— Herr Trefanitz, was war Ihre größte Herausforderung in der Flugrettung bis jetzt?
Marco Trefanitz:Das war sicherlich der Anfang vor zwölf Jahren. Das Unternehmen war kaum strukturiert und nicht auf Wirtschaftlichkeit getrimmt, sondern vielmehr ein Start-up mit dem Ziel, Leben zu retten. Was damals wichtig und richtig war. Der notwendige Sanierungs- und Strukturierunsprozess war langwierig sowie intensiv und oftmals auch – intern wie extern – ein Drahtseilakt. Gemeinsam haben wir das aber hervorragend gemeistert.
Klaus Schwarzenberger:Stimmt, für die Flugrettung selbst war das sicher die kritischste Phase als Gesamtorganisation. Ohne die ökonomische Grundlage könnte kein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden. Das eine ist die Organisation selbst und das andere der Einsatzbetrieb. Beides ist in Balance zu halten.
— Stichwort HeliAir: Was bedeutet sie für die ÖAMTC-Flugrettung?
Marco Trefanitz:Unser Technikbetrieb HeliAir ist nicht nur Kernstück der Dienstleistung, sondern auch unser wichtigster Innovationspartner. Und das zusammen hat uns Schritt für Schritt – auch international gesehen – nach vorne gebracht und uns einen guten Ruf verschafft.
Unsere Teams im Backoffice in Wien, an den Standorten der HeliAir und auf den Stützpunkten setzen täglich ihr Wissen und ihre Erfahrung gemeinsam für andere ein.
Marco Trefanitz, CEO ÖAMTC-Flugrettung
Das Leistungsspektrum reicht von der Wartung bis zur Entwicklung und Herstellung unterschiedlichster Komponenten für den Hubschrauberbetrieb. Zudem ist die HeliAir auch Customer-Service-Partner des Triebwerksherstellers
Safran. Das bedeutet, dass kleine Hubschrauberbetreiber aus ganz Europa bei uns Wartungsverträge abschließen.
Hier muss ich auch die hoch motivierten Mitarbeiter:innen vor den Vorhang holen, die über alle Bereiche hinaus sehr gut zusammenarbeiten. Das Schönste ist immer wieder, wenn sie über die Christophorus-Hubschrauber reden und dabei von "unseren Hubschraubern" sprechen. Das zeigt Verbundenheit und garantiert erstklassige technische Leistung – die auch wiederholt schon externe Kund:innen bis hin zu solchen aus dem hohen Norden in Finnland überzeugt hat.
Klaus Schwarzenberger:Wir haben extrem niedrige Ausfallquoten bei den Maschinen, wenig Fehleranfälligkeiten und kurze Reparaturzeiten. Im Einsatzbetrieb gibt es nichts Angenehmeres, als das zu wissen.
— Die Flugrettung gibt es seit 40 Jahren. Was wird sich bis zum 50-Jahr-Jubiläum tun?
Marco Trefanitz:Wir werden definitiv einen Wandel sehen. Wir werden das System ergänzen müssen oder, wie Klaus es nennt, mehr adaptieren müssen. Ähnlich wie die vergangenen zehn Jahre werden auch die nächsten innovationsgetrieben sein.
Wir sind schon sehr weit, aber es gibt immer noch einiges zu tun. Nehmen wir zum Beispiel den 24-Stunden-Betrieb. Das ist ein wesentliches Thema, zu dem wir uns auch verpflichtet haben, einfach weil wir es können. Aktuell haben wir drei Stützpunkte, von denen wir rund um die Uhr fliegen. Gerade Richtung Westen braucht es noch den einen oder anderen mehr, der auch in der Nacht fliegen kann.
Ein weiteres Thema sind sinnvolle Ergänzungen zu unseren Hubschraubern, wie etwa bemannte oder unbemannte Fluggeräte. Einerseits sind wir da schon ziemlich aktiv mit unserem eigenen Medical-Drone-Projekt involviert, andererseits haben wir auch bei einem spannenden Projekt unseres Partners, der ADAC Luftrettung, angedockt. Dabei sollen zukünftig Notärzt:innen mit elektrisch betriebenen Multikoptern Patient:innen noch schneller erreichen. Ich glaube, Flugrettung wird in Zukunft ein Mix aus unterschiedlichsten Angeboten sein.
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