Die Targa Florio ist und war immer ein waghalsiges, gefährliches Abenteuer. Erfunden von Graf Vincenzo Florio in den Anfängen des vorigen Jahrhunderts und nebenbei ist sie auch das älteste Autorennen der Welt. Älter noch als die berühmten 500 Meilen von Indianapolis. Der erste Kurs ist eine viel zu lange 148-Kilometer-Runde auf öffentlichen Straßen durch Sizilien, mehr Inselrundfahrt als Rennen.
Die erste Startflagge fällt am 6. Mai 1906, vor 110 Jahren, denn zehn Mal gab es keine Targa Florio. Zehn Rennwagen brausen im 10-Minuten-Takt los. Der Sieger, Allessandro Cagno auf Italia, braucht für drei Runden 9 Stunden und 32 Minuten. In den Folgejahren wird die Strecke nach und nach bis auf die legendären 72 Kilometer verkürzt: führt nun durch das Hinterland von Cefalu, die "Piccola Madonie".
Gestartet wird in Cerda, wo heute die Tristesse der heruntergekommenen historischen Boxen und Tribünen an längst vergangene Speedtage erinnert. Auch der Asphalt der Strecke war früher in besserem Zustand. Der Kurs ist grandios, für die Fahrer aber extrem fordernd: 1.000 Höhenmeter, 900 Kurven, Bergstraßen, Spitzkehren, enge Dorfdurchfahrten, schroffer Fels. Und fanatische Menschenmassen, die die Autos im Vorbeifahren zu berühren versuchen. Einige ganz Verrückte liegen am Boden, greifen nach den Reifen. Einzig die lange Buonfornello-Gerade am Meer – länger als die Mulsanne in Le Mans – bietet Zeit zum Verschnaufen, trotz Tempo 300 und voll ausgedrehtem fünften Gang.
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