Der Formel-1-Fahrer Pierre Gasly unterhält sich mit einem Journalisten.
© Helmut Eckler
© Helmut Eckler
Juni 2024

Mixed Feelings

Der eine hat eben einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben, der andere steht kommende Formel-1-Saison noch ohne Job da. Pierre Gasly und Esteban Ocon vom Alpine F1 Team im Talk in Spielberg.

Die Freudenschreie bei Esteban Ocon sind längst verhalt. Die Euphorie in Budapest, als der französische Rennfahrer 2021 erstmals einen Grand Prix gewann, ist drei Jahre später der Ernüchterung gewichen: Alpine verlängert den Vertrag mit Ocon nicht. Und generell ist die Performance des Teams nicht da, wo man sie haben will.

Auf der anderen Seite der Garage überwiegt dennoch Optimismus. Die Resultate? Zwar auch nicht viel besser, aber im Zuge des Großen Preis von Österreich 2024 in Spielberg wird bekannt: Pierre Gasly hat einen mehrjährigen Vertrag bei Alpine unterschrieben. Und der französische Rennstall holt als Berater den ehemaligen Teamchef und Sportmanager Flavio Briatore ins Boot.

Was sich Gasly von Briatore erwartet und wie Ocon seine Zukunft sieht, beantworteten die beiden bei einer Talkrunde in Spielberg.

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Abdeckungen eines Formel 1 Autos stehen vor einer Box.
© Helmut Eckler

Esteban, wie besorgt bist du über deine Zukunft?

Ocon: Ich bin recht zuversichtlich.

Falls alles schief geht: Wäre die WEC, die Langstrecken-Weltmeisterschaft, eine Alternative für dich?

Nein, im Moment sollte es nicht schief gehen. Es passieren gerade viele Talks mit Teams – und hoffentlich wird alles bald geklärt sein.

Was waren die Gründe für das Team, deinen Vertrag nicht zu verlängern?

So ist das nicht passiert. Wir waren gegenseitig einverstanden, nach der Saison getrennte Wege zu gehen.

Der Formel-1-Fahrer Esteban Ocon unterhält sich mit einem Journalisten. © Helmut Eckler
Steht 2025 (noch) ohne Job da: Esteban Ocon beim Großen Preis von Österreich 2024.

Was ist bei der Fahrzeugentwicklung falsch gelaufen?

Es gibt ein paar technische Dinge, die uns Fahrern nicht kommuniziert wurden. Ohne einer guten Zirkulation von Informationen kann es nicht klappen. Wir waren nicht gut genug, um die Probleme zu lösen.

Was nimmst du aus den vergangenen Jahren mit?

Großartige Erinnerungen und einige tolle Rennen. Aber es gab auch schwierige Momente, in denen Dinge nicht so funktioniert haben wie geplant. Wir haben es nicht geschafft, ein Auto zu bauen, mit dem man gewinnen und um Podien kämpfen kann. Ich wünsche dem Team das Beste für die Zukunft. Und ich wünsche Pierre das Beste für die Zukunft. Das sind "good News" für ihn und ich wünsche ihnen eine erfolgreiche Partnerschaft.

Ein schwarz-pinkes Formel 1 Auto fährt über den Red Bull Ring. © Helmut Eckler
Esteban Ocon beim Großen Preis von Österreich 2024.

Fliegender Wechsel. Esteban Ocon verlässt den Tisch im Alpine F1 Motorhome. Auftritt Pierre Gasly.

Gasly: Gratulation an den ersten Platz in der Gruppenphase bei der Fußball-WM (lacht).

Danke! Wie fühlst du dich mit dem neuen Vertrag?

Ich bin extrem happy. Es ist immer ein spezieller Moment, wenn man einen neuen Vertrag unterschreibt. Es waren langanhaltende Gespräche, eine lange Periode des Beobachtens, um zur Schlussfolgerung zu kommen, was das Beste für meine Zukunft ist. Das hat sehr früh dieses Jahr begonnen. Durch Lewis, der zu Ferrari wechselt, ist der ganze Fahrermarkt durchgemischt worden. Es war wichtig für mich, mir die Zeit zu nehmen.

