Moderne Fahrzeuge sind mittlerweile Computer auf Rädern. Wie groß ist die Gefahr von Cyberangriffen in einer zunehmend vernetzten Infrastruktur?
Aufmerksamkeitswarner, Spurhalteassistent, Notbremsfunktion: Sehr viele hochkomplexe Assistenten sind heute schon serienmäßig an Bord. Solche Systeme weisen eine enorme Anzahl an Programmierzeilen auf. Noch einen Schritt weiter geht die Komplexität bei selbstfahrenden Autos. Hier sprechen wir von bis zu 300 Millionen Programmzeilen. Pro 1000 Programmzeilen treten circa 20 Schwachstellenfehler und ein bis zwei kritische Schwachstellen auf. Aufgrund der enormen Code-Menge steigt die Anzahl potenzieller Schwachstellen also signifikant. An genau diesen Stellen setzen Hacker an.
Auf welche Art und Weise können Hacker die Schwachstellen und Lücken nützen?
Die Bandbreite an möglichen Angriffen ist vielfältig. Daten könnten ausgelesen und abgezogen werden. Angreifer könnten aber sogar aus der Ferne in die Steuerung der Fahrzeuge eingreifen – um ein sehr bedrohliches Szenario aufzuzeigen. Auch Diebstahl ist ein großes Thema: Verbrecher können die Identität der Fahrzeugbesitzer übernehmen, ihre Mehrwertdienste nutzen, aber auch die Autos selbst stehlen. Angreifer könnten auch auf die Kameras und Sensoren der Fahrzeuge zugreifen oder die Ladeinfrastruktur beeinträchtigen. Nicht selten ergeben sich die Sicherheitslücken durch Softwareupdates. Aber nicht alle Hersteller nehmen die Gefahren gleich ernst; die Qualität der Cybersecurity unterscheidet sich teils stark zwischen den Herstellern.
Welche Art von Angriff kommt am häufigsten vor?
Aktuell besteht die größte Gefahr zum Glück für die Brieftasche und nicht für Leib und Leben. Denn die überwiegende Zahl der Angriffe zielt darauf ab, Daten und Zugänge zu stehlen und von den Fahrzeugeignern Geld dafür zu erpressen, dass sie wieder vollen Zugang zu ihrem Fahrzeug und zu ihren Diensten erhalten. Natürlich werden die Daten auch an Dritte verkauft. Wer heute ein neues Auto in Betrieb nimmt, registriert sich ja in vielen Fällen beim Hersteller und nutzt eine App des Herstellers, über die gewisse Funktionen gesteuert werden können. Die Daten, die laufend von den Fahrzeugen gespeichert werden, bieten also sicher den größten Angriffspunkt. In vielen Fällen wissen die Eigentümer der Autos nicht einmal, was alles erfasst, wo es gespeichert und wie es genutzt wird. Das kann vor allem bei Fahrzeugen aus Ländern wie den USA und China, wo es andere Datenschutzgesetze gibt, zum Problem werden.
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