— Ist Zeit ein Thema für dich?
Pit Beirer: Zeit geht mir permanent aus. Du brauchst morgens, aber auch untertags und abends beim Zubettgehen länger als jemand, der gehen kann. Das zeitraubendste Thema für Querschnittgelähmte ist die Pflege, die Hygiene und die menschlichen Bedürfnisse. Das macht keinen Spaß. Hingegen machen der Job, die Familie und Sport mir riesig Spaß.
— Von wo weg bist du gelähmt und was bedeutet das im Alltag?
Pit Beirer: Gelähmt bin ich vom fünften Brustwirbel abwärts. Fakt ist: Es geht mir am besten, wenn ich viel Krafttraining betreibe, dann bin ich oben stärker. Zu viel essen darf ich auch nicht, sonst werde ich zu schwer. Ich muss ja alles mit den Armen machen. Mehr Sport heißt auch, ich hab weniger Kreislauf-Probleme.
Ich bin vom 5. Brustwirbel abwärts gelähmt. Wenn ich mich nach vorne beuge, muss ich mich mit einer Hand am Rollstuhl festhalten, um nicht nach vorn zu fallen.
Pit Beirer, KTM-Motorsport-Chef
Ich spüre halt von der Brust abwärts nichts mehr, hab auch keine Funktion der Bauchmuskulatur. Wenn ich aufrecht sitze, muss ich mich mit einer Hand abstützen, sonst würde ich nach vorne fallen. Frei zu sitzen ist nicht möglich. Etwas mit beiden Händen zusammenschrauben geht auch nicht, denn ich muss mich am Rollstuhl festhalten. Und in Rückenlage komme ich nicht überall hin.
Und wenn ich etwas in die Hand nehme, kann ich nicht mit dem Rolli wegfahren. Lege ich es auf den Schoß, ist oft die Hose danach versaut. Ich kann auch keinen Kübel Wasser holen, um meine Autofelgen zu waschen. Das ist alles nervig, muss ich aber akzeptieren.
— Wie schwer war es ein Leben im Rollstuhl zu akzeptieren?
Pit Beirer: Wenn du so verunfallst wie ich, Lungenriss, Schulterblatt und Rippen gebrochen, dann liegst du erst einmal wie einbetoniert im Bett. Da wünscht du dir, Rollstuhlfahrer zu sein. Als Erstes musste ich atmen lernen, meine Arme bewegen. Nie werde ich vergessen, wie ich mich gefreut habe, als ich endlich aufrecht im Rollstuhl saß, zum Tisch gefahren bin, um eine Tasse Kaffee zu trinken.
— Was kannst du alles im Rollstuhl?
Pit Beirer: Ich führe ein selbstbestimmtes Leben. Kann Auto fahren, kann mich pflegen, duschen und ich könnte sicher auch alleine leben.
— Du bist oft sportlich unterwegs, angeblich sogar offroad. Wie geht das?
Pit Beirer: Die Rennräder für Behinderte finde ich absurd. Du liegst drin, schaust in den Himmel für ein bissl mehr Top-Speed. Jeder Zehnte wird, weil die Bikes so tief liegen, von Autos angefahren. Ich will mich in der Natur schinden. Mag ein Gerät, in dem ich aufrecht sitze. Darum hat mein Dreirad Geländereifen und Scheibenbremsen, damit ich, wenn ich irgendwo rauf fahre, auch wieder sicher runterkommen.
— Ist nie etwas passiert?
Pit Beirer: Ja, doch. Einmal ist mir bei einer Offroad-Tour die Fußschlaufe gebrochen und der Rad-Rahmen hat mir Schien- und Wadenbein gebrochen. Am gleichen Tag erlitt auch Valentino Rossi einen Beinbruch, bei einem Enduro-Training. Wir haben einander vom Krankenbett Textnachrichten geschickt.
Kommentare