Mit seiner Meinung ist Manuel nicht alleine: Beim virtuellen 24-Stunden-Rennen von Daytona waren über 6.000 Gamer gleichzeitig am iRacing-Server. Darunter auch Formel-1-Star Max Verstappen, der Teil des führenden Sim-Racing-Teams Redline ist und unlängst sogar auf Podest-Kurs war, ehe seine Internetverbindung abriss – der klassische Technik-Ausfall der Sim-Racer-Generation.
Aber hat durch iRacing nun jeder die Möglichkeit, sich im eigenen Wohnzimmer mit dem Red-Bull-Superstar Verstappen zu messen? Nicht ganz. Dafür sorgt nämlich das Ranking-System, das iRacing von anderen Rennsimulationen wie RFactor2 oder Assetto Corsa unterscheidet.
Als Einsteiger fährt man in schwächeren Autos zuerst gegen Gegner auf ähnlichem Niveau und muss sich Punkte erarbeiten, die das sogenannte iRating verbessern. "Du wirst nach Können und Fairplay eingeteilt", erklärt Waldbauer. "Wenn man etwa die Strecke abkürzt oder andere Fahrer abdrängt, erhält man Minuspunkte. Rowdys haben dadurch keine Chance."
"Das System kann aber auch unfair sein", verweist er darauf, dass bei einer Berührung beide Piloten Minuspunkte erhalten. "Denn woher soll die Simulation wissen, wer die Berührung verursacht hat?"
Im schlimmsten Fall ist es dennoch möglich, eine Rennleitung aus realen Menschen einzuschalten. "Es gibt tatsächlich eine eigene Abteilung, die sich nur um den Sporting Conduct (sportlicher Verhaltenskodex, Anm. d. Red.) kümmert", erklärt Profi Philipp Eng. "Wenn ich der Meinung bin, dass mir der andere mit Absicht ins Auto gefahren ist, dann könnte ich einen Protest schreiben, das Video-Replay anfügen und dann entscheiden die, ob das durchgeht oder nicht." Ein Vorgang übrigens, der bis zum Lizenzentzug führen kann.
Damit können die im Moment nur virtuell durchgeführten Formel-1-Rennen nicht mithalten. Denn als Plattform dient da das offizielle Formel-1-Computerspiel F1 2019 für den Mainstream, dessen Verkaufszahlen die Formel-1-Macher von Liberty Media steigern wollen. "Ich will nicht zu hart in meinem Urteil sein, aber das ist keine Simulation wie iRacing oder RFactor2, sondern halt ein Spiel für die breite Masse", sagt Eng, der weiß, wovon er spricht: Von Red Bull Racing für die virtuelle Bahrain-Premiere engagiert, fuhr er auf der Plattform "F1 2019" nach der Pole-Position auf den starken dritten Platz.
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