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Ab Juli als starkes Duo an der Spitze der Flugrettung: Marco Trefanitz (li.) und Klaus Schwarzenberger.

© Erich Reismann

Ab Juli als starkes Duo an der Spitze der Flugrettung: Marco Trefanitz (li.) und Klaus Schwarzenberger.

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März 2024

Der Stratege und der Flugretter

Starkes Duo für die Zukunft: Ab Juli wird Geschäftsführer Marco Trefanitz von Klaus Schwarzenberger an der Spitze der ÖAMTC-Flugrettung unterstützt. Ein Gespräch über Anfänge, Ausblick und Zukunft.

Der eine philosophiert gerne, liebt das Fliegen und jongliert mit Zahlen, der andere ist passionierter Familienvater, Flugretter und Unternehmer. Beide mögen bunte Socken und Actionfilme, aber viel wichtiger – sie teilen die Leidenschaft zur ÖAMTC-Flugrettung.

Die Rede ist vom neuen Geschäftsführer-Duo Marco Trefanitz und Klaus Schwarzenberger. Letzterer tritt im Juli die Nachfolge von Langzeit-Geschäftsführer und Pilot Reinhard Kraxner an.

Somit erhält Routinier Trefanitz erneut operative Unterstützung von einem, der ebenso wie sein Vorgänger mit den Abläufen und Bedürfnissen der Crew vertraut ist. Warum das wichtig ist, welche Vorteile das hat und was sie für die Zukunft planen, erzählen sie im Interview.

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1 Gemeinsam führen Marco Trefanitz und Klaus Schwarzenberger (li.) die Flugrettung in die Zukunft.  © Erich Reismann

2 Einmal ernst, … © Erich Reismann

3 … einmal locker sprechen sie über ihre Pläne. © Erich Reismann

— Herr Schwarzenberger, Sie sind jetzt seit sieben Jahren Flugretter beim ÖAMTC. Aber hätten Sie sich damals gedacht, dass Sie hier Geschäftsführer werden würden?

Klaus Schwarzenberger:No way. (lacht) Ich hätte es mir auch im Jänner vor einem Jahr nicht gedacht.

Marco Trefanitz:Das kann ich bestätigen. Da hat er sogar im Hearing gefragt, ob es für einen Flugretter überhaupt möglich ist. Ich habe geantwortet: Was glaubst du, warum du dasitzt?

Klaus Schwarzenberger:(lacht) Genauso wars. Ich bin, was das betrifft, keiner, der die großen strategischen Pläne macht. Das hat sich glücklich ergeben.

— Wie lange kennen Sie einander?

Klaus Schwarzenberger:Seit dem Hearing. In der Übergabephase haben wir seither rasch eine gute gemeinsame Arbeitsweise entwickelt.

Marco Trefanitz:Die Chemie hat gleich gepasst und das ist bis dato so.

Klaus Schwarzenberger:Absolut. Wir mussten schnell produktiv werden und haben gleich gemerkt, dass Denk- und Herangehensweise und das Wertesystem zusammenpassen. Da war schnell klar, dass es gut funktioniert.

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— Herr Schwarzenberger, Sie treten in große Fußstapfen, Reinhard Kraxner war immerhin 17 Jahre Geschäftsführer. Nervös?

Klaus Schwarzenberger:Nein, nicht nervös, aber doch demütig. Ich muss aber sagen, dass es durch das Übergabejahr mit Reinhard Kraxner auf der operativen Seite und vor allem durch Marco, der viel Stabilität und Erfahrung mitbringt, letzten Endes sehr leichtgefallen ist. Auch haben wir in allen Bereichen sehr gute Teams und somit sind wir frei, uns auf die großen Themen der Zukunft zu konzentrieren.

— Sind Ihre Aufgabenbereiche genau definiert beziehungsweise abgesteckt?

Klaus Schwarzenberger:Die Geschäftsführung ist so aufgesetzt, dass Marco die strategisch wirtschaftliche Verantwortung und die unternehmenspolitische Vertretung nach außen hat und ich als operativer Geschäftsführer immer einen direkten Bezug ins Tagesgeschäft habe. Ich werde versuchen, einen Tag pro Woche weiterhin Dienst am Hubschrauber zu machen.

Marco Trefanitz: Durch diese unterschiedlichen Rollen und Blickwinkel gelingt es uns einerseits, Dinge kritisch zu hinterfragen, andererseits aber auch rasch Entscheidungen zu treffen.

Worauf es wirklich ankommt, sind hoch motivierte Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen, die ihren Beruf als Berufung sehen.

