— Du bedienst trotz starker Österreich-Themen auch den deutschen Markt. Musst du da bei der Sprache auf vieles achten?
Beate Maly:Einige Dinge funktionieren in Deutschland nicht, das wird rausgenommen. Zum Beispiel "ausrasten", im Sinne von "nach dem Essen rasten". Das wird in Deutschland ganz anders verstanden (lacht).
— Eines deiner sehr erfolgreichen Bücher "Lehrerin einer neuen Zeit" handelt von Maria Montessori. Du bist selbst auch Montessori-Pädagogin…
Beate Maly:Ja. Aber es ist etwas ganz anderes, ob man über die Methode oder die Figur schreibt. Ich habe mich mit Maria Montessori zu Beginn schwer getan, denn sie war keine allzu nette Frau (lacht). Ich entschied mich daher für ihre Anfangszeit, vor ihrem "Knackpunkt", als sie schwieriger wurde.
— Heuer erschien dein Buch über die erste Frau, die die Welt mit dem Auto umrundet hat: Clärenore Stinnes. Wie war die Recherche?
Beate Maly:Ich hatte das Glück, dass ihre Tagebücher wieder aufgelegt wurden. Von Clärenore Stinnes gibt es auch Interviews und Filmaufnahmen, das habe ich mir alles angeschaut. Sie haben ja während der ganzen Reise von 1927 bis 1929 einen Film gedreht (Zusammenschnitt hier), der vom Fox Filmstudio gesponsert wurde. Leider nur einen Stummfilm, da es zu dem Zeitpunkt, als sie abreisten, den Tonfilm noch nicht gab. Als sie zurückkamen, schon. Sie haben dann nur nachträglich eine Tonspur darüber gelegt, es war aber natürlich nicht das gleiche.
Ansonsten musste ich recherchieren, wie es an den Orten aussieht, an denen sie war. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, habe ich mir sehr viele Dokus angesehen. Ich bin jetzt ein "Universum"-Profi (lacht).
— Aber keine Vor-Ort-Recherche?
Beate Maly:Nein, leider. Das wäre sich nicht ausgegangen. Aber es wäre fein gewesen.
— Was ist in deinen Romanbiografien Fakt, was Fiktion? Und wie viele Freiheiten hast du als Autorin?
Beate Maly:Man hat nicht allzu viel Freiheit, die Figuren sind fast alle historisch belegt, ebenso viele Erlebnisse. Aber bei den Dialogen kann ich improvisieren, denn man weiß ja nicht, was tatsächlich gesprochen wurde.
Wo ich mir z.B. bei Clärenore Stinnes die Freiheit nahm, war, ihre Beziehungen zu ihrer Schwester und zu ihrer Mutter auszuschmücken. Jene zu ihrer Mutter war tatsächlich problematisch, wie sie selbst in einem Interview zugab. Ihre Motivation, diese Weltreise zu machen, entstand sicher aus dieser schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung. Die Mutter stieß sie etwa nach dem plötzlichen Tod des Vaters aus dem großen Familienunternehmen, obwohl Clärenore da einsteigen sollte. Stattdessen wurden die Brüder bevorzugt und sie sollte eine gute Partie heiraten. Das wollte sie aber nicht.
— Später hat sie dann doch geheiratet…
Beate Maly:Ja, sie hat dann ihren Reisebegleiter und Filmoperateur geheiratet. Dabei hatte sie sich für einen kühlen, bereits vergebenen Schweden als Begleitung entschieden, damit da nichts passieren kann. Aber auf so einer langen Reise… (lacht).
— Es ist wirklich unvorstellbar, wie sie damals mit dem Auto um die Welt gefahren ist. Es gab weder Navi noch Handy…
Beate Maly:… noch Tankstellen.
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