Welche Rolle soll das private Auto in der Verkehrspolitik spielen? Welchen Platz räumen Sie ihm in Stadt und Land ein?
Herbert Kickl: Ich will, dass unsere Mobilität von Selbstbestimmung geprägt ist. Die Verbreitung des Autos war ein wichtiger Schritt in Richtung Freiheit, die wir erhalten müssen. Darin sehe ich keinen Gegensatz zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Doch sollten wir dabei realistisch bleiben und die geografischen Gegebenheiten und auch die unglaublichen Kosten berücksichtigen, die entstehen würden, wenn wir jeden Landstrich mit Öffis erschließen wollten. Die private Mobilität mit dem Auto wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Wir kämpfen mit aller Vehemenz dagegen, Zwänge auszuüben, um den individuellen Verkehr einzuschränken.
Die Inflation seit 2021 liegt bei 21,6%. Die monatlichen Kosten für ein Auto sind allerdings um fast 26% gestiegen. Wie wollen Sie die Autofahrerinnen und Autofahrer entlasten?
Wir leben in einer Zeit, die von verrückten Entscheidungen geprägt wird. Eine dieser verrückten Entscheidungen ist das, was ich als Klimakommunismus bezeichne. Die Klimaveränderung ist wahrscheinlich das Komplexeste, was es überhaupt gibt, und sie soll jetzt mit einer ganz einfachen Antwort gelöst werden: Wir nutzen keine fossilen Energiequellen mehr und dann wird alles gut. Mit dieser Idee geht der Klimakommunismus auf den Verbrenner los und will ihn abschaffen. Diesen Vorstoß von europäischer Seite bekämpfen wir vehement. Die Leute dürfen nicht finanziell unter Druck gesetzt werden, indem Autofahren bewusst verteuert wird. Wir werden diese absurden steuerlichen Belastungen zurückzunehmen. Diesel und Benzin müssen leistbar bleiben. Entweder werden wir die Preise deckeln oder bestimmte Bestandteile des Gesamtpreises eliminieren.
Die nationale CO2-Bepreisung wird bis 2027 in den europäischen ETS II Handel übergeführt. Viele Ökonomen erwarten, dass der Literpreis an der Zapfsäule dadurch um über 25 Cent pro Liter ansteigt. Ist in diesem Fall für Sie eine Senkung der Mineralölsteuer vorstellbar?
Wir müssen uns in Österreich irgendwann entscheiden, ob wir Politiker sind, die Gesetze machen, oder Beamte, die sie vollziehen. Ich bin nicht der Meinung, dass wir eine CO2-Bepreisung zu akzeptieren haben. Wenn es nach uns geht, streichen wir die CO2-Bepreisung. Der Preis für Kraftstoff darf eine bestimmte Höhe nicht überschreiten und muss für den Normalverbraucher leistbar bleiben. In Österreich können wir allemal über die Mineralölsteuer eingreifen.
Für das WIFO und viele Umweltökonomen ist die Unterstützung von Pendlern eine "umweltschädliche Subvention", die abgeschafft gehört. Sehen Sie das auch so?
Solange sich die Menschen nicht beamen können, werden viele Angestellte pendeln müssen. Ich bin froh, wenn die Leute in Beschäftigung sind. Natürlich müssen sie irgendwie vom Arbeitsplatz nach Hause kommen und umgekehrt. Es ist notwendig, dafür entsprechende finanzielle Unterstützungsleistung zu liefern.
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