Marco Trefanitz, CEO ÖAMTC-Flugrettung

— Herr Trefanitz, was war Ihre größte Herausforderung in der Flugrettung bis jetzt?

Marco Trefanitz:Das war sicherlich der Anfang vor zwölf Jahren. Das Unternehmen war kaum strukturiert und nicht auf Wirtschaftlichkeit getrimmt, sondern vielmehr ein Start-up mit dem Ziel, Leben zu retten. Was damals wichtig und richtig war. Der notwendige Sanierungs- und Strukturierunsprozess war langwierig sowie intensiv und oftmals auch – intern wie extern – ein Drahtseilakt. Gemeinsam haben wir das aber hervorragend gemeistert.

Klaus Schwarzenberger:Stimmt, für die Flugrettung selbst war das sicher die kritischste Phase als Gesamtorganisation. Ohne die ökonomische Grundlage könnte kein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden. Das eine ist die Organisation selbst und das andere der Einsatzbetrieb. Beides ist in Balance zu halten.

— Stichwort HeliAir: Was bedeutet sie für die ÖAMTC-Flugrettung?

Marco Trefanitz:Unser Technikbetrieb HeliAir ist nicht nur Kernstück der Dienstleistung, sondern auch unser wichtigster Innovationspartner. Und das zusammen hat uns Schritt für Schritt – auch international gesehen – nach vorne gebracht und uns einen guten Ruf verschafft.

Unsere Teams im Backoffice in Wien, an den Standorten der HeliAir und auf den Stützpunkten setzen täglich ihr Wissen und ihre Erfahrung gemeinsam für andere ein.

Marco Trefanitz, CEO ÖAMTC-Flugrettung

Das Leistungsspektrum reicht von der Wartung bis zur Entwicklung und Herstellung unterschiedlichster Komponenten für den Hubschrauberbetrieb. Zudem ist die HeliAir auch Customer-Service-Partner des Triebwerksherstellers Safran. Das bedeutet, dass kleine Hubschrauberbetreiber aus ganz Europa bei uns Wartungsverträge abschließen.

Hier muss ich auch die hoch motivierten Mitarbeiter:innen vor den Vorhang holen, die über alle Bereiche hinaus sehr gut zusammenarbeiten. Das Schönste ist immer wieder, wenn sie über die Christophorus-Hubschrauber reden und dabei von "unseren Hubschraubern" sprechen. Das zeigt Verbundenheit und garantiert erstklassige technische Leistung – die auch wiederholt schon externe Kund:innen bis hin zu solchen aus dem hohen Norden in Finnland überzeugt hat.

Klaus Schwarzenberger:Wir haben extrem niedrige Ausfallquoten bei den Maschinen, wenig Fehleranfälligkeiten und kurze Reparaturzeiten. Im Einsatzbetrieb gibt es nichts Angenehmeres, als das zu wissen.

— Die Flugrettung gibt es seit 40 Jahren. Was wird sich bis zum 50-Jahr-Jubiläum tun?

Marco Trefanitz:Wir werden definitiv einen Wandel sehen. Wir werden das System ergänzen müssen oder, wie Klaus es nennt, mehr adaptieren müssen. Ähnlich wie die vergangenen zehn Jahre werden auch die nächsten innovationsgetrieben sein.

Wir sind schon sehr weit, aber es gibt immer noch einiges zu tun. Nehmen wir zum Beispiel den 24-Stunden-Betrieb. Das ist ein wesentliches Thema, zu dem wir uns auch verpflichtet haben, einfach weil wir es können. Aktuell haben wir drei Stützpunkte, von denen wir rund um die Uhr fliegen. Gerade Richtung Westen braucht es noch den einen oder anderen mehr, der auch in der Nacht fliegen kann.

Ein weiteres Thema sind sinnvolle Ergänzungen zu unseren Hubschraubern, wie etwa bemannte oder unbemannte Fluggeräte. Einerseits sind wir da schon ziemlich aktiv mit unserem eigenen Medical-Drone-Projekt involviert, andererseits haben wir auch bei einem spannenden Projekt unseres Partners, der ADAC Luftrettung, angedockt. Dabei sollen zukünftig Notärzt:innen mit elektrisch betriebenen Multikoptern Patient:innen noch schneller erreichen. Ich glaube, Flugrettung wird in Zukunft ein Mix aus unterschiedlichsten Angeboten sein.

Ich mag Verantwortung. Das war schon immer so. Natürlich ist diese groß, aber deshalb schlafe ich nicht schlechter.

