Gut zehn Jahre später, Glavitza schreibt für die Salzburger Nachrichten, trifft er Rindt wieder: im Fahrerlager des Nürburgrings beim 1.000-Kilometer-Rennen. Wieder grinsen sie einander an, diesmal ohne Watschen. Rindt, mittlerweile in die Ohren reingewachsen, fährt gemeinsam mit Umberto Maglioli den Ferrari von Gotfrid Köchert und auch schon Formel Junior.
Köchert ist der Grandseigneur der Wiener Racing-High-Society: der erste Österreicher in Le Mans, Sieger auf der Nürburgring-Nordschleife. Und gerade in Vorbereitung auf die olympischen Segelbewerbe 1964 in Tokio.
Für Jochen Rindt wird Köchert zum Ziehvater. Als Stil-Ikone berät und als Hofjuwelier schleift er Rindt wie einen Rohdiamanten. Und der hat Feinschliff bitter nötig: Er gilt als ungeduldig, hektisch, ruppig, arrogant, aufbrausend und wild.
Wild wie in der Jugend, als Jochen Rindt und Schulfreund Helmut Marko in den winkeligen Grazer Gassen pubertäre Privatrennen veranstalten. Anfangs noch auf Jochens Moped, einer Lohner Sissy, später in geborgten Autos.
Marko, heute Red-Bull-Rennsportdirektor, versenkt dabei den Chevrolet des Vaters in der Mur. Führerschein? Hamma kan! Jochens Großvater ist verzweifelt. Unter Tränen gesteht er Enkel Uwe: "Der Jochen ist ein Taugenichts!"
Rindt wird samt Schulkumpan Marko nach Bad Aussee entsorgt: ein Gymnasium für besondere Kinder. Dort ist er Außenseiter. Während Mitschüler in der Freizeit Faltboote bauen oder in Klettertechnik unterrichtet werden, interessieren Rindt nur Autos. In seinem Käfer rast er wie ein Irrer durch die Gegend, landet mehr als einmal im Straßengraben.
Als Helmut Marko maturiert, Rindt hat einen Nachzipf, fahren beide, quasi als Maturareise, zum Großen Preis von Deutschland zum Nürburgring. Fasziniert erleben sie die Formel-1-Stars am Schwalbenschwanz. Rindt im Überschwang: "Des moch i a, i werd Rennfoarer!"
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