— Mark, verfolgst du noch die Formel 1 und wie findest du die neuen Regeln?
Mark Webber: Ja, ich schaue sie mir schon noch an, aber sie ist nicht mehr auf meinem täglichen Radar. Ein paar Dinge gehören verändert, verbessert. Ich bin ja noch immer Fan und ich will, dass diese Serie die Spitze des Motorsports bleibt. Ich weiß auch, dass derzeit die Fahrer selbst Druck für mehr Attraktivität, für mehr Herausforderung machen.
— Wie schwer war es eigentlich, der Formel 1 adieu zu sagen, nach so langer Zeit?
Mark Webber: Ziemlich einfach. Ich war so glücklich, dass Porsche mich angerufen hat. Jeder Rennfahrer möchte einmal in seinem Leben für Porsche fahren. Außerdem war ich schon fast 38 Jahre, es war also an der Zeit, mit der Formel 1 aufzuhören. Das Timing hätte nicht besser sein können.
— Gab es so etwas wie einen Knackpunkt, der die Entscheidung leicht gemacht hat?
Mark Webber: In den letzten Jahren habe ich schon gemerkt, dass meine Motivation langsam schwindet. Das war keine Entscheidung über Nacht. Es war ein schleichender Prozess, ich wollte etwas anderes machen. Du musst dir vorstellen, seit 1993 reise ich elf Monate im Jahre durch die Welt. Bis 2013 hatte ich nur knapp fünf Wochen im Jahr, in denen ich kein Flugzeug bestiegen habe. Ich fragte mich: "Willst du das noch?" Die Antwort war nein. Also habe ich mich verändert. Der Stresslevel in der Langstrecken-WM ist mit nur acht Rennen deutlich niedriger.
— Wenn du auf deine Formel 1-Karriere zurückblickst, was waren die schönsten Momente?
Mark Webber: Monte Carlo einmal zu gewinnen war speziell, zweimal einzigartig. Ich erinnere mich auch gerne an den Britischen Grand Prix in Silverstone, vor den fanatischen britischen Fans…
— …wo du im Ziel gesagt hast: Nicht so schlecht für einen Nummer 2-Fahrer?
Mark Webber: Ganz genau. Seb (Anm.: Sebastian Vettel) bekam damals einen neuen Flügel und ich nicht. Ich war richtig sauer. Das hat mich zusätzlich motiviert. Aber ich erinnere mich auch gerne an mein allererstes Formel-1-Rennen im Minardi 2002 in Australien: Ein großartiger Tag, denn ich wurde sensationeller Fünfter.
— Bedauerst du, nicht Weltmeister geworden zu sein?
Mark Webber:Ich will es so sagen: Nicht viele Fahrer konnten die Weltmeisterschaft bis zum letzten Rennen offen halten, wie ich 2010. Damit war ich schon besser als viele vor mir. Aber ich habe unterm Strick null Titel eingefahren – so ist das Leben. Aber hätte mir damals, als ich Australien verlassen habe, um in Europa Rennen zu fahren, jemand gesagt: Du wirst neun Siege, über 40 Podiumplätze und 19 schnellste Runden haben, und du wirst zwölf Jahre in der Formel 1 sein, mit den besten Leuten, den besten Teams zusammenarbeiten und gegen die weltbesten Fahrer bestehen – ich wäre überglücklich gewesen. Aber es ist nur natürlich, mehr zu wollen. Schau Fernando Alonso an, der ist zweifacher Weltmeister, ist aber nicht glücklich, weil der den dritten Titel will. So läuft das. Ich habe mehr Siege als manche, die Weltmeister waren…
— …wie Keke Rosberg, der hatte nur fünf Siege.
Mark Webber: Wie auch immer. Trotzdem heißt das nicht, dass ich besser bin als er. Ich war nie Champion, er schon, aber mein Leben geht weiter.
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