taxiunternehmen das Leben schwer.

Im dritten Quartal 2016 wurden mehr als sechs Milliarden Dollar an Wagniskapital in Mobilitäts-Start-ups gesteckt. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Führerscheinbesitzer unter Jugendlichen kontinuierlich, und 85 Prozent der heute 25-Jährigen wollen gar kein Auto mehr besitzen.

Ein Auto ist eigentlich keine Lösung für ein Mobilitätsproblem, es löst bloß  "Connector"-Probleme. Dabei verbindet es Menschen, Plätze und Waren. Doch der beste Connector ist heute das Smartphone. Wer lenken muss, kann es nicht benutzen und ist deshalb getrennt.

Drei kritische Fragen an Mario Herger

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13 Jahre sind genug Zeit, um eine Technologie komplett zu ändern und den Markt damit zu durchdringen. Eine Aufnahme um 1900 zeigt die New Yorker 5th Avenue. Auf der Straße dicht gedrängt ein- und zweispännige Kutschen, dazwischen ein einziges Auto. 13 Jahre später stauen sich Automobile in beiden Richtungen, am Straßenrand steht verloren eine Kutsche. Ähnliche Aufnahmen gibt es wenige Jahre später vom Wiener Opernring.

2030 ist in 13 Jahren. Die Mehrheit der Fahrzeuge werden selbstfahrende, elektrische Ubers sein. Und der letzte Führerscheinprüfling wird widerwillig seine Fahrprüfung machen. Eigentlich wird man seit diesem Jahr auf öffentlichen Straßen ohnehin nicht mehr selbst ein Auto steuern dürfen, und man will es auch nicht mehr. Die Fahrzeit nützt man lieber für Vernünftigeres.

Über den Autor

Mario Herger (45) lebt seit 2001 im Silicon Valley, berät Unternehmen und schreibt Bücher. Im Frühjahr erscheint "Der letzte Führerschein-Neuling" im Plassen-Verlag. Sein Blog zum Thema autonomes Fahren auf www.derletztefuehrerscheinneuling.com

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