— Wenn man deine Konzerte hört, sind die Parameter schneller, komplexer, schwieriger.
Martin grubinger:Das ist richtig.
— Hast du so spielen gelernt? Oder war die Idee deines Vaters, der anfangs dein Lehrer war, ein hyperaktives Kind zu bändigen?
Martin grubinger:Also wenn man ihn jetzt fragt, würde er wohl sagen, als Lehrer hat er hohe motorische Fähigkeiten bemerkt und auch ein besonderes Talent, das er gefördert hat. In Wahrheit ist es ein bisschen wie bei den Hirschers: Der Vater war Schilehrer und wusste, wie der perfekte Schwung aussieht, und erkannte, Marcel hat es drauf. Also unterstützte er ihn, eine Profikarriere anzustreben.
— Wie bringt man einen kleinen Buben dazu, dass er entsprechend übt?
Martin grubinger:Begonnen habe ich mit vier Jahren. Das Entscheidende ist, dass man jemanden hat, der es mit Spaß vermittelt. Der die Faszination der Musik und des Instruments mit Lebensfreude verbindet. Es geht nicht um Zwang! Alles, was wir in der Musik leben, ist Emotion, Begeisterung, Leidenschaft, die Möglichkeit, kreativ zu sein. Das muss ein Lehrer in die richtigen Bahnen lenken.
Aber das ist auch die Herausforderung. Es liegt nicht an den Kids, es liegt an uns Lehrern. Wir sind leider oft nicht gut genug.
— Was kann ein guter Lehrer?
Martin grubinger:Ein guter Lehrer verbindet alles mit Spiel- und Lebensfreude. Ich habe nie wissentlich Technik geübt. Mein Vater hat es spielerisch gemacht, sagte zu mir: Komm, probieren wir aus, spielen wir am Drum Set zu Led Zeppelin, lassen wir die Hi-Hat dazu laufen. Dazwischen ging er mit mir raus und wir haben 20 Minuten am Garagentor Fußball gespielt und dann ging es weiter mit einem Playalong zu Queen.
Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass er mit mir den Wrist Rock in der rechten Hand trainiert hat. Das hat er mir aber so nie gesagt, ich habe einfach Queen-Songs begleitet. Auch für andere Instrumenten übten wir so. Zum Beispiel als ich Kontrabass lernte. Es war nie so, dass ich das Gefühl hatte, ich muss das machen. Es war so ein Gefühl von Leichtigkeit, völlig natürlich.
— Es gibt das Vorurteil, dass virtuose Künstler nicht die besten Lehrer sind…
Martin grubinger:Ich weiß nicht, ob ich ein guter Lehrer bin, aber mein Vater ist es. Er unterrichtet an der Landesmusikschule in Mondsee und ich habe dort immer im Vorraum geübt, bevor wir daheim ein Studio hatten. Da kamen die Kids nach acht Stunden Unterricht von der Schule. Die waren völlig erschöpft. Nach 50 Minuten bei meinem Vater hüpften sie voll Energie aus seinem Zimmer.
Er hat nicht nur Schlagzeug mit ihnen geübt, sie haben Ball gespielt zwischen den Becken, dann durften sie ihren Kopf auf den Kopierer legen. Und dann war wieder das Drum Set dran. Es ist immer rund gegangen. Die sind auch länger geblieben und dann war es nicht mehr einer, sondern drei oder vier, die einfach nicht genug bekommen konnten.
Er liebt diesen Job in der Musikschule, auch wenn er am Mozarteum unterrichtet, und will gar nicht in Pension gehen. Wir brauchen Lehrer in den Musikschulen, den Konservatorien, in der Schule, die mit Begeisterung unterrichten und Lebensfreude vermitteln.
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