Klaus Schwarzenberger, COO ÖAMTC-Flugrettung

— Also die Leistungen werden ergänzt und die gelben Hubschrauber fliegen weiterhin?

Klaus Schwarzenberger: Davon gehen wir aus. Von außen ist der Hubschrauber für Laien auch nicht von dem von vor zehn Jahren unterscheidbar. Es sind der Innenraum und die gesamte Technik, die den Riesenunterschied machen.

Marco Trefanitz:Technisch und medizinisch hat sich viel getan, die Geräte sind kleiner und leichter und ermöglichen uns eine bessere Versorgung. Ein Beispiel ist das mobile Ultraschallgerät. Es sind Innovationen wie diese, die nötig sind, um unsere Leistung und unsere Qualität stetig weiterzuentwickeln.

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Ein Ausblick in die Zukunft und Herausforderungen der Flugrettung.

— Welche Herausforderungen sehen Sie noch auf die Flugrettung zukommen?

Marco Trefanitz:Herausforderungen gibt es definitiv viele und in allen Bereichen. Auf der einen Seite sind wir gerade mitten in einer technischen. Wir rüsten derzeit alle unsere Hubschrauber mit WLAN aus, da das 3G-Netz ein Auslaufmodell ist.

Auf der anderen Seite hätten wir da das Personalthema. Wir brauchen auch noch in zehn Jahren engagierte Leute in allen Bereichen. Diese zu finden, wird immer schwieriger. Noch haben wir da keine Probleme, aber wenn man ein bisschen in die Nachbarländer schaut, kann man es schon bemerken.

Das sind alles Themen, die uns sicher in Zukunft tangieren werden. Und wo man eben auch schauen muss, dass man im Backoffice, an den Stützpunkten und in den Werften der HeliAir die richtigen Personen hat. Dass man genau diese engagierten Leute, die wir jetzt haben, auch dann noch hat. Da gehört auch ein großer Teil Idealismus dazu. Sonst kann man diese Dinge nicht in der Qualität liefern, wie wir es gewohnt sind.

— Gutes Stichwort: Wann wird es auch bei uns Pilotinnen geben?

Klaus Schwarzenberger:Die Fliegerei ist nach wie vor massiv männerdominiert. Es gibt derzeit nur zwei Hubschrauberpilotinnen in Österreich und allgemein sind Pilotinnen am freien Markt sehr rar. Aber wir hoffen, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren auch die erste Pilotin bei uns begrüßen dürfen.

Marco Trefanitz: Worauf es wirklich ankommt, ist ein guter Mix in der Crew. Und die Besten aus der jeweiligen Profession zu haben. Wir haben mit unserem AirRescueCollege auch ein eigenes Auswahl- und Ausbildungsverfahren entwickelt, in dem wir großen Wert auf Social Skills legen.

— Wie geht die Flugrettung angesichts der personellen Herausforderungen mit den Themen Diversität und Integration um?

Marco Trefanitz:Wir sind uns da unserer sozialen Verantwortung durchaus bewusst. Wir fördern aktiv Diversifikation und freuen uns über Frauen in Führungspositionen. Uns ist es wichtig, dass bei der Flugrettung Menschen mit Einschränkungen ebenso arbeiten wie Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Nationalitäten. Denn dieser Mix ist einfach belebend und wertvoll für alle.

— Wer von Ihnen könnte einen Helikopter notlanden?

Klaus Schwarzenberger:Mit dem Autopiloten und ein wenig Unterweisung grundsätzlich beide.

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Gemeinsam haben beide nicht nur die Hingabe zur Flugrettung, sie teilen auch die Liebe zum Sport.

— Sie beide haben bei der Flugrettung einen anstrengenden Job. Wie entspannen Sie?

Marco Trefanitz:Ich komme zur Ruhe beim Sport wie Laufen, Schwimmen, Mountainbiken oder einfach dabei, Zeit mit Freund:innen und Familie ohne Handy zu verbringen.

Klaus Schwarzenberger:Ausdauersport oder mit der Familie draußen in der Natur sein. Da merke ich, dass ich gut abschalten kann.

— Was finden wir auf Ihrem Nachtkasterl?

Marco Trefanitz:Vor allem Bücher. Aber keine Fachbücher. Lieber Werke von Werfel oder Torberg oder aktuell "Die Kunst, kein Egoist zu sein" von Richard David Precht. Und natürlich dürfen auch Asterix und Obelix nicht fehlen.

Klaus Schwarzenberger:Ein Philosophiebuch: "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von Karl Popper.

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