Welche Wünsche hast du bezüglich deines nächsten Teamkollegen?

Ich möchte den schnellstmöglichen Typen neben mir haben, eine starke Benchmark. Ich hatte immer starke Teammates. Hoffentlich können wir als Team den schnellsten Fahrer bekommen.

Deine Ziele für diese Saison?

Die haben sich nicht verändert. Wir starteten sehr schwach am Anfang des Jahres, in Bahrain waren wir in der letzten Reihe. Aber ich denke, dass wir in letzter Zeit ein paar Fortschritte gezeigt haben. Doch es gibt immer noch viel zu tun, der Schritt zu den Top-Teams ist sehr groß. Was für uns wichtig ist, ist das Auto zu verstehen.

Der Formel-1-Fahrer Pierre Gasly unterhält sich mit einem Journalisten. © Helmut Eckler
Der Formel-1-Fahrer Pierre Gasly unterhält sich mit einem Journalisten. © Helmut Eckler
Der Formel-1-Fahrer Pierre Gasly unterhält sich mit einem Journalisten. © Helmut Eckler

Was erwartest du dir vom Auto 2026, das ja einem stark veränderten Reglement unterliegen wird?

Es ist unmöglich, das vorherzusagen. Deshalb haben auch die Verhandlungen für den neuen Vertrag ihre Zeit gebraucht – jeder erzählt dir, er werde der Beste sein. So wie ich das sehe, wird 2026 ein Jahr mit vielen Möglichkeiten.

Was denkst du über die Spitze des Feldes? Gab es da eine Verschiebung an der Spitze?

McLaren sieht sehr stark aus, sie werden Red Bull eine recht harte Zeit geben bis zum Ende des Jahres. Ferrari kann stark sein, aber auch etwas schwach auf manchen Strecken. Mercedes sieht auch ein wenig inkonstant aus. McLaren hingegen ist, egal welcher Track, immer da. Auch wenn Max einen guten Job macht, denke ich dennoch, dass McLaren ein paar Leuten von Red Bull einige weiße Haare mehr beschert.

Ein schwarz-pinkes Formel 1 Auto fährt über den Red Bull Ring. © Helmut Eckler
Pierre Gasly auf der Startgerade beim des Großen Preis von Österreich 2024.

Wie weit könnt ihr an die Spitze kommen?

Dieses Jahr? Keine Chance. Auch nächstes Jahr wird es schwierig, so einen großen Abstand zu schließen. Wir haben natürlich ein bisschen was in der Pipeline und Ideen mit unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten. Aber ich erwarte nicht, bereits nächstes Jahr den Abstand zu schließen – auch wenn McLaren gezeigt hat, dass es nicht unmöglich ist. Aber 2026 ist sicherlich eine Möglichkeit, an der Spitze zu kämpfen.

Was wird Flavio Briatore ins Team bringen?

Flavio ist sehr motiviert, er kommt mit viel Energie und Ambitionen. Und ich bin happy, jeden im Team willkommen zu heißen, der das Team nach vorne pusht.

Abgesehen vom Racing – was genießt du hier in Spielberg am meisten?

Schnitzel (lacht). Aber leider muss ich mich bis Sonntagabend davon fernhalten. Ich habe als Red Bull-Fahrer hier schon viel Zeit verbracht und viele Aktivitäten gemacht. Einmal habe ich mir sogar fast mein Handgelenk auf einem KTM-Motorrad gebrochen. Weil mir langweilig war und ich etwas tun wollte, gaben sie mir ein Bike, was eine sehr schlechte Idee war (lacht).

Ein Formel-1-Auto fährt auf der Rennstrecke an einem Austrian-GP-Schild vorbei. © Helmut Eckler

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