— Wie viele Schlitten fährst du?
Janine Flock: Insgesamt habe ich vier Schlitten, zwei sind immer dabei, aktuell fahre ich aber nur mit einem, den wir für die unterschiedlichen Bahnen immer wieder anpassen. Das ist mir lieber. Bei nur acht Weltcuprennen pro Saison möchte ich nicht nebenbei auch noch herumtesten.
— Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich 140 km/h im Eiskanal anfühlen. Denn so schnell seid ihr ja teilweise unterwegs. Ist das mit Motorradfahren vergleichbar?
Janine Flock: Hm. Ich würde es als ähnlich, aber anders beschreiben. Im Eiskanal ist alles noch zugespitzter, weil wir doch sehr auf diese extreme aerodynamische Form achten, die wir am Schlitten einnehmen müssen. Vom Gefühl her ähnelt es vermutlich am ehesten einer Rennmaschine, wenn man sich hinter der Scheibe möglichst kompakt zusammenkauert und den Wind drüberströmen spürt.
— Dein Sichtfeld ist also die meiste Zeit stark eingeschränkt…
Janine Flock: Ja, wie ein ständiger Tunnelblick. Weil ich meinen Kopf aktiv möglichst tief halten will, müssen meine Augen fähig sein, in einem sehr schrägen Winkel scharf zu sehen. Das ist aber nicht immer möglich, weil zum Beispiel bei der Kurveneinfahrt der Helm wegen der Fliehkräfte meist gegen das Eis knallt. Bis mein Blick danach wieder Halt findet und das Gehirn diese Eindrücke verarbeitet hat, vergeht wertvolle Zeit. Da bin ich mitunter schon bei der nächsten Kurve. Deswegen bin ich auch eher eine Gefühlsfahrerin. Ich versuche zu spüren, was gerade passiert, was mir die Bahn an Feedback gibt, wo ich bin und so.
— Wie erlebst du einen Lauf? Wie bereitest du dich vor? Hast du bestimmte Routinen, Rituale…?
Janine Flock: Ich habe eine Renn-Routine, die beginnt bereits mit dem Ankommen an der Bahn. Kurz vor dem Lauf nehme ich dann den Helm locker und fein in die Hand, lasse dabei gerne den Blick über den Helm schweifen, schnaufe noch einmal so richtig durch, dann bin ich bereit.
Beim Lauf selbst brauchst du einen schnellen Start, da muss jeder Schritt passen, der Ablauf muss technisch gut sein. Sobald man aber auf dem Schlitten liegt, sollte man den Puls runterbringen, ruhig bleiben, ganz fein lenken. Während der Fahrt versuche ich immer den Druck aufrecht zu halten. Ab und zu ist das gar nicht so leicht, ich will nämlich die Kurven auf Zug und nicht wellenförmig durchfahren – außer ich muss es, um schnell zu sein. Teilweise ist das Kurvenfahren mit dem Schlitten dem Motorradfahren recht ähnlich.
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