"Immer um diese Jahreszeit kommen die Emotionen wieder hoch", sagt der Vater Rudolf Ratzenberger heute. "Als Roland in Imola fuhr, sind wir gerade von einer Mexiko-Reise heimgekommen, müde nach dem langen Flug liege ich im Bett und sehe auf Eurosport, wie ein zerstörtes Auto aus der Tosa-Kurve schießt." Völlig entgeistert erkennt der Vater: Es ist sein Sohn. "Wie der Kopf leblos hin- und gefallen ist, da hab ich gewusst…"
Wie ist so etwas zu verkraften? Rudolf Ratzenberger: "In meinem Arbeitsleben bei der Pensionsversicherung hab ich so viele Schicksale erlebt… Viele werfen mir vor, abgebrüht zu sein, aber das bin ich nicht." Rudolf Ratzenberger flüchtet sich in öffentliche Auftritte, wird dafür kritisiert. "Aber so konnte ich die Tragödie verarbeiten. Meine Frau hat länger gebraucht." Rudolf Ratzenberger ist beeindruckt von der Anteilnahme der Italiener, die Jahr für Jahr Gedenkfeiern für Senna und seinen Sohn in Imola veranstalten. 20 Jahre nach dem Unfall pilgern 25.000 Fans an die Strecke.
Was war der Roland für ein Mensch? "Meine Frau sagt, das erste Wort, das er gesprochen hat, war Auto, nicht Mama." Die Ratzenbergers wohnen auf der Salzkammergut-Straße. Roland zählt gern vorbeifahrende Autos, kennt früh alle Marken. Gegenüber die Garage von Walter Lechner – dessen Formel-Ford-Rennwagen haben es dem Buben angetan. "Am liebsten war er drüben bei den Mechanikern", weiß Rudolf Ratzenberger. Die Eltern sind wenig begeistert, als Roland Jahre später die HTL abbricht, um Rennen zu fahren.
Roland Ratzenberger arbeitet hart für seinen Traum. Er trainiert 1980 in Walter Lechners Racing School, später wird er Instruktor. Walter Lechner weiß: "Roland war ein guter Rennfahrer. Aber sein Talent, ohne große finanzielle Mittel immer wieder ein Team und ein Cockpit zu finden, war unglaublich."
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